Zitat:Falconer - Among Beggars And Thieves

Die insgesamt sechste Scheibe - die zweite seit der Rückkehr Mathias Blads - haben die schwedischen Falkner am Start. Sie hört auf den Namen "Among Beggars And Thieves", wurde von Andy LaRocque in den Sonic Train Studios produktionstechnisch sauber in Szene gesetzt und wird von einem abermals wunderbaren Artwork geziert. Ihren Stil hat die Band längst gefunden, und so überrascht es auch nicht, dass das neue Album weiter in bester FALCONER-Tradition mal schnellen, mal getragenen, doch stets hochmelodischen Metal mit ausgeprägten schwedisch-folkloristischen Melodien verbindet und über dieser Mischung die glockenhelle und in ihrer ungewöhnlichen Weichheit einzigartige Stimme Mathias Blads thronen lässt, die dreimal (auf dem limitierten Digipack sogar viermal) auch wunderschön in schwedischer Sprache erklingen darf und sich an einigen sorgfältig gewählten Stellen auch auf ein Duett mit Gastsängerin Evelyn Jons einlässt.

Thematisch sind es wieder Szenarien, Motive und Legenden aus dem mittelalterlichen Schweden, denen sich die Getreuen um Mastermind Stefan Weinerhall widmen, und das machen sie authentisch und überzeugend, mit einem völlig untrüglichen Gespür für große, eingängige, oft der skandinavischen Folklore entlehnte und für FALCONER modifizierte Melodien, einer sorgfältigen Balance zwischen gebremster Härte und einschmeichelnder Wärme - welche die Klippen des Kitsches zwar haarscharf, aber doch sicher umschifft - und einem Sänger, der nach wie vor seinesgleichen sucht. Egal ob wir den eröffnenden Melodic-Speed-Kracher 'Field Of Sorrow' mit seinem gefühlvollen Gitarrensolo gegen Ende herausgreifen, oder dem rhythmisch und folkig rockenden 'Man Of The Hour' lauschen, es werden immer tolle Refrains und prägnante Hooks geboten. Auf balladesken Bänkelsang dürft ihr euch beim weitgehend akustischen 'A Beggar Hero' freuen, das Mathias im Duett mit Evelyn singt. Ganz groß finde ich persönlich die schwedischsprachigen Stücke wie das harte, dunkle Riffs und eigenwillige Rhythmik vereinende 'Vargaskall' mit seinem A-cappella-Finale, das ruhige und einfühlsame 'Viddernas Man' und das getragen hymnische 'Skula, Skorpa, Skalk'. Aber für FALCONER-Verhältnisse gibt es auch richtig hartes Material wie 'Pale Light Of Silver Moon' zu bestaunen oder das sehr gelungene Piano/Orchester-Experiment 'Dreams And Pyres' zum Schluss, das eine sehr ausgewogene Mischung aus orchestralem Bombast, Melodic Speed Metal, Chor- und Duettgesang bietet.

Für viele Metalheads wird FALCONER auch auf Nummer sechs zu brav, zu schön, zu einschmeichelnd sein, doch wer die Band mit ihren früheren Alben liebgewonnen hat, der kann auch mit "Among Beggars And Thieves" nichts falsch machen. Alle Trademarks sind erhalten geblieben, hier und da wird ein wenig experimentiert, ohne auch nur ansatzweise dem Stilbruch nahezukommen, und kompositorisch spielt die Band wieder ihre ganze Klasse aus. Am besten holt ihr euch daher die limitierte Digi-Auflage, die mit 40-seitigem Booklet, zwei Bonustracks und einem Videoclip ausgestattet ist.

Anspieltipps: Field Of Sorrow, Vargaskall, Pale Light Of Silver Moon

Rüdiger Stehle [ 7.9.2008]