richi44
23.04.2009, 16:02
Jetzt auch von mir etwas zum Thema Selbstbau.
Man könnte meinen, es müsste doch möglich sein... nämlich die Sache mit dem Breitbandlautsprecher. Das wäre z.B. sowas:
Das ist nun schon ein sehr alter Vertreter dieser Gattung. Bemerkenswert an ihm ist der sehr hohe Wirkungsgrad.
Was aber hier besonders interessiert ist die grosse Membranfläche.
Es ist ja logisch, dass eine höhere Lautstärke eine grössere, bewegte Luftmenge braucht. Ist nun die Membranfläche gross, so braucht es für die gleiche Luftmenge einen kleineren Membranhub, bei kleiner Membranfläche aber einen grossen Hub.
Weiter ist bekannt, dass tiefe Töne nach mehr Luft verlangen. Daher ist bei tiefen Tönen die Membranauslenkung grösser als bei hohen.
Und drittens kennt man die Tonhöhenverschiebung, wenn ein Auto auf uns zu oder von uns weg fährt.
Jetzt können wir diese Erkenntnisse kombinieren. Wenn also eine Membran gleichzeitig hohe und tiefe Töne wiedergeben muss, so wird die Tonhöhe des hohen Tons verändert, wenn sich die Membran bewegt. Dabei spielt die Bewegung durch den hohen Ton praktisch keine Rolle, weil die Membranbewegung ja sehr klein ist. Entscheidend ist die Tieftonbewegung. Und je grösser die Bewegung, desto stärker ist die Tonhöhenänderung.
Das bedeutet, dass bei diesem grossen Lautsprecher dieser Effekt schwächer ist als bei einem kleinen, der beim Bass eine grössere Auslenkung ausführen muss.
Würde man also nur diesen einen Punkt betrachten, so wäre dieser grosse Lautsprecher das Ideal und kleine Breitbandlautsprecher wären Unsinn.
Und weiter muss man sich fragen, warum denn das Ohr funktioniert oder ein Mikrofon. Eigentlich müsste es da auch zur Tonhöhenveränderung kommen. Aber da sind die Membranbewegungen so minim, dass dieser Effekt nicht mehr hörbar auftritt.
Wenn jetzt ein grosser Breitbandlautsprecher „funktioniert“, ein kleiner aber nicht, warum macht man dann übrhaupt kleine?
Dazu mal der Frequenzgang eines kleinen und eines grossen Lautsprechers:
Deutlich ist beim grösseren (20cm Durchmesser) die stärkere Welligkeit im oberen Bereich zu beobachten.
Nun kann man sich fragen, wozu denn Breitbandlautsprecher, wenn sie doch nur schlechter sind. Ein guter Breitbandlautsprecher strahlt allen Schall aus einem Zentrum ab. Härt man also mit nur einer Box (Mono) so kommt der Schall aus einem Punkt. Hört man Stereo, so gibt es die zwei Punkte und dazwischen sehr präzise alle Phantomschallquellen. Die Ortung ist also unerreicht präzise. Aber eben, da ist der ungleichmässige Frequenzgang und die Tonhöhenänderung...
Die Alternative ist eine Mehrwegbox, wo die einzelnen Tonlagen über eigene Lautsprecher wiedergegeben werden. Betrachtet man mal die verschiedenen Lautsprecher, die für diese Anwendung in Frage kommen, kann man feststellen, dass es Ausführungen gibt, die sich zumindest vom gemessenen Frequenzgang her für breite Bereiche eignen, andere aber nur in schmalen Bereichen anwendbar sind. Hier drei Mitteltöner.
Beim mittleren entstehen im oberen Bereich starke Resonanzen, die keinsefalls angeregt werden dürfen. Darum wird der Nutzbereich bei etwa 2,3kHz beendet, denn Klirr (K3) könnte durch die Frequenzverdreifachung den oberen Bereich anregen.
Man könnte nun auf die Idee kommen, den Bereich der Übertragung nicht nur in drei Bereiche zu teilen, sondern z.B. mit dem SPH-100bis 2kHz und mit dem MS125 noch 2kHz bis 4kHz zu übertragen. Und unterhalb 500Hz könnte man doch auch noch einen Mittel-Tieftöner einsetzen und damit den Bereich 100 bis 500 Hz wiedergeben. So käme man auf 5 einzelne Bereiche, den Hochtöner schon mitgezählt.
Und warum tut man das nicht? Es könnte ja eine Preisfrage sein. Aber wenn man bedenkt, dass Lautsprecher mit eingeschränktem Übertragungsbereich meist deutlich billiger sind als breitbandige, hochwertige Chassis, ist dies kein Argument. Also muss es einen anderen Grund haben.
Hier http://ebmule.de/showthread.php?tid=502 habe ich mal beschrieben, was und wie wir hören. Dabei geht es hauptsächlich um die Auswirkungen elektronischer Fehler. Es gibt aber auch akustische Gegebenheiten, die unser Hören beeinflussen.
Um ein Musikinstrument zu erkennen ist besonders das Einschwingen entscheidend. Würden wir uns auf den anhaltenden Ton konzentrieren, so gäbe es kaum Unterschiede zwischen einer Harfe und einem Klavier. Sehr unterschiedlich ist aber der Anschlag bezw. das Anreissen der Saite. Und da spielt zum Glück auch die Raumakustik noch keine grosse Rolle.
Wenn wir ein Musikinstrument in einem Raum hören, so entstehen Reflexionen, Echos und Hall. Aber ganz am Anfang kommt der Schallauf dem kürzesten Weg zu uns und das ist mit Sicherheit der direkte Weg, also ohne Reflexionen. Und genau an diesem ersten, direkten Klang erkennen wir das Instrument. Natürlich wird die Wiedergabe durch die Reföexionen beeinflusst. Dieser Einfluss bezieht sich aber darauf, ob der ausklingende Ton eines Orchesters natürlich ausgewogen ist oder ob es da Über- und Unterbetonungen gibt. Das Erkennen der einzelnen Instrumente ist aber wie gesagt eine andere „Baustelle“.
Darum ist zwar der lineare Frequenzgang wichtig. Wichtiger aber ist das einwandfreie und unbeeinflusste Einschwingen.
Betrachtet man nun mal die Raumakustik, so ergeben sich durch die Reflexionen Pegelanhebungen und –Absenkungen. Diese hören wir und stellen dabei fest, dass der Klang mehr oder weniger ausgewogen ist. Und wenn wir Messungen durchführen, so beziehen sich diese meist auf diesen eingeschwungenen Zustand. Die erste, direkte Welle ist noch unbeeinflusst von der Raumakustik.
Und genau so ist es, wenn wir einen Lautsprecher durch messen. Da wird auf den eingeschwungenen Zustand abgestellt und nicht auf das Einschwingen.
Betrachten wir mal an einem Lautsprecher das „Wasserfalldiagramm“, also das Ausschwingverhalten, so können wir bisweilen feststellen, dass der Lautsprecher auf verschiedenen Resonanzen nachschwingt.
Hier ist ganz deutlich, dass dieser Mitteltöner mit Alu-Membran oberhalb etwa 6kHz ein Nachschwingen zeigt. Über dar Einschwingen gibt es kaum vernünftige Angaben, aber man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass diese Energie, welche beim Ausschwingen zu dieser Betonung führt, während des Einschwingen aufgebaut und gespeichert werden muss, sodass das Einschwingen vermutlich genau so falsch, nur eben im umgekehrten Sinn, vonstatten gehen wird.
Betrachtet man nur den Frequenzgang dieses Lautsprechers
So sieht dieser noch nicht so schlimm aus. Da wirkt das Ausschwingen schon weit bedrohlicher und das Einschwingen wird ebenfalls dazu führen, dass man der Geschichte nicht mehr so ganz traut.
Würden wir also eine Fünfwegbox mit relativ billigen Chassis zusammenstellen, so könnte der gemessene Frequenzgang im eingeschwungenen Zustand recht gut aussehen. Die Ungereimtheiten des Ein- und Ausschwingens aber würden uns zeigen, dass da nicht alles so ganz 100%ig ist. Und dann gibt es noch etwas:
So wie dieses Nachschwingen eine Folge von Membranresonanzen ist, die ihre Zeit brauchen, die Energie aufzunehmen und abzugeben, so brauchen auch die Resonanzkreise einer Weiche ihre Zeit, das Signal durchzulassen oder zu sperren. Wenn man also eine Lautsprecherweiche dahin gehend untersuchen würde, wären diese Veränderungen ebenfalls eindeutig festzustellen. Und je steiler solche Resonanzen sind, desto besser ist elektrisch gesehen der Resonanzkreis. Aber umso länger dauert es, bis die Energie gespeichert und wieder abgegeben ist. Wenn man also bei einer Weiche eine möglichst steile Ausführung wählt (18 oder 24dB/Oktave) gegenüber weniger steilen Typen (6 oder 12dB/Okt.), so führt dies zu Verzögerungen und damit bei jedem nicht sinusförmigen Signal (also Musik) zu Signalveränderungen.
Das würde aber bedeuten, dass man keine Weichen einsetzen sollte. Dann sind wir aber wieder beim Breitbänder mit seinen Problemen.
Nehmen wir eine Weiche mit 6dB Steilheit (jeweils nur 1 frequenzbestimmendes Bauteil) so kommt am Tieftöner noch so viel Hochton heraus, ass man kaum einen Mitteltöner einsetzen kann. Und der Hoch- als auch der Tieftöner müssen in der Lage sein, weit in den Bereich des anderen Lautsprechers sauber zu arbeiten. Es wird damit nicht einfach, einen guten Kompromiss zu finden. Daher sind Zweiwegboxen keineswegs einfacher in der Konstruktion.
Bei Dreiwegboxen wird man üblicherweise 12dB-Weichen einsetzen, weil sonst die Trennung kaum mehr vernünftig machbar ist. In diesem Fall sind die Nachteile noch nicht so gross und die Vorteile überwiegen.
Generell ist aber zu beachten, dass jede Weiche eine gewisse Signalverzögerung ergibt und damit eine Phasendrehung entsteht. Will man einen linearen Frequenzgang im eingeschwungenen Zustand (also ein gutes Messresultat), so muss man den Mitteltöner gegenüber Bass und Hochton verpolt anschliessen. Dass dies andererseits bei Impulsen zu einer Kurvenverformung führt, lässt sich nicht vermeiden. An jedem Übergang entstehen „Ungereimtheiten“, welche je nach Musikart mehr oder weniger hörbar sind und letztlich das Einschwingen beeinflussen, das wir ja als wichtig bezeichnet haben.
Und dazu nochmals zurück zur Akustik: Sehr hohe Töne können wir nicht orten, weil im Raum so viele Reflexionen entstehen, dass aus dem akustischen „Salat“ kein auswertbares Signal zur Verfügung steht. In diesen Bereichen oberhalb etwa 4 bis 5kHz ist daher unser Gehör auf Phasen und Impulsformen und Richtungshören fast taub. Und da sich die Reflexionen und damit Pegelfehler nicht vermeiden lassen, sind auch solche Pegelfehler kaum hörbar.
Wenn wir also davon ausgehen, dass eine Weiche Fehler generiert und wir wissen, dass unser Ohr in den besagten Lagen kaum mehr Fehler feststellen kann, macht es Sinn, die Trennung in diesen Bereich zu legen.
Der andere Bereich, in welchem unser Ohr ebenfalls „taub“ ist ist jener unterhalb 300 bis 500Hz. Auch hier sind Fehler schlechter feststellbar. Das bedeutet, dass eine gute Dreiwegbox mit einer Trennung bei 300Hz und 5kHz den meisten Zweiwegkonstruktionen überlegen ist. Und wenn man beispielsweise Studio-Monitorboxen vergleicht, so sind (innerhalb eines Herstellers) jeweils deutliche Unterschiede zwischen Zwei- und Dreiweg zu hören, während die Unterschiede innerhalb einer Gruppe recht gering ausfallen.
Damit ist also erklärt, dass im Normalfall eine Breitbandkonstruktion ihre Schwierigkeiten hat und dass auch Zweiwegkonstruktionen ihre eigene Klangfärbung bekommen. Und ebenso ist beschrieben, dass eigentlich mehr als drei Wege mehr Nach- als Vorteile bieten. Ausgenommen davon ist allenfalls eine Ergänzum im Bassbereich mit einem zusätzlichen Subwoofer.
Jetzt könnte man mal hergehen und einen Hochtöner, einen Mitteltöner und einen Tieftöner in ein beliebiges Gehäuse einbauen. Wenn man die Chassis Stück für Stück in der Kiste ausmisst, so wird man erstaunt feststellen, dass es kaum so raus kommt, wie die Prospektangaben einem das glauben machen wollten. Zuerst muss man wissen, wie man misst. Das Problem ist, dass bei einer Messung üblicherweise der Raumeinfluss mit gemessen wird. Man muss nun versuchen, diesen Einfluss zu minimieren. Da dies eine umfangreichere Angelegenheit ist, sollte dies in einem eigenen Thread über Messtechnik abgehandelt werden.
Neben den Raumeinflüssen haben wir aber auch die Einflüsse des Gehäuses. Darauf möchte ich auch etwas später eingehen. Hier möchte ich nochmals die Lautsprecher selbst und deren Zusammenschaltung ansprechen.
Wie vorher mal aufgezeigt (die drei Mitteltöner) gibt es Frequenzgangfehler der Lautsprecher. Diese entstammen alle der Tatsache, dass die Membran nicht beliebig steif gemacht werden kann und dass daher die Membran in allen Dimensionen schwingt und flattert und wackelt.
Nun gibt es die Theorie, wonach z.B. die Membranmasse Einfluss auf die Wiedergabelautstärke habe (Kennschalldruck) aber nicht auf den Frequenzgang. Dies hat eine gewisse Richtigkeit, wie rechnerisch bewiesen werden kann. Diese Theorie gilt aber nur im eingeschwungenen Zustand, nicht aber beim Ein- und Ausschwingen. Und wir haben ja gesehen, wie wichtig gerade das Einschwingen ist. Nehmen wir also einen Lautsprecher mit ungeeigneter Membran, so kann er den Klang verändern im Einschwingvorgang und er kann zu Resonanzen führen, welche den Klang verändern.
Richtig wäre eine möglichst steife Membran, weil dadurch zumindest im tieferen Tonbereich Resonanzen vermieden werden können. Ist die Membran steif und schwer, vermag oft die Schwingspule die Kraft nicht mehr optimal auf die Membran zu übertragen. Es kommt also in diesem Übergangsbereich zu Verformungen und damit zu Fehlern. Dies behindert die Wiedergabe der mittleren und höheren Tonlagen. Hat man so einen Tieftöner, so muss man den Übergang zum Mitteltöner tief genug ansetzen. Damit muss aber der Mitteltöner mit einer höheren Auslenkung arbeiten, was zu Tonhöhen-Beeinflussung (Doppler-Effekt) führt.
Wählt man eine leichtere, steife Membran, so ist diese eventuell aus Metall gefertigt und hat durch die innere Materialhärte die Tendenz, glockenartig auszuschwingen. Dies ist hier am AL 130 M erkennbar. Bei einem grösseren Lautsprecher wie dem Tieftöner liegen die Problemzonen einfach bei deutlich tieferen Frequenzen. Und da sie wie im „Wasserfalldiagramm“ gezeigt sehr steil und schmalbandig sind, dürfen sie auch durch Klirr nicht angeregt werden können. Entsprechend tief ist die Bereichsgrenze anzusetzen. Es macht daher unbedingt Sinn, Membranen zu verwenden, welche neben der hohen Steifigkeit eine hohe innere Dämpfung aufweisen und damit zwar nicht teilschwingungsfrei sind, diese Teilschwingungen aber nicht stark ins Gewicht fallen. Ausserdem ist eine leichte Membran (wenn sie die restlichen Forderungen erfüllen kann) generell günstiger. Aus diesem Grund sind verschiedene Kunststoffe und Pappe nach wie vor privilegiert, denn es gibt keine klingenden Glocken aus Pappe.
Hier einfach mal eine Zusammenstellung, die möglich wäre:
Dieser Lautsprecher macht auch Probleme, aber erst im Bereich von 3kHz. Wenn wir ihn also bis 500Hz betreiben und dann mit einer 12dB-Weiche abriegeln, werden die kritischen Bereiche nicht mehr angeregt.
Diesen Lautsprecher könnten wir ja schon ab etwa 120Hz einsetzen, was aber eine hohe Membranauslenkung ergibt. Es macht also Sinn, ihn erst ab 500Hz zu betreiben.
Was bei genauem Hinsehen auffälltist die Tatsache, der Tieftöner einen Kennschalldruck von 92 bis maximal 95dB hat, der Mitteltöner aber nur einen von 90dB. Man könnte nun durch den Einbau von 2 Mitteltönern den Mitteltonbereich um 3dB anheben, was allerdings die Impedanz auf 4 Ohm halbieren würde.
Eine Alternative wären 2 der folgenden Lautsprecher in Serie. Dies ergibt wieder 8 Ohm und der Kennschalldruck wurde bei 92 bis 93dB liegen, also an den Tieftöner angepasst.
Den Abschluss bildet der Hochtöner, der ebenfalls in diesem Kennschalldruckbereich liegen sollte.
Dies ist hier der Fall. Und es ist möglich, den Übertragungsbereich ab 5kHz festzulegen. Das ist weder für den Mitteltöner noch den Hochtöner ein Problem.
Noch etwaszum Kennschalldruck: Dieser sollte wenn möglich überein stimmen. Und wenn schon Unterschiede da wären, sollte er beim Tieftöner am kleinsten sein. Es ist nämlich kein Problem, den Wirkungsgrad (und der Kennschalldruck ist nur eine etwas andere Bezeichnung dafür) bei Mittel- und Hochton mit Widerständen anzupassen, was bei Tieftöner nicht möglich ist.
Hier mal eine Box, die aus technischen Gründen eine Impedanz von 16 Ohm haben musste. Dazu wurde ein Tieftöner mit Doppel-Schwingspule (2 x 8 Ohm) verwendet.
Da der Kennschalldruck des Hochtöners deutlich grösser war als jener des Tieftöners, konnten Impedanz und Kennschalldruck mit den zwei Widerständen angepasst werden (10 Ohm parallel zu 47 Ohm ergibt 8,25 Ohm). Die Trennung liegt bei rund 4kHz.
Jetzt wird immer wieder behauptet, man könne eine Lautsprecherweiche nicht berechnen, sondern nur austesten. Das ist falsch. Hier die Schaltung für diese Weiche:
Wenn wir also mal die gewählte Kombination betrachten, so haben wir einen Tieftöner SPH300KE, zwei Mitteltöner MSH116 in Serie und einen Hochtöner DT107. Und wir haben uns die Trennung bei 500Hz und bei 5kHz vorgenommen. Für eine 12dB-Weiche bedeutet dies: Induktivität L = (225 x Lautsprecherimpedanz Z) : Frequenz
und
für die Kapazität C = 112'500 : (Frequenz x Z)
In dieser Formel sind die nötigen Multiplipationen mit Festwerten wie 2 Pi usw. bereits vorgenommen. Die Kapazität erscheint in Mikrofarad, die Induktivität in Millihenry. Frequenz in Hz und Z in Ohm.
Rechnen wir also mal den Tieftöner aus:
Wir haben 500Hz und...
Da müssen wir in der Grafik nachschauen. Bei 500Hz ist Z dieses Lautsprechers 10 Ohm und nicht etwa die 8 Ohm, die im Datenblatt stehen. Also setzen wir ein:
225 x 10 : 500 = 4,5 mH
Und C wird beim Tieftöner 112'500 : (500 x 10) = 112'500 : 5000 = 22,5 Mikrofarad.
Rechnen wir den Mitteltöner so haben wir die Frequenz 500Hz und die Impedanz (bei 500Hz) von 2 x 4 Ohm = 8 Ohm, also 28,1 Mikrofarad und 3,6 Millihenry, bei 5kHz haben wir ein Z von 2x8 Ohm = 16 Ohm, also wird C 1,4 Mikrofarad und L 0,72 Millihenry.
Beim Hochtöner haben wir wieder nur eine Frequenz, nämlich 5kHz und eine Impedanz von etwa 9 Ohm. Folglich werden die Bauteile 2,5 Mikrofarad und 0,41 mH.
Jetzt sind dies ziemlich ungebräuchliche Werte. Nehmen wir die nächs üblichen, so wird dies beim Tieftöner 4,7mH und 22mF,
beim Mitteltöner werden es einmal 3,9mH und einmal 0,68mH und 33mF und 1,5mF. Beim Hochtöner werden wir 2,2mF und 0,39mH einsetzen.
Betrachten wir nochmals den 20cm Breitbänder oder den ersten Mitteltöner, so kann man sich allenfalls vorstellen, die Berg- und Talbahn irgendwie zu begradigen. Dass dies aber sehr aufwändig wird, versteht sich. Und immer dann, wenn wir nicht Lautsprecher verwenden, die von Natur aus schon linear sind, sind komplxe Weichensysteme nötig. Dass sich sowas kaum noch berechnen lässt, ist verständlich. Es ist daher wie immer sinnvoller, gleich von Anfang an mit vernünftigem Material zu arbeiten, statt nachher mühevoll Schadensbegrenzung zu betreiben.
Wenn also irgendwo zu lesen ist, eine Weichenberechnung sei nicht möglich, so funktioniert dies nur darum nicht, weil keine tauglichen Lautsprecher verwendet wurden.
Jetzt haben wir die Weiche berechnet und möchten wissen, wie viel unsere Box verträgt. Dazu muss man wissen, dass als Referenz ein Signal verwendet wird, das durchschnittlicher, natürlicher Musik entspricht. Werden Klangregler oder elektronische Musik eingesetzt, sind die Leistungsangaben nicht mehr gültig!
Generell kann man davon ausgehen, dass das Musikspektrum rund 10 Oktaven umfasst und dass bis zu einem gewissen Grad die Leistung in jeder Oktave gleich ist. Dies gilt nicht im ganz hohen und ganz tiefen Bereich. In den Höhen ist zu beachten, dass der Obertonanteil mit steigender Frequenz abnimmt, andererseits aber keine Grundfrequenzen über 5kHz vorkommen. Und im Bass gibt es einfach weniger Instrumente, die mit genügendem Druck noch die tiefsten Lagen bedienen. Daher wird ein „modifiziertes“ Signal zur Messung der Belastbarkeit verwendet:
Jetzt müssen wir zuerst mal die tatsächlichen Belastungsgrenzen angeben und diese mit dem Tastsignal vergleichen. Auf diese Weise bekommen wir für den Hochtöner eine maximale Kombinations-Belastbarkeit von 180W. Das bedeutet, dass wir unsere Box mit bis zu 180W belasten dürfen, wenn wir uns an ein Musiksignal halten, das diesen Vorgaben entspricht.
Was letzten Endes aus diesem Vorschlag resultiert, hängt jetzt noch vom Gehäuse ab. Wir haben einfach mal Lautsprecher zusammengestellt, die aufgrund der Frequenzkurven und des Kennschalldrucks gut harmonieren sollten. Und da genügend Spielraum vorhanden war, konnten die Übernahmefrequenzen ziemlich frei gewählt werden. Dies ermöglichte eine Weichenberechnung.
Das ganze Gehäusekapitel soll in einem separaten Beitrag behandelt werden.
Man könnte meinen, es müsste doch möglich sein... nämlich die Sache mit dem Breitbandlautsprecher. Das wäre z.B. sowas:
Das ist nun schon ein sehr alter Vertreter dieser Gattung. Bemerkenswert an ihm ist der sehr hohe Wirkungsgrad.
Was aber hier besonders interessiert ist die grosse Membranfläche.
Es ist ja logisch, dass eine höhere Lautstärke eine grössere, bewegte Luftmenge braucht. Ist nun die Membranfläche gross, so braucht es für die gleiche Luftmenge einen kleineren Membranhub, bei kleiner Membranfläche aber einen grossen Hub.
Weiter ist bekannt, dass tiefe Töne nach mehr Luft verlangen. Daher ist bei tiefen Tönen die Membranauslenkung grösser als bei hohen.
Und drittens kennt man die Tonhöhenverschiebung, wenn ein Auto auf uns zu oder von uns weg fährt.
Jetzt können wir diese Erkenntnisse kombinieren. Wenn also eine Membran gleichzeitig hohe und tiefe Töne wiedergeben muss, so wird die Tonhöhe des hohen Tons verändert, wenn sich die Membran bewegt. Dabei spielt die Bewegung durch den hohen Ton praktisch keine Rolle, weil die Membranbewegung ja sehr klein ist. Entscheidend ist die Tieftonbewegung. Und je grösser die Bewegung, desto stärker ist die Tonhöhenänderung.
Das bedeutet, dass bei diesem grossen Lautsprecher dieser Effekt schwächer ist als bei einem kleinen, der beim Bass eine grössere Auslenkung ausführen muss.
Würde man also nur diesen einen Punkt betrachten, so wäre dieser grosse Lautsprecher das Ideal und kleine Breitbandlautsprecher wären Unsinn.
Und weiter muss man sich fragen, warum denn das Ohr funktioniert oder ein Mikrofon. Eigentlich müsste es da auch zur Tonhöhenveränderung kommen. Aber da sind die Membranbewegungen so minim, dass dieser Effekt nicht mehr hörbar auftritt.
Wenn jetzt ein grosser Breitbandlautsprecher „funktioniert“, ein kleiner aber nicht, warum macht man dann übrhaupt kleine?
Dazu mal der Frequenzgang eines kleinen und eines grossen Lautsprechers:
Deutlich ist beim grösseren (20cm Durchmesser) die stärkere Welligkeit im oberen Bereich zu beobachten.
Nun kann man sich fragen, wozu denn Breitbandlautsprecher, wenn sie doch nur schlechter sind. Ein guter Breitbandlautsprecher strahlt allen Schall aus einem Zentrum ab. Härt man also mit nur einer Box (Mono) so kommt der Schall aus einem Punkt. Hört man Stereo, so gibt es die zwei Punkte und dazwischen sehr präzise alle Phantomschallquellen. Die Ortung ist also unerreicht präzise. Aber eben, da ist der ungleichmässige Frequenzgang und die Tonhöhenänderung...
Die Alternative ist eine Mehrwegbox, wo die einzelnen Tonlagen über eigene Lautsprecher wiedergegeben werden. Betrachtet man mal die verschiedenen Lautsprecher, die für diese Anwendung in Frage kommen, kann man feststellen, dass es Ausführungen gibt, die sich zumindest vom gemessenen Frequenzgang her für breite Bereiche eignen, andere aber nur in schmalen Bereichen anwendbar sind. Hier drei Mitteltöner.
Beim mittleren entstehen im oberen Bereich starke Resonanzen, die keinsefalls angeregt werden dürfen. Darum wird der Nutzbereich bei etwa 2,3kHz beendet, denn Klirr (K3) könnte durch die Frequenzverdreifachung den oberen Bereich anregen.
Man könnte nun auf die Idee kommen, den Bereich der Übertragung nicht nur in drei Bereiche zu teilen, sondern z.B. mit dem SPH-100bis 2kHz und mit dem MS125 noch 2kHz bis 4kHz zu übertragen. Und unterhalb 500Hz könnte man doch auch noch einen Mittel-Tieftöner einsetzen und damit den Bereich 100 bis 500 Hz wiedergeben. So käme man auf 5 einzelne Bereiche, den Hochtöner schon mitgezählt.
Und warum tut man das nicht? Es könnte ja eine Preisfrage sein. Aber wenn man bedenkt, dass Lautsprecher mit eingeschränktem Übertragungsbereich meist deutlich billiger sind als breitbandige, hochwertige Chassis, ist dies kein Argument. Also muss es einen anderen Grund haben.
Hier http://ebmule.de/showthread.php?tid=502 habe ich mal beschrieben, was und wie wir hören. Dabei geht es hauptsächlich um die Auswirkungen elektronischer Fehler. Es gibt aber auch akustische Gegebenheiten, die unser Hören beeinflussen.
Um ein Musikinstrument zu erkennen ist besonders das Einschwingen entscheidend. Würden wir uns auf den anhaltenden Ton konzentrieren, so gäbe es kaum Unterschiede zwischen einer Harfe und einem Klavier. Sehr unterschiedlich ist aber der Anschlag bezw. das Anreissen der Saite. Und da spielt zum Glück auch die Raumakustik noch keine grosse Rolle.
Wenn wir ein Musikinstrument in einem Raum hören, so entstehen Reflexionen, Echos und Hall. Aber ganz am Anfang kommt der Schallauf dem kürzesten Weg zu uns und das ist mit Sicherheit der direkte Weg, also ohne Reflexionen. Und genau an diesem ersten, direkten Klang erkennen wir das Instrument. Natürlich wird die Wiedergabe durch die Reföexionen beeinflusst. Dieser Einfluss bezieht sich aber darauf, ob der ausklingende Ton eines Orchesters natürlich ausgewogen ist oder ob es da Über- und Unterbetonungen gibt. Das Erkennen der einzelnen Instrumente ist aber wie gesagt eine andere „Baustelle“.
Darum ist zwar der lineare Frequenzgang wichtig. Wichtiger aber ist das einwandfreie und unbeeinflusste Einschwingen.
Betrachtet man nun mal die Raumakustik, so ergeben sich durch die Reflexionen Pegelanhebungen und –Absenkungen. Diese hören wir und stellen dabei fest, dass der Klang mehr oder weniger ausgewogen ist. Und wenn wir Messungen durchführen, so beziehen sich diese meist auf diesen eingeschwungenen Zustand. Die erste, direkte Welle ist noch unbeeinflusst von der Raumakustik.
Und genau so ist es, wenn wir einen Lautsprecher durch messen. Da wird auf den eingeschwungenen Zustand abgestellt und nicht auf das Einschwingen.
Betrachten wir mal an einem Lautsprecher das „Wasserfalldiagramm“, also das Ausschwingverhalten, so können wir bisweilen feststellen, dass der Lautsprecher auf verschiedenen Resonanzen nachschwingt.
Hier ist ganz deutlich, dass dieser Mitteltöner mit Alu-Membran oberhalb etwa 6kHz ein Nachschwingen zeigt. Über dar Einschwingen gibt es kaum vernünftige Angaben, aber man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass diese Energie, welche beim Ausschwingen zu dieser Betonung führt, während des Einschwingen aufgebaut und gespeichert werden muss, sodass das Einschwingen vermutlich genau so falsch, nur eben im umgekehrten Sinn, vonstatten gehen wird.
Betrachtet man nur den Frequenzgang dieses Lautsprechers
So sieht dieser noch nicht so schlimm aus. Da wirkt das Ausschwingen schon weit bedrohlicher und das Einschwingen wird ebenfalls dazu führen, dass man der Geschichte nicht mehr so ganz traut.
Würden wir also eine Fünfwegbox mit relativ billigen Chassis zusammenstellen, so könnte der gemessene Frequenzgang im eingeschwungenen Zustand recht gut aussehen. Die Ungereimtheiten des Ein- und Ausschwingens aber würden uns zeigen, dass da nicht alles so ganz 100%ig ist. Und dann gibt es noch etwas:
So wie dieses Nachschwingen eine Folge von Membranresonanzen ist, die ihre Zeit brauchen, die Energie aufzunehmen und abzugeben, so brauchen auch die Resonanzkreise einer Weiche ihre Zeit, das Signal durchzulassen oder zu sperren. Wenn man also eine Lautsprecherweiche dahin gehend untersuchen würde, wären diese Veränderungen ebenfalls eindeutig festzustellen. Und je steiler solche Resonanzen sind, desto besser ist elektrisch gesehen der Resonanzkreis. Aber umso länger dauert es, bis die Energie gespeichert und wieder abgegeben ist. Wenn man also bei einer Weiche eine möglichst steile Ausführung wählt (18 oder 24dB/Oktave) gegenüber weniger steilen Typen (6 oder 12dB/Okt.), so führt dies zu Verzögerungen und damit bei jedem nicht sinusförmigen Signal (also Musik) zu Signalveränderungen.
Das würde aber bedeuten, dass man keine Weichen einsetzen sollte. Dann sind wir aber wieder beim Breitbänder mit seinen Problemen.
Nehmen wir eine Weiche mit 6dB Steilheit (jeweils nur 1 frequenzbestimmendes Bauteil) so kommt am Tieftöner noch so viel Hochton heraus, ass man kaum einen Mitteltöner einsetzen kann. Und der Hoch- als auch der Tieftöner müssen in der Lage sein, weit in den Bereich des anderen Lautsprechers sauber zu arbeiten. Es wird damit nicht einfach, einen guten Kompromiss zu finden. Daher sind Zweiwegboxen keineswegs einfacher in der Konstruktion.
Bei Dreiwegboxen wird man üblicherweise 12dB-Weichen einsetzen, weil sonst die Trennung kaum mehr vernünftig machbar ist. In diesem Fall sind die Nachteile noch nicht so gross und die Vorteile überwiegen.
Generell ist aber zu beachten, dass jede Weiche eine gewisse Signalverzögerung ergibt und damit eine Phasendrehung entsteht. Will man einen linearen Frequenzgang im eingeschwungenen Zustand (also ein gutes Messresultat), so muss man den Mitteltöner gegenüber Bass und Hochton verpolt anschliessen. Dass dies andererseits bei Impulsen zu einer Kurvenverformung führt, lässt sich nicht vermeiden. An jedem Übergang entstehen „Ungereimtheiten“, welche je nach Musikart mehr oder weniger hörbar sind und letztlich das Einschwingen beeinflussen, das wir ja als wichtig bezeichnet haben.
Und dazu nochmals zurück zur Akustik: Sehr hohe Töne können wir nicht orten, weil im Raum so viele Reflexionen entstehen, dass aus dem akustischen „Salat“ kein auswertbares Signal zur Verfügung steht. In diesen Bereichen oberhalb etwa 4 bis 5kHz ist daher unser Gehör auf Phasen und Impulsformen und Richtungshören fast taub. Und da sich die Reflexionen und damit Pegelfehler nicht vermeiden lassen, sind auch solche Pegelfehler kaum hörbar.
Wenn wir also davon ausgehen, dass eine Weiche Fehler generiert und wir wissen, dass unser Ohr in den besagten Lagen kaum mehr Fehler feststellen kann, macht es Sinn, die Trennung in diesen Bereich zu legen.
Der andere Bereich, in welchem unser Ohr ebenfalls „taub“ ist ist jener unterhalb 300 bis 500Hz. Auch hier sind Fehler schlechter feststellbar. Das bedeutet, dass eine gute Dreiwegbox mit einer Trennung bei 300Hz und 5kHz den meisten Zweiwegkonstruktionen überlegen ist. Und wenn man beispielsweise Studio-Monitorboxen vergleicht, so sind (innerhalb eines Herstellers) jeweils deutliche Unterschiede zwischen Zwei- und Dreiweg zu hören, während die Unterschiede innerhalb einer Gruppe recht gering ausfallen.
Damit ist also erklärt, dass im Normalfall eine Breitbandkonstruktion ihre Schwierigkeiten hat und dass auch Zweiwegkonstruktionen ihre eigene Klangfärbung bekommen. Und ebenso ist beschrieben, dass eigentlich mehr als drei Wege mehr Nach- als Vorteile bieten. Ausgenommen davon ist allenfalls eine Ergänzum im Bassbereich mit einem zusätzlichen Subwoofer.
Jetzt könnte man mal hergehen und einen Hochtöner, einen Mitteltöner und einen Tieftöner in ein beliebiges Gehäuse einbauen. Wenn man die Chassis Stück für Stück in der Kiste ausmisst, so wird man erstaunt feststellen, dass es kaum so raus kommt, wie die Prospektangaben einem das glauben machen wollten. Zuerst muss man wissen, wie man misst. Das Problem ist, dass bei einer Messung üblicherweise der Raumeinfluss mit gemessen wird. Man muss nun versuchen, diesen Einfluss zu minimieren. Da dies eine umfangreichere Angelegenheit ist, sollte dies in einem eigenen Thread über Messtechnik abgehandelt werden.
Neben den Raumeinflüssen haben wir aber auch die Einflüsse des Gehäuses. Darauf möchte ich auch etwas später eingehen. Hier möchte ich nochmals die Lautsprecher selbst und deren Zusammenschaltung ansprechen.
Wie vorher mal aufgezeigt (die drei Mitteltöner) gibt es Frequenzgangfehler der Lautsprecher. Diese entstammen alle der Tatsache, dass die Membran nicht beliebig steif gemacht werden kann und dass daher die Membran in allen Dimensionen schwingt und flattert und wackelt.
Nun gibt es die Theorie, wonach z.B. die Membranmasse Einfluss auf die Wiedergabelautstärke habe (Kennschalldruck) aber nicht auf den Frequenzgang. Dies hat eine gewisse Richtigkeit, wie rechnerisch bewiesen werden kann. Diese Theorie gilt aber nur im eingeschwungenen Zustand, nicht aber beim Ein- und Ausschwingen. Und wir haben ja gesehen, wie wichtig gerade das Einschwingen ist. Nehmen wir also einen Lautsprecher mit ungeeigneter Membran, so kann er den Klang verändern im Einschwingvorgang und er kann zu Resonanzen führen, welche den Klang verändern.
Richtig wäre eine möglichst steife Membran, weil dadurch zumindest im tieferen Tonbereich Resonanzen vermieden werden können. Ist die Membran steif und schwer, vermag oft die Schwingspule die Kraft nicht mehr optimal auf die Membran zu übertragen. Es kommt also in diesem Übergangsbereich zu Verformungen und damit zu Fehlern. Dies behindert die Wiedergabe der mittleren und höheren Tonlagen. Hat man so einen Tieftöner, so muss man den Übergang zum Mitteltöner tief genug ansetzen. Damit muss aber der Mitteltöner mit einer höheren Auslenkung arbeiten, was zu Tonhöhen-Beeinflussung (Doppler-Effekt) führt.
Wählt man eine leichtere, steife Membran, so ist diese eventuell aus Metall gefertigt und hat durch die innere Materialhärte die Tendenz, glockenartig auszuschwingen. Dies ist hier am AL 130 M erkennbar. Bei einem grösseren Lautsprecher wie dem Tieftöner liegen die Problemzonen einfach bei deutlich tieferen Frequenzen. Und da sie wie im „Wasserfalldiagramm“ gezeigt sehr steil und schmalbandig sind, dürfen sie auch durch Klirr nicht angeregt werden können. Entsprechend tief ist die Bereichsgrenze anzusetzen. Es macht daher unbedingt Sinn, Membranen zu verwenden, welche neben der hohen Steifigkeit eine hohe innere Dämpfung aufweisen und damit zwar nicht teilschwingungsfrei sind, diese Teilschwingungen aber nicht stark ins Gewicht fallen. Ausserdem ist eine leichte Membran (wenn sie die restlichen Forderungen erfüllen kann) generell günstiger. Aus diesem Grund sind verschiedene Kunststoffe und Pappe nach wie vor privilegiert, denn es gibt keine klingenden Glocken aus Pappe.
Hier einfach mal eine Zusammenstellung, die möglich wäre:
Dieser Lautsprecher macht auch Probleme, aber erst im Bereich von 3kHz. Wenn wir ihn also bis 500Hz betreiben und dann mit einer 12dB-Weiche abriegeln, werden die kritischen Bereiche nicht mehr angeregt.
Diesen Lautsprecher könnten wir ja schon ab etwa 120Hz einsetzen, was aber eine hohe Membranauslenkung ergibt. Es macht also Sinn, ihn erst ab 500Hz zu betreiben.
Was bei genauem Hinsehen auffälltist die Tatsache, der Tieftöner einen Kennschalldruck von 92 bis maximal 95dB hat, der Mitteltöner aber nur einen von 90dB. Man könnte nun durch den Einbau von 2 Mitteltönern den Mitteltonbereich um 3dB anheben, was allerdings die Impedanz auf 4 Ohm halbieren würde.
Eine Alternative wären 2 der folgenden Lautsprecher in Serie. Dies ergibt wieder 8 Ohm und der Kennschalldruck wurde bei 92 bis 93dB liegen, also an den Tieftöner angepasst.
Den Abschluss bildet der Hochtöner, der ebenfalls in diesem Kennschalldruckbereich liegen sollte.
Dies ist hier der Fall. Und es ist möglich, den Übertragungsbereich ab 5kHz festzulegen. Das ist weder für den Mitteltöner noch den Hochtöner ein Problem.
Noch etwaszum Kennschalldruck: Dieser sollte wenn möglich überein stimmen. Und wenn schon Unterschiede da wären, sollte er beim Tieftöner am kleinsten sein. Es ist nämlich kein Problem, den Wirkungsgrad (und der Kennschalldruck ist nur eine etwas andere Bezeichnung dafür) bei Mittel- und Hochton mit Widerständen anzupassen, was bei Tieftöner nicht möglich ist.
Hier mal eine Box, die aus technischen Gründen eine Impedanz von 16 Ohm haben musste. Dazu wurde ein Tieftöner mit Doppel-Schwingspule (2 x 8 Ohm) verwendet.
Da der Kennschalldruck des Hochtöners deutlich grösser war als jener des Tieftöners, konnten Impedanz und Kennschalldruck mit den zwei Widerständen angepasst werden (10 Ohm parallel zu 47 Ohm ergibt 8,25 Ohm). Die Trennung liegt bei rund 4kHz.
Jetzt wird immer wieder behauptet, man könne eine Lautsprecherweiche nicht berechnen, sondern nur austesten. Das ist falsch. Hier die Schaltung für diese Weiche:
Wenn wir also mal die gewählte Kombination betrachten, so haben wir einen Tieftöner SPH300KE, zwei Mitteltöner MSH116 in Serie und einen Hochtöner DT107. Und wir haben uns die Trennung bei 500Hz und bei 5kHz vorgenommen. Für eine 12dB-Weiche bedeutet dies: Induktivität L = (225 x Lautsprecherimpedanz Z) : Frequenz
und
für die Kapazität C = 112'500 : (Frequenz x Z)
In dieser Formel sind die nötigen Multiplipationen mit Festwerten wie 2 Pi usw. bereits vorgenommen. Die Kapazität erscheint in Mikrofarad, die Induktivität in Millihenry. Frequenz in Hz und Z in Ohm.
Rechnen wir also mal den Tieftöner aus:
Wir haben 500Hz und...
Da müssen wir in der Grafik nachschauen. Bei 500Hz ist Z dieses Lautsprechers 10 Ohm und nicht etwa die 8 Ohm, die im Datenblatt stehen. Also setzen wir ein:
225 x 10 : 500 = 4,5 mH
Und C wird beim Tieftöner 112'500 : (500 x 10) = 112'500 : 5000 = 22,5 Mikrofarad.
Rechnen wir den Mitteltöner so haben wir die Frequenz 500Hz und die Impedanz (bei 500Hz) von 2 x 4 Ohm = 8 Ohm, also 28,1 Mikrofarad und 3,6 Millihenry, bei 5kHz haben wir ein Z von 2x8 Ohm = 16 Ohm, also wird C 1,4 Mikrofarad und L 0,72 Millihenry.
Beim Hochtöner haben wir wieder nur eine Frequenz, nämlich 5kHz und eine Impedanz von etwa 9 Ohm. Folglich werden die Bauteile 2,5 Mikrofarad und 0,41 mH.
Jetzt sind dies ziemlich ungebräuchliche Werte. Nehmen wir die nächs üblichen, so wird dies beim Tieftöner 4,7mH und 22mF,
beim Mitteltöner werden es einmal 3,9mH und einmal 0,68mH und 33mF und 1,5mF. Beim Hochtöner werden wir 2,2mF und 0,39mH einsetzen.
Betrachten wir nochmals den 20cm Breitbänder oder den ersten Mitteltöner, so kann man sich allenfalls vorstellen, die Berg- und Talbahn irgendwie zu begradigen. Dass dies aber sehr aufwändig wird, versteht sich. Und immer dann, wenn wir nicht Lautsprecher verwenden, die von Natur aus schon linear sind, sind komplxe Weichensysteme nötig. Dass sich sowas kaum noch berechnen lässt, ist verständlich. Es ist daher wie immer sinnvoller, gleich von Anfang an mit vernünftigem Material zu arbeiten, statt nachher mühevoll Schadensbegrenzung zu betreiben.
Wenn also irgendwo zu lesen ist, eine Weichenberechnung sei nicht möglich, so funktioniert dies nur darum nicht, weil keine tauglichen Lautsprecher verwendet wurden.
Jetzt haben wir die Weiche berechnet und möchten wissen, wie viel unsere Box verträgt. Dazu muss man wissen, dass als Referenz ein Signal verwendet wird, das durchschnittlicher, natürlicher Musik entspricht. Werden Klangregler oder elektronische Musik eingesetzt, sind die Leistungsangaben nicht mehr gültig!
Generell kann man davon ausgehen, dass das Musikspektrum rund 10 Oktaven umfasst und dass bis zu einem gewissen Grad die Leistung in jeder Oktave gleich ist. Dies gilt nicht im ganz hohen und ganz tiefen Bereich. In den Höhen ist zu beachten, dass der Obertonanteil mit steigender Frequenz abnimmt, andererseits aber keine Grundfrequenzen über 5kHz vorkommen. Und im Bass gibt es einfach weniger Instrumente, die mit genügendem Druck noch die tiefsten Lagen bedienen. Daher wird ein „modifiziertes“ Signal zur Messung der Belastbarkeit verwendet:
Jetzt müssen wir zuerst mal die tatsächlichen Belastungsgrenzen angeben und diese mit dem Tastsignal vergleichen. Auf diese Weise bekommen wir für den Hochtöner eine maximale Kombinations-Belastbarkeit von 180W. Das bedeutet, dass wir unsere Box mit bis zu 180W belasten dürfen, wenn wir uns an ein Musiksignal halten, das diesen Vorgaben entspricht.
Was letzten Endes aus diesem Vorschlag resultiert, hängt jetzt noch vom Gehäuse ab. Wir haben einfach mal Lautsprecher zusammengestellt, die aufgrund der Frequenzkurven und des Kennschalldrucks gut harmonieren sollten. Und da genügend Spielraum vorhanden war, konnten die Übernahmefrequenzen ziemlich frei gewählt werden. Dies ermöglichte eine Weichenberechnung.
Das ganze Gehäusekapitel soll in einem separaten Beitrag behandelt werden.