So, wie versprochen hier mal ein kleiner Leitfaden für Digitalkamera-Interessenten - er ist relativ lang geworden, aber es soll ja nicht an Informationen fehlen... Viel Spaß beim Lesen!
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Der kleine Entscheidungs-Leitfaden für Digital-Kameras
Digitale Kameras gibt es inzwischen wie Sand am Meer – aber was soll der geneigte Einsteiger denn nun kaufen? Die Hersteller versprechen wie immer das perfekte Foto-Vergnügen, verschweigen aber ebenso gerne Vor- und Nachteile der verschiedenen Konzepte…
Daher möchte ich an dieser Stelle mal die verschiedenen Klassen und Konzepte vorstellen und auch auf technische Merkmale sowie Details eingehen, die gerade für Einsteiger – die von den vielen Informationen oft schlichtweg erschlagen werden – wichtig sind!
Die verschiedenen Digital-Kamera-Klassen im Überblick:
Kompakt-Kameras:
Diese kleinen Kameras zeichnen sich durch ihre teilweise extrem kompakten Maße aus – schließlich sollen sie wenn möglich immer dabei sein und dabei hosen- oder hemdtaschen-kompatibel sein. Meist sind sie auf Schnappschuß-Fotografie (d.h. kurze Einschalt- und Reaktionszeiten) optimiert, mit vielfältigen Automatiken, die dem Besitzer die meisten Einstell-Parameter abnehmen. Allen gemeinsam ist, dass ein Sucher fehlt – das Motiv wird über ein mehr oder weniger kleines TFT-Display an der Kamerarückseite anvisiert.
Es gibt zwar auch bei den Kompakten Modelle mit recht hochwertigen Objektiven (z.B. von Zeiss) und auch Einstellmöglichkeiten jenseits der Automatik, der Fokus liegt hier aber doch eher im Einsteiger- und/oder ambitionierten Amateur-Bereich – die Immer-dabei-Kamera für alle Fälle.
Bridge-Kameras:
Auch „Super-Zoom“ genannt – das Bindeglied zwischen Kompakt- und DSLR-Kamera. Diese Klasse zeichnet sich durch Objektive mit relativ großem Zoom-Bereich (meist 10-12 Stufen) aus, mit gegenüber den Kompakten teils deutlich größeren Gehäusen und sowohl Automatik- wie manuellen Programm-Modi. Manche Geräte haben sogar einen Sucher, der das digitale Bild des Displays in einem Ausschnitt wiedergibt. Bedingt durch die größeren Gehäuse trifft man hier öfter auf deutlich größere Bilderfassungs-Chips (sog. CCD’s), so dass hier das (später noch zu erwähnende) Bildrauschen weniger kritisch sein kann. Auch ist meist ein etwas kräftigerer Blitz vorhanden, teilweise gibt es sogar einen „Schuh“ zum Anschluß eines externen Blitzautomats.
Diesen Kameras gemein ist, dass sie wie die Kompakten keine Möglichkeit zum Wechseln des verbauten Objektivs bieten.
Spiegelreflex-Kameras (DSLR = Digital Single-lens reflex):
Für viele die sog. „Königsklasse“ der Fotografie – große, schwere Gehäuse, herkömmliche optische Sucher, Wechselobjektive… Hier trifft man alles, was der sehr ambitionierte Fotofreunde und auch Semi-Profis zu schätzen wissen!
Schon in den Einsteigerklassen der DSLR’s gibt es sehr ordentliche Bodies – aber die richtige „Musik“ machen natürlich wie bei den analogen Pendants erst die richtigen Objektive! Alle großen Hersteller (Canon, Nikon, Sony mit dem Konica-Minolta-Erbe, Fuji, Olympus etc.) ermöglichen die Verwendung analoger Objektive an ihren digitalen Kameras; hier muß man allerdings beachten, dass die meisten Einsteiger-DSLR’s nicht das übliche Kleinbild-Format abbilden, sondern kleiner sind. Entsprechend sind die Brennweiten der Objekte mit dem sog. „Crop-Faktor“ zu multiplizieren, der meist zwischen 1,4 bis 1,6 liegt. Ein 35-mm-Objektiv wird also an der Digitalen zum 50-mm-Objektiv. Für eine DSLR spricht ebenso die Verfügbarkeit von Zubehör - von externen Blitzautomaten bis hin zu Akku-Aufsätzen usw.
Grundsätzliches:
Was viele Interessenten verunsichert ist die Problematik des sog. „Pixel-Wahns“; jahrelang haben die Hersteller ihre Kameras nach dem Motto angepriesen: „Mehr hilft mehr“! Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn:
Die bildgebenden Elemente bei einer Digitalkamera, die sog. CCD’s (= charged coupled devices), befinden sich dicht gedrängt auf einem mehr oder weniger kleinen Chip. Diese reagieren auf Licht, und die Software in der Kamera verarbeitet dieses Signale mit ihren Prozessoren zu den entsprechenden Bildinformationen.
Die Sensorgröße z.B. beim Kleinbildformat beträgt bekanntlich 36x24 mm; ein in einer Kompaktkamera verbauter CCD von z.B. 1/1,8 Zoll hat eine Größe von ca. 7,1x5,3 mm! Werden nun auf diesem recht kleinen Chip statt 5 auf einmal 10 Megapixel untergebracht, sind diese nur noch halb so groß! Entsprechend weniger Licht kann in das entsprechende winzige Bildelement fallen, diese liegen außerdem viel enger beieinander, so dass es neben der schlechteren Lichtausbeute auch noch Überstrahlungen und Fehlinterpretationen seitens der bildverarbeitenden Software gibt – auch bezeichnet als das sog.
„Bildrauschen“. Dies um so stärker, je schlechter die Lichtverhältnisse sind…
Für einen DIN-A4-großen Abzug ist rein rechnerisch eine Auflösung von 4 (!!!) Megapixeln völlig aureichend, für die oft üblichen 10x15-Abzüge sogar nur 2,3 Megapixel! Etwas mehr Auflösungs-„Reserve“ ist ok, daher reichen nach Meinung vieler Experten 5-6 Megapixel für eine Kompaktkamera völlig aus. Um nun das Bildrauschen zu mindern, wird oft in der Kamerasoftware noch mit allerlei Algorithmen „verschlimmbessert“, um das oft suboptimale Ergebnis irgendwie zu kaschieren.
Hier wiederum sind die digitalen DSLR’s im Vorteil, da aufgrund der deutlich größeren Gehäuseformen meist wesentlich größere CCD-Chips verbaut werden. Aber auch hier reichen im allgemein 8-10 Megapixel völlig für eine optimale Bildqualität aus. Allerdings ist es leider recht schwierig, entsprechende Modell heute noch zu finden – anscheinend besinnt sich aber die Industrie allmählich auf diese Problematik und bietet auch wieder Kameras mit reduzierten Auflösungen an…
Wenn ich heute nach einer
Beratung zum Kauf einer Digital-Kamera gefragt werde, ist zuallererst der Einsatzzweck wichtig – der dann zu den verschiedenen Klassen führt. Der Anteil der Kompaktkameras ist immer noch am höchsten, daher würde ich
folgendes empfehlen:
- Auflösung: 6 bis 8 (max. 10) Megapixel
- Möglichst ein hochwertiges Objektiv mit 3- bis 5-fach optischem (!) Zoom
- Modell der großen Markenhersteller; die oft bei den Discountern wie Aldi oder Lidl verkauften Geräte taugen IMHO absolut nichts!
- Neben den Automatik-Modi auch die Möglichkeit des manuellen Eingriffs (Belichtungszeit, Weißabgleich, manueller Blitz etc.)
- Kurze Einschalt- und Reaktionszeit