...einfach wieder mal das Ganze aus technischer Sicht:
An ein bewusstes Sounding glaube ich nicht. Natürlich kann ein Hersteller, der mit PMPO-Leistungen "arbeitet" hinschreiben was er will, es ist alles der selbe Unsinn. Aber wer einigermasen seriös arbeitet, will gute Daten angeben.
Kommt ein Sounding durch Frequenzgangverbiegungen zustande, so müssen diese über 1dB betragen, um wirklich festgestellt zu werden. Und Frequenzgänge eines Verstärkers mit mehr als 1dB Abweichung im Bereich von 100Hz bis 10kHz (Ausserhal dieses Bereichs ist eine Abweichung von sogar 3dB kaum feststellbar!) sind eigentlich unverkäuflich. Also müssten es andere Werte sein, die schlecht sind. Und auch ein zu hoher Klirr wird vom Kunden nicht akzeptiert.
Es gibt aber durchaus Möglichkeiten, einen Verstärker schlechter zu bauen, sodass sich Unterschiede ergeben. Diese sind aber z.B. nur bei nahezu Vollleistung und nur in bestimmten Frequenzbereichen vorhanden.
Ein Endtransistor, wie er vor 40 Jahren verwendet wurde, hat eine relativ geringe Stromverstärkung. Und wenn er mehr belastet wird, nimmt seine Verstärkung genau so ab, wie mit steigender Frequenz. Wird jetzt ein Verstärker bewusst knapp kalkuliert, auch technisch, so wird eine bestimmte Leistung bei einem bestimmten Maximalklirr angestrebt und dies bei 1kHz. Bei 5kHz ist die Leistung geringer, der Klirr höher und die Verstärkung geringer. Damit ergibt sich ein Frequenzgangfehler bei hoher Leistung, ein höherer Klirr und ein schlechterer Dämpfungsfaktor (grösserer Ri).
Rechnen wir aber mal mit einer Abhörlautstärke von 86dB, so reichen üblicherweise 2x 0,5W aus. Mit 2x5W hätten wir schon 96dB Schalldruck, was schon ganz heftig ist. Das bedeutet, dass wir bei diesen geringen Leistungen keinen Unterschied der Verstärker feststellen, weil die Daten immer noch im grünen Bereich liegen. Erst bei z.B 2x 25W (nochmals 7 dB mehr) ist der kleine Verstärker am Anschlag und die Fehler treten auf, während ein genau so schlecht konstruierter Verstärker mit 100W immer noch weit von den Grenzen entfernt ist.
Das bedeutet, dass das Konzept und die "grosszügige" Bauteilwahl (nicht irgendwelche per Gehör ausgesuchte Kondensatoren oder ähnlicher Unsinn, sondern Bauteile mit genügend Reserve!) an den Leistungsgrenzen zu hörbaren Unterschieden führen. Wir werden also im Normalfall (bei vergleichbaren Messwerten) bei kleinen Leistungen keinen Unterschied feststellen. Diese kommen erst bei den Leistungsgrenzen zum tragen.
Es gibt aber grosse Unterschiede zwischen Röhren- und Transistorgeräten, wobei bei den Röhren von jenen Geräten ausgegangen wird, welche kaum oder gar keine Gegenkopplung aufweisen. Gegenkopplungs- und schaltungsabhängig ändert sich nämlich der Lautsprecherfrequenzgang. Ich habe im Folgenden [
attachment=607] mal einen Originalfrequenzgang (rot) mit einem Ri von 1 Ohm "unterlegt" (grün). Da ist eine Abweichung ersichtlich. Und je höher die Impedanzkurve verläuft (blau), umso geringer wird die Abweichung.
Weiter habe ich zwei Lautsprecher-Simulationen eingestellt und zwar mit einem Ri von 0 Ohm [
attachment=608] und einem von 1 Ohm. [
attachment=609] Hier ergibt sich bei der Eigenresonanz ein identisches Bild (0dB), bei höheren Frequenzen aber ein Abfall von 2,4dB gegenüber einem geringen Abfall von 0,4dB bei der Null Ohm-Variante. Ob der Unterschied tatsächlich im Pegel hörbar ist, steht auf einem anderen Blatt. Aber das Ein- und Ausschwingverhalten des Lautsprechers verändert sich deutlich und das ist etwas, das weder beim Lautsprecher selbst (weil vom Verstärker abhängig) noch beim Verstärker (weil vom Lautsprecher abhängig) angegeben wird.
Alles in allem ist also eine Klangdifferenz durchaus möglich und je billiger der Verstärker konstruiert ist, desto grösser können die Differenzen an der Leistungs- und Frequenzgrenze sein. Das bedeutet nun nicht, dass teure Geräte besser sind. Sie punkten allenfalls durch die höhere Leistung, sodass diese Geräte kaum an ihre Leistungsgrenze kommen und somit im Normalfall keine Differenz hörbar wird.
Differenzen gibt es also hauptsächlich bei Röhrengeräten und allenfalls bei Plattenspielern, weil sich verschiedene Verstärkerhersteller nicht an die Vorgaben betr. Eingangskapazität halten.