Differenz Konzert zu Konserve
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richi44
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#1
04.12.2009, 13:02

Gedanken zum Musik hören

Verfolgt man die Diskussionen in den verschiedenen Foren, wie Musik zu klingen habe, welchen Einfluss die Technik habe und was dergleichen Dinge mehr sind, so kristallisieren sich im Wesentlichen zwei Lager heraus:
Die einen hören die Technik und stellen klangliche Unterschiede fest, wenn sich diese auch technisch nachweisen lassen, die anderen hören Unterschiede, wo keine sein können, weil sich keine Unterschiede des antreibenden Signals ergeben, andererseits hören sie aber keine Unterschiede, wo welche vorhanden sind. Die erste Gruppe prüft anhand von Blindtests und verzichtet auf Langzeittests, weil man sich an alles gewöhne und so eine eindeutige Aussage nicht möglich sei, die andere Gruppe „verteufelt“ die Blindtests, benützt aber Langzeittests.

Nun habe ich mich gefragt, wer denn nun recht hat und vor allem, warum und wie es zu diesen unterschiedlichen Lagern kommt. Und da ist mir etwas aufgefallen, zwar in einem anderen Zusammenhang, aber es könnte mit ein Grund für die unterschiedlichen Ansichten sein:

Mir ist aufgefallen, dass unterschiedliche Personen sich Dinge, Personen und Situationen unterschiedlich einprägen oder registrieren.

Mein Bruder hat ein fotografisches Gedächtnis, was Texte anbelangt. Er kann etwas lesen und das wird sofort abgespeichert. Nennt man ihm ein Stichwort, so kann er Texte von Jahren zurück wie Google zitieren. Doese Texte sind nach einem unbewussten Schema abgelegt und nicht irgendwie bewertet.
Und hat man ein bestimmtes Problem, so kann man mit ihm darüber diskutieren und er holt sein gesammeltes Wissen heraus und stellt aus den Texten Verknüpfungen und Folgerungen her, die zur Lösung führen oder dazu beitragen können. Es können dabei aber auch bisweilen abstruse Theorien entstehen, die, mangels Bewertung, keinen wirklichen Zusammenhang besitzen.

Einer meiner Freunde hat ein optimales Gedächtnis, was Geografie betrifft. Er kann sich Orte merken und weiss, wo sie auf der Karte zu finden sind. Kommt er nach Jahren zum ersten Mal oder in Wiederholung an den Ort, ist ihm alles sofort vertraut. Aber an Menschen kann er sich nicht mehr erinnern.

Bei mir ist es wieder anders. Ich kann mir Orte und Menschen „fotografisch“ merken. Dies aber nur, wenn mit ihnen irgendwelche „Geschichten“ verbunden sind, die mich in irgend einer Weise berühren.

Ich frage mich jetzt, ob das Musik hören nicht auf ähnlich unterschiedliche Weise geschehen kann. Wenn jemand Musik emotional aufnimmt, so spielt sicher das Stück als solches eine Rolle. Weiter spielt die Verfassung, wie auch die ganze Situation eine Rolle, in welcher die Hörsitzung stattfindet. So jemand bezieht den optischen und haptischen Eindruck eines Gerätes mit in das Hörerlebnis ein. Und solche Menschen können nach meiner Vermutung mit einem Blindtest nichts anfangen, weil ihnen ein Teil des Hörerlebnisses fehlt. Bei Langzeittests können sie sich an die Situation (das Gerät, die Musik, der Raum) gewöhnen und daraus eine Beurteilung herleiten.
Es gibt aber z.B. Musiker, die ein Stück eigentlich schon beim Lesen der Partitur „hören“. Hier spielen folglich andere Kriterien eine Rolle, etwa jene, wie sie sich Dinge merken.

Ich für mein Teil stelle einfach immer wieder fest, dass es einen grossen klanglichen Unterschied gibt zwischen Originalkonzerten und Konserven. Und dabei ist nicht mal das Fehlen der optischen Information ausschlaggebend, denn ich bemerke den klanglichen Unterschied auch bei geschlossenen Augen, im Konzert wie bei der Wiedergabe.

Ich möchte mit diesen Zeilen zu einer Diskussion anregen und versuchen zu ergründen, wo und wie sich solche Unterschiede ergeben und ob es Möglichkeiten gibt, die Differenz zwischen Konzert und Reproduktion zu eliminieren. Ich habe mal bestimmte Vermutungen, was zu diesen Klangdifferenzen führen könnte, denn ich habe bisher erst einmal eine Wiedergabe gehört, die nahe am Konzertklang war. Natürlich gehen solche Vergleiche nur zwischen rein akustischer Musik und ihrer Lautsprecherwiedergabe. Ein Konzert mit Lautsprecheranlagen kann man nicht als Vergleich heranziehen, weil die Technik-bedingten Klangveränderungen bereits geschehen sind.
Ich möchte mit diesem Artikel versuchen herauszufinden, was diese Differenz erzeugt, ob sie andere Hörer auch feststellen und wie man diese Differenz vermeiden kann.
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premiumhifi
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#2
04.12.2009, 13:31

das hören ein körperlich ganzheitlicher prozess ? ein interessanter gedanke Prost
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piccohunter
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#3
04.12.2009, 13:44

In erster Linie wird wohl auch der Raum verantwortlich sein... kein Wohnraum hat auch nur annähernd die Verhältnisse wie ein Konzertsaal oder Aufführungsort. Das wird wohl in erster Linie der Unterschied sein.
Auch wenn z.B. ein Symphonieorchester ohne elektrische Verstärkung live spielt, wird die Aufnahme (und ist sie auch noch so gut) die Dimensionen des Orchesters richtig abbilden können (man nehme nur einmal die Breite des Orchesters).
Weiterhin nimmt man bei einer Auffnahme eines rein akustischen Instruments zwangsläufig auch immer die Rauminformationen des Konzertsaals oder Aufnahmeraums zu einem gewissen Teil mit auf, was dann in Verbindung mit der Akustik des Wiedergaberaums zu unkalkulierbaren Resultaten führt.
All das (und wahrscheinlich viele andere Gründe) führt meiner Meinung nach dazu, das eine Aufnahme nie zu 100% wie die wirkliche Live-Darbietung klingen kann.
Gruß, Torsten

Meine Meinung ist Schwarz, Als Mod bin ich Blau.

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schaut mal vorbei, aber nur Freunde sehen mehr Wink
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fibbser
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#4
04.12.2009, 13:52

Hallo Richi,

eine sehr interessante FragestellungProst

Ich für mich, kann es nur folgendermaßen beurteilen:

Eigentlich sind mir Messwerte (nahezu) egal.
Für mich zählt Musik dazu, eine seelische Emotion auszulösen, welche mittels Endorphine ein körperlich und geistiges Wohlbefinden auslösen.
Dies kann mittels "einfachem " Equipment, als auch mit höherwertigem geschehen.
WAS genau es ist, kann ich leider nicht genau spezifizieren.

Zu meiner Art zu "funktionieren": Auch ich besitze ein fotographisches Gedächnis; Dinge, die ich mir merke, sind oft auf einer Seite niedergeschrieben; ich weiß dann genau, an welcher Stelle der Seite sie stehen - ich habe es als Bild vor Augen.
Genauso scheint es mir mit Musik zu ergehen.
Der "richtige" Klang löst bei mir Empfindungen aus.
Die Auslöser stehen auch hier quasi "an der richtigen Stelle".

Bei einem Versuch dies objektiv darzulegen, würde ich sagen: die betreffenden Merkmale sind Dynamik, ein gewisses Maß an Details und Räumlichkeit. Nicht zu vergessen, den körperlichen Aspekt des "Musik fühlens".

Sicher; es sind auch Zeiten da, da ich die "Anlage" hören möchte und auch entsprechende Fehler wahrnehme, die mir dann auch wirklich sehr auf den S**** gehen. Ist diese Phase vorbei, kann ich Musik wieder genießen.

Bei Blindtests würde ich bestimmt durchfallen, da a) mein Gehör nicht mehr entsprechend empfangen kann und ich b) eben eine Antenne auf meine Gefühlswelt gerichtet habe.
Und Letzteres ist für MICH ausschlaggebend.

Ich hoffe, Du kannst mit meiner Antwort was anfangen Prost
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richi44
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#5
04.12.2009, 17:28

Ich habe geschrieben, dass ich erst einmal eine Reproduktion gehört habe, die mir den Eindruck erweckte, im Konzert zu sitzen. Dies war an einer Vorführung der damaligen Jonen-Lautsprecher (Hochtöner) von Magnat. Höre ich eine Geige, so ist diese im Konzert präsent da, mit strahlendem Glanz, trotzdem aber mit einer Fülle und einem kräftigen Körper.
Höre ich die Geige in einer Wiedergabe, so wirkt sie bei Höhenbetonung schrill oder strahlend, im letzteren Fall aber gleichzeitig dünn und wenig körperhaft. Ohne Höhenbetonung wirkt sie glanzlos, verhangen, irgendwie entfernt.

Zu diesem Phänomen habe ich für mich folgende Erklärung "gebastelt": Ein normaler Hochtöner hat eine Membran mit mehr oder weniger Masse. Es ist zwar theoretisch möglich, trotz der Masse hohe Frequenzen zu übertragen, da ja die Amplitude der Membran mit steigender Frequenz abnimmt. Nur ist das Einschwingverhalten alles andere als optimal. Und mit Sicherheit ist das Phasenverhalten unkonstant, vor allem im Einschwingvorgang. Festgestellt habe ich, dass Kalotten besser sind als Konusmembranen und dass echte Bändchen wiederum besser und natürlicher klingen als Kalotten.
Die besten Ergebnisse haben bei mir die Jonenlautsprecher gebracht, die zwar nicht masselos sind, die aber keine massebehaftete Membran besitzen. Dass sie nicht masselos sind liegt daran, dass sie ja die Umgebungsluft bewegen müssen. Nun tun sie dies genau wie das Instrument. Und vorausgesetzt die Mikmembrane ist extrem leicht, so liegt akustisch gesehen "nichts" zwischen Instrument und Ohr. Haben wir da aber Membranen mit Masse, so entsteht ein anderes Verhalten.

Jetzt bin ich mir aber nicht sicher, ob diese Feststellung Tatsache ist oder nur Einbildung. Ich versuche als Techniker zwar "technisch" zu hören, wenn es um eine Beurteilung von Komponenten geht. Aber weder kann ich in diesem Fall die Emotionen ganz ausschliessen (weil sie zu Musik dazu gehören) noch kann ich bei einer Musikwiedergabe den Gedanken an die Technik ganz verdrängen.

Wenn ich also das Verhältnis Konzert zu Wiedergabe betrachte, spielt für mich dieser Glanz der Geige eine Rolle, den ich nur mit besagtem Hochtöner erlebt habe.

Betrachte ich die Antworten, so ist da einmal der Raum genannt. Natürlich hat der Raum seinen Einfluss. Wenn man aber davon ausgeht, dass die erste Wellenfront (und damit die phasenreine Wiedergabe) für unser Hören (im physikalischen Sinne) entscheidend ist, so hat da der Raum noch kaum einen Einfluss. Dies geschieht erst im eingeschwungenen Zustand.
Im psychologischen Sinne aber spielt der Raum eine Rolle, denn wie soll ich ein ganzes Orchester von gegen 100 Mann ins Wohnzimmer bringen...
Und ich würde nicht nur sagen, dass hören ein körperlich ganzheitlicher Prozess ist, sondern auch die ganze Psyche ist betroffen, zumindest, wenn ich Musik geniesse.

Und an dieser Stelle noch etwas:
Ich habe mal einen Versuch gestartet und eine Klavieraufnahme rückwärts abgespielt. Es handelte sich um ein Liedchen, mit zwei Fingern gespielt im Terzabstand. Ich habe erstens den Klavieranschlag (Tonband!) mechanisch abgeschnitten, zweitens den Pegel mit einem Kompressor konstant gehalten und drittens auch das Ausschwingen begrenzt. Das Liedchen entstand letztlich durch Zusammenkleben von Bandstücken. Spielte ich die Musik vorwärts, so war mit Mühe das Klavier erkennbar, obwohl kein Ein- und Ausschwingen als auch keine Dynamik vorhanden war. Spielte ich das Ding rückwärts, so waren genau die selben Frequenzen noch vorhanden, nur die Kurvenform des Instrumentes war nun auf der Zeitachse gespiegelt und es klang nicht mehr nach Klavier, eher nach Drehorgel.
Nun wird ja behauptet, die Phasenlage und damit die Kurvenform sei nicht erkennbar. Dies habe ich mit den einfachen Tönen zumindest für mich widerlegt.

Meine Überlegung und Frage ist nun: Kann die Phasenreinheit (Jonenhochtöner ohne Membran) einen Einfluss auf die Wiedergabe haben, wie ich es bei der Geige (vermutlich) festgestellt habe und wie mir mein Experiment gezeigt hat? Oder habe ich da etwas gehört, das nicht ist? Und falls jemand anders ähnliche Feststellungen gemacht hat, wäre es angezeigt, Lautsprecher zu entwickeln, welche kein eigenes Einschwingverhalten aufweisen und daher die Phase nicht beeinflussen? Und wie steht es beispielsweise mit Elektrostaten, welche auch eine vergleichsweise geringe Membranmasse besitzen? Wäre damit etwas zu erreichen? Und könnte es sein, dass dieses Masseproblem durch die Anwendung eines Horns so weit entschärft würde, dass die Phasenreinheit erhalten bliebe? Und würde dies die "Faszination Horn" erklären?
Oder jage ich ein Phantom???
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Stones
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#6
04.12.2009, 17:39

Mir ist es eigentlich ziemlich egal, ob es nun bei einem Livekonzert aus welchen Gründen auch immer, anders klingt, als zu Hause.
Hauptsache ist doch, die Musik gefällt einem und die abgemischte Tonqualität ebenso.
Und aus Mozart wird sicherlich zu Hause auch nicht Deep Purple. Confused
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04.12.2009, 17:43 von Stones.)
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Accu_Lover
pathologischer Fall
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#7
04.12.2009, 17:53

Mir ist eigentlich meistens eine Studioeinspielung lieber als eine Liveaufnahme. Gerade im Bass nehme ich oftmals bei Liveaufnahmen eine deutliche Aufweichung war. Wahrscheinlich eine Folge der Reverberation, mit der ich mich bei Liverecordings sowieso nie so recht anfreunden konnte.
Wobei Ausnahmen natürlich die Regel bestätigen ! Wink

Der oftmals "polierte Sound" einer guten Studioaufnahme spricht mich im Regelfall mehr an als der Livesound.
Es gibt ja auch Toningenieure die lieber trocken abmischen, dann aber Reverberation mittels sehr guter Hall-Algorithmen, wie sie beispielsweise Lexicon und Eventide seit Jahren liefern, hinzufügen, da ihrer Ansicht nach Spitzen-Hallgeräte "edler" klingen als realer Hall.
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richi44
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#8
04.12.2009, 19:10

Ich hatte Opernaufnahmen, als Studio- wie auch als Liveeinspielung. Die Live-Einspielung hat dabei mehr Leben, weil man förmlich die Nervosität der Sänger spürt, während die Studioaufnahme oft etwas gefühllos und beinahe steril wirkt. Gerade der Hall ist bei Studioaufnahmen zwar "perfekt", aber irgendwie statisch. Bei Liveaufnahmen ist er oft lebendiger, sofern die Mirkofone bei der Aufnahme/Abmischung nicht einfach alle "offen" sind.

Nur geht es mir nicht um den Unterschied zwischen Live-Aufnahme und Studio-Aufnahme, sondern zur Differenz zwischen der gehörten Musik im Konzert und bei der Wiedergabe. Und ich erinnere mich an frühere Zeiten, als mein Gehör noch wirklich etwas taugte, da war selbst bei Konzertbesuchen mit Plätzen ausserhalb des Hallradius ein Klang zu vernehmen, der bei der Wiedergabe (Mikrofone an der selben Abhörposition) nie zustande kam. Diese Differenz war bei Kopfhörerwiedergabe und Digitalaufnahme (vor 26 Jahren) sehr gering, bei Lautsprecherwiedergabe und Bandaufnahme aber mehr als deutlich.

Wenn ich wirklich Musik hören will, und dies mit Emotionen, so interessiert mich die Technik auch kaum. Wenn ich mir aber überlege, wie der Klang live-haftiger werden könnte, so muss mich die Technik interessieren. Die emotionale Seite kann ich mit der Technik höchstens dahingehend verbessern, dass die Wiedergabe möglichst naturgetreu ist. Löst das aufgezeichnete Ereignis Emotionen aus, so können diese bei Naturtreue (Hifi in Reinkultur) zunehmen, bei offensichtlichen Differenzen zum Original aber schwinden. Und eigentlich müsste es Sinn von Hifi sein, diese Differenzen so klein als möglich zu halten.

Nun entwickle ich keine Geräte (mehr). Trotzdem interessiert mich der Hintergrund hinter diesen Differenzen. Wenn wir diesen Hintergrund aufhellen können, so lassen sich damit Fragen beantworten. Und es lässt sich auch klären, wem mit bestimmter Technik geholfen werden kann, wem nicht und wer solche Hilfe nicht braucht. Klingt jetzt schon alles wie Live, braucht es nichts zusätzliches. Sind aber Differenzen vorhanden, gilt es, diese auszuloten und "Abhilfen" bereitzustellen.
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jürgen
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#9
05.12.2009, 11:41

Moin Richi Prost
ich habe eine sehr gute Aufnahme der St. Petersburger Lianei, aufgenommen in der Kathedrale der Verklärung in St. Petersburg. Der Original-Charakter, das Live-Gefühl kommt dabei gut rüber, incl. der kirchenüblichen Nebengeräusche wie Hüsteln, Rascheln von Textilien, Bewegungen von Personen etc. Ich höre auch das Gefühl in einer Kirche zu sein aber es fehlt trotzdem etwas. Vielleicht ist das so als wenn man sich ein Gemälde im Original anschaut und ein sehr gutes Foto dieses Gemäldes. Beim Original kommt der Raum um einen herum mit zum Tragen, die Menschen die mit einem da stehen und das Gemälde betrachten, das Gefühl des Raumes, möglicherweise auch die Ehrfurcht vor dem Künstler der dieses Werk geschaffen hat. Wenn ich mich vor dem Gemälde bewege bekomme ich andere Perspektiven des Bildes zu sehen, sehe möglicherweise die Spuren des Pinsels und komme so in Kontakt zu dem Bild. Wenn ich auf meinem Sofa sitze und mir ein Foto ebendieses Gemäldes ansehe fehlen diese Eindrücke obwohl es genau das Bild ist. Ich kann das Foto auch bewegen um eine andere Perspektive zu bekommen aber das klappt nicht. Es fehlt der Raum um mich in eine andere Perspektive zu bringen.
Möglicherweise ist es bei der Musik genauso. Der Raum, die Menschen darin, die Atmosphäre sind konserviert aber ich habe keine Möglichkeit darin aufzugehen, mich zu bewegen. Zuhause gehe ich einen Schritt an die Seite und höre möglicherweise etwas anders als vorher aber ich stoße nicht mit jemandem zusammen der neben mir steht, ich höre und fühle nicht seine Bewegungen. Es ist halt eine Konserve, mal mehr mal weniger gut, aber eine Konserve. Es fehlt das Leben darin, das direkte Feedback wie es so schön neudeutsch heißt und das kann eine Konserve nicht.
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Lion13
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#10
05.12.2009, 11:50

(04.12.2009, 13:52)fibbser schrieb: Für mich zählt Musik dazu, eine seelische Emotion auszulösen, welche mittels Endorphine ein körperlich und geistiges Wohlbefinden auslösen.

Da bin ich voll und ganz bei dir, Volker! Smile

Das schönste Konzert in einer tollen Umgebung würde mich emotional nicht berühren, wenn mir die dort dargebotene Musik nicht gefällt. Sicherlich ist es ein Live-Konzert (nun egal in welcher Richtung, ob nun ein klassisches Konzert in einem Saal oder ein Rock-Konzert auf einer Open-Air-Bühne) immer wieder ein wunderschönes Ereignis - ich denke aber, daß die meisten Unterschiede nicht technischer Natur sind, sondern in unserem Körper stattfinden!

Emotionalität ist IMHO der wichtigste Unterscheidungsfaktor! Ich habe sowohl auf Konzerten wie auch bei Musik zuhause aus der Konserve Tränen in den Augen gehabt - DAS ist es, was für mich zählt! Smile
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richi44
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#11
05.12.2009, 15:25

Ich gehe mit Euch einig, dass eine Reproduktion nie ein Original sein kann. Das fängt bei den Musikern an, die bei einer Studioeinspielung weniger konzentriert sein müssen, da man ja Patzer rausschneiden kann und es endet beim Nachbar-Zuhörer, den man spürt. All dies ist bei der Reproduktion nicht vorhanden. Und wer geht schon im Schlafrock und Pantoffeln ins Konzert und legt da die Füsse hoch...
Trotzdem glaube ich, dass wir mit einer möglichst perfekten Wiedergabe dem Original näher sind als mit einer Wiedergabe, bei welcher wir Abstriche machen müssen.

Meine Frage ist also, was spielt eine Rolle, um die Wiedergabe dem Original so nahe wie möglich anzugleichen. Für mich gibt es einfach den "Sprung" in der Klangwelt zwischen einem guten Lautsprecher (auch Studiomonitore) und dem, was ich seinerzeit mit dem Magnat erlebt habe. Ich frage mich also, ob ich da irgendwie sensibler oder einfach anders reagiert habe als andere Zuhörer oder ob dieser Sprung auch von anderen festgestellt wird. Und aus dieser Antwort könnte man dann ableiten, ob es Sinn macht, sich entsprechende weitere Gedanken zu machen oder ob der "Gewinn" in der Regel zu unerheblich wäre.

Ich will nicht die Hifi-Landschaft revolutionieren. Aber mir liegt daran, herauszufinden, ob und wenn ja welche Massnahmen den Klang dem Original weiter annähern könnten. Ob es sich dann rechnet, kann erst beurteilt werden, wenn wir wissen, in welche Richtung die Geschichte geht.

Ich weiss, ich reite immer auf dem Selben herum, nämlich der Technik. Nur, da sind wir uns doch eigentlich einig, das emotionale Umfeld kann ich nicht verändern, sondern nur die technische Voraussetzung zu schaffen versuchen, dass die Technik keine Abstriche im Klang einfordert, wie dies heute noch der Fall ist.
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PMPO
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#12
05.12.2009, 17:01

Ich denke mal Du meist diesen hier richi,

[Bild: plasma%20mp-02.JPG]


Er gehört zum Eindrucksvollstem was ich jemals gehört habe. Ein bekannter von mir hatte vor 15-20 Jahren einen Magnat Selbstbau ich meine Minisotta oder soähnlch. Der Hochtöner ein MHTL-26 M war in einem eigenen Gehäuse oben auf gesetzt. Diesen hatte er dann duch ein paar Plasma ersetzt (ich weiß aber nicht mehr welchen). Der unterschied war Gigantisch, wenn ich nur dran denke kommt mir eine "Gänsehaut" erlich. Ein Stück was mir heute noch im Ohr ist war Slave to the Rhythm von Grace Jones, so habe ich den Anfangs Ping (Triangel) nie mehr gehört. Dieser eigentlich unaufällige und schon fast Steril wirkende Ping bekam einen Raum den ich so nie für möglich gehalten hätte. Leider haben sie nicht lange gehalten, war wohl ein Technisches problem seitens des Hybrid Verstärkers von SANYO. Sind ihm zwei mal abgeraucht, und er hat sie leider wieder abgegeben.
 

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Gruß, Daniel 

Niemand scheint sich der tatsache bewußt zu sein, daß alles vorher Gesagte nichtig ist, da wir nun einmal dem kalten Determinismus der physischen Dinge unterworfene Tiere sind.

zitat von MURIEL BARBERY
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richi44
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#13
06.12.2009, 09:39

Ja, genau um diesen geht es. Das Problem solcher Dinger ist leider, dass sie Ozon produzieren, das mit einem Kat gespalten werden muss oder abgesaugt werden sollte.
Zweitens ist die erzielbare Lautstärke nicht "unendlich" und drittens ist die Lebensdauer der Spitze begrenzt. Die ganze Konstruktion ist daher eigentlich nicht wirklich über das Versuchsstadium hinaus gekommen.

Würde man aber diese Idee der mambranlosen Luftbewegung weiter verfolgen und zu ende denken, müsste man sich doch einen Breitbandlautsprecher dieser Art vorstellen, der einfach fehlerfrei alles wiedergibt. Huh
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PMPO
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#14
06.12.2009, 13:17

(06.12.2009, 09:39)richi44 schrieb: Würde man aber diese Idee der mambranlosen Luftbewegung weiter verfolgen und zu ende denken, müsste man sich doch einen Breitbandlautsprecher dieser Art vorstellen, der einfach fehlerfrei alles wiedergibt. Huh

Ja nur gibt es bei einem frequensgang unter 1 kHz probleme, da so tiefer die widergabe so größer die Flamme. Zudem kommt noch das der maximale Hub wohl begrenzt ist, da sich die Flamme dann selber auspustet.

Du bringst mich wieder richtig in bastellaune, da habe ich mich nur noch nicht drangetraut.
 

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zitat von MURIEL BARBERY
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richi44
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#15
07.12.2009, 09:22

Ein Breitbänder würde halt eine Art "Flächenbrand"...Confused
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premiumhifi
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#16
07.12.2009, 09:56

endergebnis: [Bild: 31610-10307655655.jpg] HuhBig Grin
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jürgen
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#17
07.12.2009, 11:17

Moin Richi Prost
dann wäre dieser Hochtöner doch schon ein guter Anfang
http://www.acapella.de/de/hornlautsprech...weeter.php und möglicherweise kommt die gesamte Wiedergabe mit einem System von Acapella Deinen Vorstellungen schon recht nahe ?? es sind zwar keine Breitbänder aber vielleicht ein Anfang Smile
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richi44
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#18
08.12.2009, 10:27

Das wäre tatsächlich ein Anfang. Nur müsste man diese Hochtöner akustisch mit den anderen Lautsprechern kombinieren können. Und ich bin mir sicher, dass dann festzustellen wäre, dass die übrigen Lautsprecher eben auch wieder Probleme hätten, die es zu eliminieren gälte. Kurz, es könnte die "endlose Geschichte" werden...

Reizen würde mich so was schon. Nur eben, das Ideal werde ich damit noch nicht erreichen. Und dann ist da die Frage der Knete. Als Rentner überlegt man sich manches zwei mal. Weiter denke ich an Surround, also das Ganze mal sieben...Sad
Prost
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Stones
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#19
08.12.2009, 10:30

Nun, ich möchte nicht wissen, was der Hochtöner kostet.Huh
Was kostet er ca. Jürgen? Big Grin
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jürgen
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#20
08.12.2009, 10:50

Moin Richi, hi Stefan,
ich glaube ab der Campanile aufwärts sind die Ionenhochtöner in den Lautsprechern von Acapella verbaut, leider habe ich noch nie die Gelegenheit gehabt so ein System zu hören aber wenn man den Berichten halbwegs trauen kann soll es eine sehr gute Abstimmung zwischen den Ionenhochtönern und den restlichen Systemen geben.
H. Winters (Hersteller) soll in seinem Hörraum in Duisburg sein gesamtes Programm aufgebaut haben, da müsste man sich mal einen Termin besorgen Smile, für Dich Stefan kommt eventuell der Hamann in Flensburg in Frage aber der hat nur wenige Lautsprecher von Acapella da, einfach mal fragen Smile
Der Preis ist keine kleine Nummer Sad im April 2007 kostete die Campanile bei Hamann 35.900,-- und inzwischen wahrscheinlich einige Taler mehr. Damit hast Du bei einem 7-fach Surround-System die 250 Riesen geknackt Richi Big Grin
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Stones
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#21
08.12.2009, 10:54

Tja, soetwas wird wohl immer ein Traum für viele von uns bleiben, Jürgen. Big Grin
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#22
08.12.2009, 10:59

(08.12.2009, 10:54)Stones schrieb: Tja, soetwas wird wohl immer ein Traum für viele von uns bleiben, Jürgen. Big Grin

aber mal anhören Stefan Hail das wäre schon mal ein Anfang Big GrinBig Grin
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#23
08.12.2009, 11:35

Lieber nicht, sonst gefällt mir womöglich meine Anlage hinterher nicht mehr. Big Grin
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#24
08.12.2009, 11:48

(08.12.2009, 11:35)Stones schrieb: ...sonst gefällt mir womöglich meine Anlage hinterher nicht mehr.

Oha, das wäre so ziemlich mit das Schlimmste, was Jedem von uns passiern könnte ConfusedConfused
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#25
08.12.2009, 12:00

Da hast Du recht, Volker - aber bei solchen Boxen besteht in höchstem Maße die Gefahr. Confused
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