Aus Beitrag 829:
Zitat:Ultra High Current Single Push-Pull Circuitry
Haben wir also wieder mal Märchenstunde!
Da wird doch wieder die Geschichte von der Stromlieferfähigkeit bemüht, ohne darauf einzugehen, wie hoch der Strom tatsächlich werden kann. Es geht hier nicht NUR um Denon, sondern um alle, die sowas behaupten, daher nicht voll OT!
Damit ein Strom in den Endtransistoren fliesst, ist eine Spannung nötig und ein Widerstand. Die Spannung ist die Betriebsspannung des Gerätes, der Widerstand der Schwingspulendraht des Lautsprechers.
Die Speisespannung ist üblicherweise im Maximum 50V, weil Transistoren mit mehr als 100V relativ selten und damit teuer sind (am Transistor kann im Maximum die Summe der beiden Speisungen, also + und -50V = 100V liegen!).
Und wenn wir mal von einem Widerstand von 2 Ohm ausgehen, was eigentlich nicht üblich ist, bei kräftigen PA-Endstufen aber zulässig sein kann, so kann der Spitzenstrom maximal 25A betragen. Das ist zwar recht anständig, aber noch kein Wahnsinn. Und diese Endstufe würde vom Hersteller mit einer Leistung von 625W an 2 Ohm angegeben. Das ist machbar.
Wenn wir aber eine Endstufe nehmen, die der Hersteller mit 100W an 4 Ohm angibt, so macht er die Speisespannung nicht 50V, sondern nur etwa 35V. Damit bekommt er die 100W (Spitzenspannung 28,3V) klirrfrei hin, weil ja noch eine Restspannung von 6,7V am Transistor bleibt. Selbst bei Ausnützung der voll möglichen Spannung wäre an einer 4 Ohm Box (Drahtwiderstand 3,2 Ohm) 10,9A möglich. Es ist also nicht möglich, mit dieser Endstufe, die für 100W 4 Ohm konzipiert ist, mehr als 11A Spitzenstrom zu ziehen. Wenn nun der verwendete Transistor im Maximum laut Datenblatt 15 oder 20A verträgt (bei genügender Kühlung und unter Berücksichtigung der maximalen Leistung!), so ändert dies nichts daran, dass aus dem Netzteil und durch die Schwingspule nicht mehr als die 10,9A fliessen können. Eine Bezeichnung mit 15 oder 20A wäre also reine Hochstapelei ohne tatsächlichen Wert, weil es im Normalbetrieb nicht soweit kommen kann. Und wenn da von Musikimpulsen gefaselt wird, so können diese nur dann einen höheren Strom und damit eine höhere Leistung zur Folge haben (Musikleistung, wie bei der alten Norm 45500), wenn das Netzteil eigentlich unterdimensioniert ist und daher im Ruhefall eine weit höhere Spannung bringt, welche unter Last zusammenfällt. Dies ist also kein Ruhmesblatt, sondern eine schmalbrüstige Konstruktion.
Kommt weiter hinzu, dass die Leiterbahnen auf dem Print bei einer maximalen Breite von etwa 4mm und eine Dicke von 35 Mikrometer einem Querschnitt von 0,14 Quadratmillimeter entsprechen. Bei der Hausinstallation ist 1,5 Quadratmillimeter für maximal 16A zulässig, um die Verluste und eine Erwärmung in Grenzen zu halten. Wenden wir die selben Grundlagen hier an, so wäre ein Dauerstrom von rund 1,5A mit diesen Leiterbahnen zulässig. Das Zehnfache ist als kurze Impulse denkbar, aber nicht mal für 1 Sekunde, ohne dass sich aus den Leiterbahnen hübsche Löckchen entwickeln.
Also, immer dann, wenn mit der Stromlieferfähigkeit geworben wird, so ist es im Grunde eine verunglückte Konstruktion. Damit der Strom fliessen kann, muss die Betriebsspannung hoch genug sein, weit höher als sie üblicherweise ist. Diese hohe Betriebsspannung würde im Normalbetrieb den Verlust und damit die Abwärme erhöhen, was letztlich den Hersteller Geld kostet. Also wird dies sicher unterbleiben.
Zweitens ist es kein Problem, Transistoren mit höherem Strom (Dauer und Impuls) zu finden, aber es ist nicht so einfach, bezahlbare Transistoren mit höherer Spannung zu finden, wie es für die höheren Ströme dank ohmschem Gesetz (höhere Spannung) nötig wäre. Und es ist schon gar nicht üblich, Printplatten mit entsprechend dimensionierten Leiterbahnen einzusetzen, wie sie für diese Ströme überhaupt nötig wären.
Dass eine Leistungsangabe nach PMPO absoluter Schwachsinn ist, ist mittlerweile bekannt und solche Angaben zeichnen bestenfalls Brüllwürfel aus, aber nicht Highend. Warum sollen wir dann Ströme, die der PMPO-Schätzung entspringen (messen kann man das nicht, weil es die Geräte nie überleben), in Highend-Geräten gut heissen? Es ist der selbe Schwachsinn, der nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat.