Was ist Wahrheit?
Eine etwas spöttische Frage! Pilatus, der sie stellte ging fort, ohne die Antwort abzuwarten. Er wusste: Es gibt keine wahre und richtige Antwort!
Wir sind heute noch nicht weiter. Allerdings hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Wahrheitsfindung ein Prozess ist, bei dem die Menschen der Wirklichkeit immer näher kommen, jedoch ohne sie ganz erreichen und begreifen zu können. Dazu einige anregende Gedanken:
Der grosse Brockhaus definiert Wahrheit wie folgt:
"Wahrheit ist die Übereinstimmung der Erkenntnis mit ihrem Gegenstand. Da dieser stets ein bestimmter ist, kann die Übereinstimmung nur durch Vergleichung mit ihm, nicht aber nach allgemeinen Regeln erkannt werden. Daraus folgt, daß es kein allgemeines Kriterium der Wahrheit geben kann, das für alle Erkenntnisse ohne Unterschied ihrer Gegenstände gültig wäre. - Von der inhaltlichen Wahrheit (materiale Wahrheit) zu unterscheiden ist die logische Wahrheit (formale Wahrheit), die in der Übereinstimmung der Erkenntnis mit den allgemeinen Regeln des Denkens besteht und mithin die logische Richtigkeit der Aussage betrifft; für sie ist mit den Gesetzen der formalen Logik ein allgemeines Kriterium gegeben, das aber nur die Form, nicht jedoch den Inhalt der Erkenntnis umfaßt. So kann z. B. ein Schlußsatz (Conclusio) logisch falsch, inhaltlich aber wahr sein und umgekehrt."
Etwas verwickelt für den Anfang, aber wir werden noch genauer hinsehen!
Das Wahrheitskriterium ist ein Kennzeichen, das wahre Urteile kennzeichnet und durch das deren Wahrheit festgestellt werden kann. Wahrheitskriterien sind durchaus unterschiedlich.
Beispiele für Wahrheitskriterien aus 3.000 Jahren Wahrheitsforschung sind:
Dogmatisch-religiöse Kriterien: Ewige Wahrheiten, weil geoffenbart durch eine Gottheit oder ähnliches
Konsensus-Kriterium: Wahr ist, worin die Mehrzahl der vernünftigen denkenden Menschen übereinstimmt.
Pragmatisches Kriterium: Wahr ist etwas, wenn es nützt.
Kriterium der Äquivalenztheorie: Die Behauptung (Erkenntnis) muss mit der Wirklichkeit übereinstimmen.
Hört sich ja gut an, aber was ist Wirklichkeit? Wie können wir sie sehen, schmecken, tasten, messen oder sonst erfassen?
Schliesslich beruht unser ganzes Wissen auf Sinneseindrücken (optische Täuschungen eingeschlossen), Messwerten (wobei Verfälschungen durch Gerät und Beobachter eingeschlossen sind) und Axiomen (grch.: unbeweisbarer, aber in sich logische Sätze). Wenn Mathematiker behaupten "2+2=4" wird niemand diese Wahrheit bestreiten. Man geht davon aus (das ist ein Axiom), dass jede natürliche Zahl gleichweit (um den Wert 1) von der ihr folgenden natürlichen Zahl entfernt ist. Beweisen kann das niemand, wohl aber als brauchbare Voraussetzung fürs Rechnen verwenden.
Wie relativ unsere "absoluten Konstanten" sind, zeigt in jüngster Zeit die Teilchenphysik ebenso wie die Astrophysik (Lichtgeschwindigkeit ist unter gewissen Voraussetzungen auch auch denkbar als Variable).
Das immer erneute "In-Frage-stellen" aller absoluten Werte ist die Mutter allen Fortschritts!! Durch das "Neugierig-sein" und "In-Frage-stellen" wuchs die Menschheit aus der Steinzeit des Wissens in die Moderne. Der Prozess der Wahrheitsfindung oder auch nur eindeutiger Wahheitskriterien ist spannend und längst nicht abgeschlossen.
Dazu bleibt anzumerken: Wahrheit ist niemals eine Eigenschaft von Dingen. Sie bezieht sich auf unsere Urteile über die Dinge.
"Quelle" phillex.de
Etwas umfangreicher .........................

