Grundlagen: das leidige Thema der "Flags" auf DVDs - Stichwort "Kantenflimmern"!
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Lion13
Unregistered

 
#1
13.12.2009, 10:30

Der eine oder andere mag folgendes Szenario kennen: Der alte Röhrenfernseher hat das Zeitliche gesegnet, nun hält ein großer Flachbild-TV (inzwischen meist mit FullHD-Auflösung, also 1920x1080 Pixeln) Einzug. Man freut sich auf einen schönen Heimkino-Abend - und dann das: Die in den DVD- oder BD-Player eingelegte DVD flimmert an mehr oder weniger vielen Stellen lustig vor sich her, flackert, zeigt ein unruhiges Bild u.ä. Kein schönes Filmvergnügen! Sad

Woran liegt das bloß?

Im Gegensatz zu einer Blu-ray, auf der von vornherein Vollbilder (Progressive) abgelegt sind, befindet sich auf DVD's das Filmmaterial als Halbbilder (Interlaced), muß also entweder vom Player oder vom TV zu Vollbildern zusammengesetzt werden, da die TV-Geräte nur diese verarbeiten können.

Ich möchte jetzt nicht zu sehr in technische Details gehen - bei Interesse gibt es hier sehr gute und umfangreiche Informationen!

Die Spreu vom Weizen trennt sich sowohl bei günstigen DVD- wie auch Blu-ray-Playern, die als reine Flag-Reader arbeiten - dort kommt bei falsch "geflagten" DVD's der De-Interlacer gehörig ins Schleudern. Leider ist die Anzahl dieser Scheiben (z.B. falsches Progressive-Flag in den VOB-Film-Dateien oder in der IFO-Datei, teilweise in beiden, teilweise widersprüchlich konfiguriert) relativ hoch, darunter auch sehr bekannte und daher weit verbreitete Filme.

Hier ist wie gesagt ein reiner Flag-Reader schlecht dran - er interpretiert z.B. das Filmmaterial, das als Progressive vorliegt, als Interlaced; die Folge sind starkes Flimmern an Kanten und/oder ein sehr unruhiges Bild. Manche Player ignorieren die Flags komplett, untersuchen den Datenstrom und versuchen anhand einer Analyse festzustellen, wie das Material vorliegt. Auch das mißlingt je nach Qualität des De-Interlacers mitunter. Sehr gute adaptive De-Interlacer haben hier keine Probleme, sind aber meist nur in sehr hochwertigen Playern anzutreffen!

Die beste Lösung ist, wenn die Player-Software die Möglichkeit bietet, einen festen Film- oder Video-Modus vorzugeben; dann werden die Flags ignoriert, und der Player spielt das Material so ab, wie der Benutzer es vorgegeben hat. Oft (wie z.B. bei meinem Denon 2500BT) gibt es aber nur einen Automatik-Modus (der selbstständig erkennen "soll", ob nun Progressive- oder Interlaced-Material vorliegt) und meist einen zusätzlichen Video-Modus für 1080i-Material. Mein Oppo 983H hingegen hat sogar zwei verschiedene Progressive-Methoden als Auswahl neben dem Video-Modus.

An dieser Stelle stelle ich mal eine Liste mit bekannten, falsch geflagten DVD's zusammen, die man (falls im Besitz) einmal überprüfen kann:

– Star Wars Episode II:
Kapitel 3: Schwenk auf den Planeten, das runde Bauwerk auf der rechten Seite beachten
Kapitel 4: Der Tisch des Kanzlers
Kapitel 10: Die Landeplattform
Kapitel 11: Das Dach des linken Gebäudes
Kapitel 14: Die blaue Treppe
(Der komplette Film ist falsch geflaggt!)

– Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs (SEE):
Layer 1 auf Disk 1 ist korrekt geflaggt, nach Layerwechsel (mitten in Kapitel 18): Layer 2 ist falsch geflaggt!

– Herr der Ringe: Die zwei Türme (SEE):
Die VOBs sind alle Interlaced geflagt – in den IFOs sind die Flags auf Progressive gesetzt!

– Underworld Evolution:
Die rote Laufschrift am Anfang ist stark ausgefranst: Film ist sowohl im MPEG2-Datenstrom als auch im IFO-File auf Interlaced (Camera) geflagt, obwohl das Filmmaterial auf der DVD als progressive Bilder, also Vollbilder, enthalten ist.

– Titanic:
Gleich am Anfang als der Hubschrauber zum Forschungsschiff fliegt. Hier sieht man ohne PPS das Meer extrem flimmern, und die Kanten des Schiffes weisen starke Treppenstrukturen auf.
Kapitel 8: Die Reling an Bug und Heck flimmern in der Totalen stark.

– Space Cowboys:
In Kapitel 8 (Laufzeit: ca. 25:30 min) zeigt der Holzzaun im Hintergrund sehr schlimme, bewegte Moires.

– Mission to Mars:
Kapitel 4: Hinter dem Sonnenpaddel ist ein sich drehendes Teil des Raumschiffes zu sehen. Die Strukturen auf dem Rad „leben“, beim Näherkommen des Schiffes blockige Strukturen und Zeilenflimmern.
Ebenso Kapitel 5: Das Gestänge der Raumstation flimmert und zeigt „Jaggies“, später das heranzoomende Fenster.

– 6 Tage, 7 Nächte:
Kapitel 5: Die S-förmigen Liegestühle im Hintergrund des Schwenks über den Strand – Treppenstufen und starkes Zeilenflimmern.


Zum Testen Progressive vs. Interlaced:

– Gladiator:
Der Film ist korrekt geflagt, eignet sich aber sehr gut für die Bewertung der Fähigkeiten des De-Interlacers bei folgenden Szenen:

„Dachszene“ (Kapitel 12 - Laufzeit: ca. 61 min): Beim „Flug“ über Rom ins Colosseum flimmern die Häuser mit den Ziegeldächern rechts sehr stark, wenn der Videomodus aktiviert ist.
Auch in Kapitel 15 (Laufzeit: ca. 79:20 bis 80:00) flimmern die Brüstungen der Arena, Kettenhemden und Ornamente am Schmuck sehr stark.

– Peter Finzel Test-Disc:
Bei Peter Finzel kann man eine Test-Disc (19,80 Euro) bestellen, die neben vielen Testbildern zur Konfiguration bzw. Einstellung vieler Komponenten auch einige sehr knifflige Tests zum De-Interlacer bereithält.
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Tron2.9
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#2
13.12.2009, 11:08

Von den Auswirkungen falsch gesetzter Flags bin ich bisher verschont geblieben.

Der Samsung BD-P3600 hat genauso wie der Vorgänger BD-P2500 eine hervorragend arbeitende Automatik, die sich nicht aus dem Tritt bringen lässt.

Ansonsten: Klasse Beitrag, LionProst
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Lion13
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#3
16.12.2009, 17:42

(13.12.2009, 11:08)Tron2.9 schrieb: Der Samsung BD-P3600 hat genauso wie der Vorgänger BD-P2500 eine hervorragend arbeitende Automatik, die sich nicht aus dem Tritt bringen lässt.

Ja, ist schon interessant, daß durchaus auch günstige (nicht billige...) und Mittelklasse-Player hier besser dastehen als so manches deutlich teurere Gerät! Zum Yamaha BD-S1900 darf ich ja nix mehr sagen, sonst gibt's Ärger mit Roger... Wink

Wobei ich das ganze auch nicht überbewerten möchte - ein Großteil der o.g. Szenen fallen beim Filme-Schauen oft gar nicht auf, weil sie nur kurz auftauchen und man sich auch auf die Handlung im Vordergrund konzentriert. Die "blaue Treppe" bei Star Wars Ep. 2 z.B. fällt wirklich nur bei konzentriertem Hinsehen beim Test (weil man ja weiß, was einen evtl. erwartet) auf - bei Gladiator hingegen ist es schon recht auffällig.

Und die Testszenen bei der "Peter Finzel"-Disc sind durchaus vergleichbar mit einem synthetischen Grafik-Benchmark am PC (z.B. von Futuremark) - es sind halt keine realen Spielszenen, sondern extra für den Bench programmierte Szenen. Interessant ist es aber allemal, um auch ein gewisses Verständnis für die Arbeitsweise des verbauten Chips zu erhalten! Smile

Zitat:Ansonsten: Klasse Beitrag, LionProst

Dankeschön! Blush

Ich habe auch noch ein paar mehr "problematische" DVD's gefunden und deshalb den Artikel noch einmal aktualisiert.
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