Überholung und Tuning einer NAD 2140 Endstufe
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hoschibill
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#1
18.09.2010, 20:44

Hallo zusammen Smile
Mal ein Bericht von mir an ungewohnter Stelle Wink.
WICHTIG: BEIM ARBEITEN AN GEÖFFNETEN GERÄTEN IMMER DEN NETZSTECKER ZIEHEN!!! ES BESTEHT DIE GEFAHR EINES ELEKTRISCHEN SCHLAGS, DER ZUM TODE FÜHREN KANN!!!


Vor kurzem bin ich in der Bucht über eine NAD 2140 Stereo-Endstufe gestolpert.

Der Verkäufer schrieb folgendes dazu:
Zitat:Nad 2140 highend Endstufe



Defekte Bastlerware!

Der Ton bei einem Kanal verzerrt!



Verkaufe eine defekte Endstufe aus der Edelschmiede Nad.

Leider verzerrt bei einem Kanal der Ton und eine LED Leuchte ist defekt, wird als defekte Ramschware verkauft!

Wird ausdrücklich als defekte Ramschware verkauft!

Das ganze gab es für 49,90€ Sofortkauf zzgl. 9,90€ Versand. Die NAD Verstärker geniessen einen sehr guten Ruf, ich war auf der Suche nach einer Transistorendstufe, die Fehler sind bestimmt nicht so schlimm und für den Preis kann man's versuchen. Also gekauft. Nach zwei Tagen kam das bei mir an:
[Bild: z3n3ta9m.jpg]
Sie hat über die Jahre gelitten. Das hätte aber auch schlimmer sein können.

Stecker in die Steckdose, Netzschalter an. Es knallt nicht, es raucht nicht - ein gutes Zeichen. Die Power-LED leuchtet nicht, wie beschrieben. Sonst alles gut. OK, hängen wir mal Lautsprecher d'ran. Immer noch alles gut. Denn mal Signal dazu und - oh Wunder - aus beiden Lautsprechern kommen Töne und zwar völlig unverzerrt. Das ist doch höchst erfreulich Big Grin. Klang aber trotzdem sehr merkwürdig. Hätte ich gewusst, dass man den 'Bridged' Schalter einschalten muss, um Stereo zu hören... naja, jeder macht mal Fehler. Die Verzerrungen dürften eine Kontaktstörung in einem der Schalter gewesen sein.

Die Endstufe an sich läuft also. Rein in's Auto und ab zu Martin. Die Power-LED muss auch leuchten. Also habe ich das Kabel von der LED zur Platine verfolgt und da dann einen defekten Widerstand gefunden. Ausgetauscht und schon leuchtet es wieder Big Grin. Damit waren alle Fehler beseitigt und die Endstufe technisch in Ordnung.

Nun ist dieser Amp mindestens 25 Jahre alt. Da ist zu vermuten, dass die Elkos schlapp sind. Ein Hörtest (an der Forenbox) bestätigte das. Sie klang gut, war aber unkontrolliert und im Bassbereich etwas schwammig. Da man alten Elkos auf die Sprünge helfen kann, wenn sie warm werden, haben wir mal eben den Heissluftfön in die Endstufe gehalten. Schon wurde es besser. Die logische Konsequenz: alle Elkos auswechseln.

WICHTIG: BEIM AUSTAUSCHEN DARAUF ACHTEN, DASS DIE NEUEN ELKOS RICHTIG GEPOLT EINGELÖTET WERDEN!!!

Urzustand:
[Bild: ofgphm3l.jpg]

Die alten Elkos:
[Bild: 7h5hwksw.jpg]

Ich bei der Arbeit:
[Bild: wjgqdpnm.jpg]

Mit neuen Elkos:
[Bild: h2bya2z7.jpg]

Einige Lötstellen, die nicht mehr schön waren, habe ich bei der Gelegenheit gleich nachgelötet.

Darauf folgte ein Hörtest. Das war schon deutlich besser. Das Klangbild war klarer, besser strukturiert und durchhörbarer. Auch die Räumlichkeit war hervorragend. Allein im Bass liess sie Kontrolle vermissen.

Also gings an die Netzteilelkos. Hier wurde aber nicht einfach alt gegen neu getauscht. Im Ursprung waren vier 4700uF/50V Elkos verbaut. Die gemessene Spannung an den Elkos war 51,3 Volt. Demnach waren die alten Elkos permanent im Grenzbereich. Nun könnte man ja einfach vier neue mit 63 Volt Spannungsfestigkeit einsetzen... Martin wusste aber eine bessere Lösung. Er teilte eine Gesamtkapazität von 24400uF auf vier, jeweils paarweise unterschiedliche Elkos auf.

Die alten Netzteilelkos:
[Bild: fixcve9h.jpg]

Neue Elkos:
[Bild: zceydy4x.jpg]

Fertig:
[Bild: l25z8vqd.jpg]

Der Erfolg der Massnahme ist ein deutlich präziserer Bassbereich. Bassschläge, bsp. von einer Bassdrum, kommen knackig und schnell mit Attacke. Es hat mich erstaunt, welche Wirkung die Wahl der richtigen Elkos auf den Klang hat. Das funktioniert übrigens auch mit anderen Verstärkern, die kein Schaltnetzteil haben Wink.

Fazit:
Die 2140 von NAD ist eine hervorragende Endstufe, die man sehr günstig erstehen kann. Funktionsfähig sind Preise unter 100€ keine Seltenheit. Die oben beschriebenen Arbeiten kann man bei Martin für 100€ inkl. Material ausführen lassen. Das Ergebnis ist eine Endstufe, die den Vergleich mit deutlich teureren Endstufen nicht scheuen muss.

Von mir eine klare Empfehlung für die 2140. Wer einen Vollverstärker sucht, dem sei der NAD 3140 an's Herz gelegt, der die gleiche Endstufe wie die 2140 hat. Einen 3140 werde ich mir auch noch für meine PC-Anlage zulegen.

Gruss
Olli
Freizeit muss Spaß machen Big Grin
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.09.2010, 16:11 von hoschibill.)
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Pizza
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#2
18.09.2010, 21:27

Sehr schöner Bericht von dir, Olli. Prost

Leider habe ich für solche Feinarbeiten zu grobmotorige Finger Big Grin. Solche Dinge überlasse ich meiner Frau, die eine ausgeprägte feinmotorische Fähigkeit hat.... Huh In allen Bereichen ... Tongue

Aber im Ernst: Man muss schon Jemanden kennen, wenn man selbst nicht so bewandert in der Materie ist. Ich würde z.B. nie auf den Gedanken eines Elkotauschs kommen.

Dann wünsche ich dir viel Spaß mit der Endstufe Prost

Gruß
Roger
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hoschibill
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#3
18.09.2010, 21:36

Hi Roger Smile

(18.09.2010, 21:27)Pizza schrieb: Leider habe ich für solche Feinarbeiten zu grobmotorige Finger Big Grin. Solche Dinge überlasse ich meiner Frau, die eine ausgeprägte feinmotorische Fähigkeit hat.... Huh In allen Bereichen ... Tongue

Aber im Ernst: Man muss schon Jemanden kennen, wenn man selbst nicht so bewandert in der Materie ist. Ich würde z.B. nie auf den Gedanken eines Elkotauschs kommen.

Primär ist das ja auch ein Bericht im DIY-Bereich Wink.

Mir geht es aber auch darum aufzuzeigen, dass sich die Aufarbeitung eines Verstärkers durchaus lohnen kann, auch wenn man "zwei linke Hände" hat Wink.

Eine 2140 kostet gebraucht funktionsfähig ca. 100€. Dazu kommen 100€ für die Überholung und das Netzteiltuning bei Martin. Macht 200€ für eine hervorragende Endstufe die keinen Vergleich scheuen muss und die nächsten 25 Jahre ihren Dienst tun wird. Ich finde, das ist eine Überlegung wert.

Gruss
Olli
Freizeit muss Spaß machen Big Grin
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.09.2010, 21:39 von hoschibill.)
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Pizza
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#4
18.09.2010, 21:40

Damit hast du natürlich recht, Olli. Ich denke auch, dass eine gute Gebrauchte mit entsprechender Modifikation den heutigen Verstärkern und Endstufen durchaus Paroli bieten kann, teilweise sogar überlegen ist.

Wenn ich bedenke, was meine Denon-Kette mal neu gekostet hat und für was einen Spottpreis (in Relation) ich die ganzen Teile "geschossen" habe ... Hail

Dafür hätte ich mit Sicherheit nichts vergleichbares Neues bekommen.

Gruß
Roger
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hoschibill
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Registriert seit: Mar 2009
#5
18.09.2010, 21:41

Zitat:Ich denke auch, dass eine gute Gebrauchte mit entsprechender Modifikation den heutigen Verstärkern und Endstufen durchaus Paroli bieten kann, teilweise sogar überlegen ist.

Genau das wollte ich zum Ausdruck bringen Big Grin.

Zitat:Dafür hätte ich mit Sicherheit nichts vergleichbares Neues bekommen.

*UNTERSCHREIB*

Gruss
Olli
Freizeit muss Spaß machen Big Grin
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KAPPA 07
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#6
19.09.2010, 00:09

Hallo zusammenSmile

Ich durfte der Reanimation des betagten Schätzchens,auch beratend,
beiwohnen.
Es ist sonst nicht meine Art,aber hier möchte ich doch warnend den Zeigefinger emporheben.
Das ist nicht unbedingt etwas für Anfänger.Eine kleine Unachtsamkeit,und antikes Silizium für ´zig € ist zerstört.
Und ganz wichtig:Nicht unüberlegt an den Potis drehen!!
Jeder kennt kratzende Lautstärkeregler an(vorwiegend älteren)Verstärkern.
Die Potis verhalten sich ähnlich,nur viel schlimmer.Ein solcher "Knackser" am Ruhestrompoti kann innerhalb von Millisekunden die Enddtransistoren himmeln.

Nichtsdestotrotz ist das erreichte Ergebnis auch für mich erstaunlich.
Klanglich würde ich die NAD im jetzigen Zustand zwischen 700 und 1000€ im Vergleich mit aktueller Neuware einordnen.

Bedenkt man den günstigen Einstandspreis,eventuell noch hundert Euronen für den Schrauber des Vertrauens(Garantie!),und kann mit der Optik lebenConfused,ist dies der denkbar günstigste Weg für den Einstieg in gehobenes AudioTrink

Gruss

Martin
GEWERBLICHER TEILNEHMER
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misst es sich gut und klingt schlecht,ist es schlecht.
klingt es gut und misst sich schlecht,misst du falsch...
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