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Normale Version: Miles Davis
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Hab mir in einem Posting für ein anderes Forum Big Grin überlegt, welche CDs der beste Einstieg in das Mysterium Miles Davis sein könnten. Ich komme auf diese Platten, da ist jede wesentliche Richtung vertreten. Alleine mit Aufnahmen von Miles Davis lässt sich problemlos eine Geschichte des Jazz von 1945 bis 1990 zeichnen. Habe mich um eine vereinfachte und verständliche Darstellung bemüht, insofern möge man mir mögliche Unterlassungen oder Ungenauigkeiten verzeihen. Ich denke, das ist ein ganz guter Basisthread, über den wir hier gerne weiterdiskutieren können:

* Charlie Parker - The Complete Savoy Studio Sessions (Savoy 1946); Bebop, Miles quasi als Azubi an der Trompete. Die Master Takes tun es auch, es muss nicht die komplette sein.

* Miles Davis - Birth of the Cool oder Complete Birth of the Cool (Capitol 1949); erste Miles Davis Gruppe, gab dem "Cool Jazz" den Namen.

* Miles Davis, Vol. 1 & 2 (Blue Note 1952); die einzigen beiden Platten von Miles auf Blue Note, deuten auf den Hard Bop hin.

* Miles Davis - Bags' Groove (Prestige 1954) und das Schwesteralbum Miles Davis and the Modern Jazz Giants (Prestige PRLP 7150); Klassiker des Hard Bop mit Thelonious Monk und Sonny Rollins.

* The Complete Columbia Recordings of Miles Davis with John Coltrane (Columbia 1955-59); mit der kompletten Box spart man sich viel Mühe, denn über kurz oder lang wird man die Platten alle haben wollen. Falls doch einzelne Alben bevorzugt werden, müssten es wenigstens 'Round About Midnight, Milestones und Kind of Blue sein. Modaler Jazz.

* The Complete Miles Davis-Gil Evans Studio Recordings (Columbia 1957-68); hier gilt gleiches wie oben. Falls einzeln, dann Miles Ahead, Porgy and Bess und Sketches of Spain. Orchestraler Jazz.

* Miles Davis in Person, Live at the Blackhawk (Columbia 1961) und The Complete 1963-64 Columbia Recordings (Columbia 1963-64) kennzeichnen den Übergang zum klassischen Quintett 1965-68. Dazu gehören auch verschiedene Live-Platten wie 'Four' & More , Miles in Tokyo oder Miles in Berlin.

* The Studio Recordings of Miles Davis Quintet 1965-68 (Columbia) kann man sich auch gleich wieder komplett besorgen, falls nicht, dann wenigstens E.S.P., Nefertiti, Miles Smiles, Sorcerer und Miles in the Sky. Der Gipfelpunkt dessen, was mit einem modalen Jazz-Quintett möglich ist.

* Miles Davis - Complete Live at Plugged Nickel 1965 (Columbia) zeigt, daß das auch live perfekt umgesetzt wurde.

* Miles Davis - Filles de Kilimanjaro (Columbia 1968); der Wendepunkt vom akustischen zum elektrischen Jazz.

* Miles Davis - The Complete in a Silent Way Sessions (Columbia 1969); neue Leute, neue Musik. Geburtsstunde der "Fusion". Die Liste der Musiker liest sich heute wie ein "who is who" des Jazz der 70er Jahre. Wer nicht bei Miles war, bedeutete nichts ...

* Miles Davis - Bitches Brew (Columbia 1969); die Temperatur steigt ggüb. dem Vorgänger deutlich. Ohne diese Platte gäbe es nichts dessen, was man heute als "Jazz-Rock" im weitesten Sinn bezeichnet.

* Miles Davis - A Tribute to Jack Johnson (Columbia 1970); hier tritt der Jazz in den Hintergrund, das ist eine neuartige funkige improvisierte Rockmusik.

* Miles Davis - On the Corner (Columbia 1972); jetzt fliegt der Rock raus, das ist tiefschwarzer Funk-Jazz. Insbesondere die folgenden Live-Platten begründen eine Phase der elektrischen Dschungel-Musik. Kritiker wie Zuhörer sind damals ratlos.

* Miles Davis - Dark Magus (Columbia 1974)
* Miles Davis - Agharta (Columbia 1975)
* Miles Davis - Pangaea (Columbia 1975)


Schaffenspause 1975 - 1980 - es sei ihm vergönnt !


* Miles Davis - We Want Miles (Columbia 1981) bringt eine frische jugendliche Besetzung und knüpft in modernisierter und gezähmter Form an das an, was 1975 hinterlassen wurde: Solider Funk Jazz.

Platten wie Man with the Horn, Decoy, Star People, You're Under Arrest, Aura etc. untermauern das auch im Studio, teilweise werden auch simple aktuelle Popsongs einbezogen.

Marcus Miller etabliert sich als neuer starker Multi-Instrumentalist und treibende Kraft. Beispielhaft sei erwähnt
* Miles Davis - Tutu (Warner 1986), die man eigentlich eher Marcus Miller als Miles Davis zurechnen sollte. Nichtsdestotrotz ist es eine gelungene Darstellung des schwarzen Funk-Jazz der 80er Jahre.

* Miles Davis Live Around the World (Warner 1988) oder die in Montreux aufgenommenen Alben geben einen guten Überblick über die Live-Performances der späten 80er Jahre.

1991, im Alter von 65 Jahren, zielt Miles Davis mit Easy Mo Bee und dem Album Doo-Bop noch in Richtung Hip Hop. Der Kreis schliesst sich: Vom Bebop zum Hip Hop !!! Miles Davis stirbt im September 1991.

Grüße Michael
Danke. Schöne Liste.
Die hätte ich vor ein par Wochen gebraucht, als ich begann gezielt nach MD zu suchen. Smile
respekt für deine liste, an der ich auch nicht im geringsten rummäkeln möchte, aber...Blush

2 punkte stören mich -
zum einem lässt sich eben nicht
Zitat: problemlos eine Geschichte des Jazz von 1945 bis 1990 zeichnen
da Miles den FreeJazz ausgeklammert hat.
und zum anderen ist Miles Davis auch nicht derjenige, ohne den es keinen JazzRock gegeben hätte.
ohne die britischen musiker, die er holte wäre der JazzRock nämlich auch an ihm vorbeigegangen.
@ ft/08: Tja, dann hättest Du mal in das andere Forum schauen müssen, da steht das seit 14. Januar ... Big Grin Grüße Michael
(22.03.2009, 18:02)poubelle schrieb: [ -> ]respekt für deine liste, an der ich auch nicht im geringsten rummäkeln möchte, aber...Blush

2 punkte stören mich -
zum einem lässt sich eben nicht
Zitat: problemlos eine Geschichte des Jazz von 1945 bis 1990 zeichnen
da Miles den FreeJazz ausgeklammert hat.
und zum anderen ist Miles Davis auch nicht derjenige, ohne den es keinen JazzRock gegeben hätte.
ohne die britischen musiker, die er holte wäre der JazzRock nämlich auch an ihm vorbeigegangen.

Interessante Punkte, danke.

Zum einen sehe ich Alben wie Pangaea oder Dark Magus schon recht weit in den weiteren Begriff eines "Free Jazz" eingedrungen, lediglich hat sich Miles nie von einem durchlaufenden konventionellen Groove verabschiedet.

Das führt mich zu Deinem zweiten Punkt: War der JazzRock nicht ursächlich Groove-basiert, also hat man nicht die Improvisation des Jazz mit den (einfacheren) Rock-Rhythmen verknüpft. Und von welchen Briten wäre das gekommen ? Dave Holland ? Mir fallen da eher Leute wie Michael Henderson oder Mtume etc. ein, also Amerikaner.

Grüße Michael
(22.03.2009, 18:03)arnaoutchot schrieb: [ -> ]@ ft/08: Tja, dann hättest Du mal in das andere Forum schauen müssen, da steht das seit 14. Januar ... Big Grin Grüße Michael

Das andere Forum war und ist mir viel zu groß. Zu unübersichtlich.
Deshalb ist mir der Beitrag wohl vor lauter Schrauber, Löter "und wie groß darf meine Anlage noch sein" auch nicht aufgefallen. Smile
Hallo!

@arnaoutchot

Jedenfalls einen Dank für die umfangreiche Liste mit Erläuterungen,Wink Miles habe ich lange Zeit eher beiseite gelassen, -obwohl mir seine Bedeutung wohl bewußt war-. Das lag wohl zum einen daran das ich mit Saxophon und Posaune einfach mehr anfangen kann als mit Trompete und andererseits an seinem Bogen um den Free-Jazz. Im Laufe der Beschäftigung mit Coltrane konte ich an Miles allerdings nicht mehr vorbei.Big Grin

Vor allem die Hard-Bop Sachen werde ich mir wohl besorgen müssen, das ist neben Free-Jazz die Richtung die mich gerade an stärksten reizt, (Anthony Braxton und Steve Lacy machen z.B. einen herrlichen Eiertanz zwischen Free-Jazz und Hard-Bop)

MFG Günther
(22.03.2009, 18:03)arnaoutchot schrieb: [ -> ]Interessante Punkte, danke.

Zum einen sehe ich Alben wie Pangaea oder Dark Magus schon recht weit in den weiteren Begriff eines "Free Jazz" eingedrungen, lediglich hat sich Miles nie von einem durchlaufenden konventionellen Groove verabschiedet.


hmm, ich gestehn, die "Pangaea" habe ich nicht gehört, die "Dark Magus" wiederum kenne ich noch.
auch wenn Miles teilweise sehr weit gegangen ist und sogar bis nahe an die freie musik ran, hat er doch den letzten schritt nie vollzogen, was ihm ja auch einige schwarze immer wieder vorgeworfen haben.

(22.03.2009, 18:03)arnaoutchot schrieb: [ -> ]Das führt mich zu Deinem zweiten Punkt: War der JazzRock nicht ursächlich Groove-basiert, also hat man nicht die Improvisation des Jazz mit den (einfacheren) Rock-Rhythmen verknüpft. Und von welchen Briten wäre das gekommen ? Dave Holland ? Mir fallen da eher Leute wie Michael Henderson oder Mtume etc. ein, also Amerikaner.

Grüße Michael

mit den Briten meinte ich hauptsächlich McLaughlin, Holland und Zawinul Blush
hätte "europäer" schreiben sollen statt "briten", sorry.

ich habe vor einiger zeit mal einen kleinen exkurs über die anfänge des JazzRock geschrieben, wenn es recht ist, würde ich den als aufhänger in einem seperaten thread einstellen und die "hoffentlich stattfindete diskussion über JazzRock" aus deinem Miles-thread ausgliedern.
Hallo!

@poubelle

" ich habe vor einiger zeit mal einen kleinen exkurs über die anfänge des JazzRock geschrieben, wenn es recht ist, würde ich den als aufhänger in einem seperaten thread einstellen und die "hoffentlich stattfindete diskussion über JazzRock" aus deinem Miles-thread ausgliedern "

Das wäre -zumindestens als Mitleser- für mich auf jeden Fall recht interessant. Beizutragen hätte ich wohl eher weniger da mein Hauptschwerpunkt trotz regem Interesse doch eher in der E-Musik liegt.

MFG Günther
Prima Auflistung, Michael.

Eine Anmerkung zum Wiedereinstieg 1980/81. Die oben erwähnte "frische jugendliche Besetzung" war nicht gut genug. Zu nahe dem Pop. Zu wenig Anspruch in Bezug auf das, was man sich von Miles Davis gewohnt war oder erwartet hat. Man hat die Jungen die "Chicago-Gruppe" genannt.

Es wurde mit denen wesentlich mehr Material aufgenommen, als dann auf dem Wiedereinstiegs-Album The Man with the Horn verwendet wurde. Die jungen Leute aus Chicago waren dann auch entsprechend enttäuscht.

Auf dem Live-Folgealbum We Want Miles waren dann nur noch Spitzen-Leute wie Mike Stern, Marcus Miller, Al Foster und Bill Evans dabei. Ein ganz anderes Niveau als das was man teilweise auf The Man with the Horn zu hören bekam. Smile
Hallo Hans,

die Liste kennst Du ja glaube ich schon ... Big Grin

Ich sehe das Revival ebenso wie Du und das ist ehrlich gesagt auch die Zeit, aus der ich nicht alles haben muss. z. B. habe ich das "Man with the Horn"-Album gar nicht.

@ poubelle: Bin gespannt auf Deinen Exkurs. Gerade aus heutiger Sicht fällt mir auf, wie sich im Jazzrock Spreu vom Weizen trennt. Manches höre ich immer noch gerne (RTF, Weather Report, Mahavishnu), aber anderes finde ich unerträglich.

Grüße Michael
@Hörbert & arnaoutchot:

ich suche seit gestern verzweifelt meine festplatte und die sicherungen durch, aber scheint so als hätte ich nur noch das ausgedruckte skript.
muß euch also leider noch ein stück vertrösten bis ich das noch mal eintippe..
[Bild: g030.gif]
Wenn wir gerade über das Revival Anfang der 80er-Jahre schreiben.

Ich bin auf seiner Comeback-Tour 1982 von meinem damaligen Wohnort Zürich nach Frankfurt in die Jahrhunderthalle gefahren.

Es war, na ja, deprimierend. Miles Davis konnte kaum stehen, geschweige denn vernünftig gehen. Das Konzert war klanglich, obwohl Übertragungswagen für Radio- und TV-Aufzeichnungen da waren, einfach nur miserabel. Es hat nichts gestimmt.

Ich habe mir gedacht, es ist das Ende. Bis ich Davis 1986 in Montreux erlebt habe. Das war toll, fantastisch. Miles gesundheitlich besser drauf und Robben Ford hat der Band gut getan. Nichts gegen Scofield natürlich.
Hallo!

@poubelle

Lass dir Zeit,Rolleyes das ist eventuell sogar ein Vorteil,Rolleyes dabei kanst du ja das Ganze noch einmal Überarbeiten und eventuell ergänzen. Ich habe schon öfter die Erfahrung gemacht das etwas was ich noch einmal Schreiben mußte hinterher wesentlich besser Strukturiert und teilweise auch erweitert und verbessert war.Smile

MFG Günther
@Hörbert:
um ehrlich zu sein, ist das auch der hauptgrund, weshalb es noch etwas dauert.
wie du schon sagtest, da gibt es tatsächlich einiges was mir so nicht mehr gefällt.
und wenn ich schon dabei bin, wollte ich das ganze auch noch mit ein paar weiterführenden links ergänzen.
ich versuch mal am WE damit fertig zu werden Blush
Hallo!

@poubelle

Bin schon mal gespannt darauf.Smile

MFG Günther
Kleiner Einkauffstipp: Drei der tollen Complete Columbia Boxen (Quintet 1965-68, Jack Johnson und Seven Steps) gibt es bei HMV UK im Angebot für jeweils GBP 22. Ein absolutes Schnäppchen, da es sich im Fall der beiden letzteren um die Original-Metallrücken-Ausgaben handeln dürfte, da sie noch nicht als Budget-Long-Box erschienen sind. Bei der Quintet weiss ich es nicht.
http://hmv.com/hmvweb/simpleSearch.do?se...iles+davis

Grüße Michael
Um den Thread mal wieder voranzutreiben:

Ich höre gerade The Flock und frage mich : Was ist eigentlich aus Jerry Goodman geworden.
Nach Mahavishnu I ist der mir irgendwie abhanden gekommen.
Ich weiss nur, dass er vor drei, vier Jahren bei der Gruppe Force Majeure war.

sinsemilla

Gut das wir Gäste haben, die so manchen, in der Versenkung geratenen Thread wieder hervor holen!
Welchen Gast meinst du ?

sinsemilla

Um nicht zuviel "OT" zu bringen. Ein unangemeldeter Gast.
HuhHuhHuh

Bitte um nähere Spezifizierung ! Wink

sinsemilla

Ok, für dichTongue
Ein Gast, der unser Forum nutzt ohne angemeldet zu sein. Wenn du "Wer ist online" schaust, wirst du feststellen, dass auch hier manche Mitleser anwesend sindBig Grin
Das Album Cannonball Adderley - Somethin' Else gehört zu meinen großen Favoriten. Miles Davis war Sideman. Wie es zu dieser Konstellation kam, ist nicht ganz klar.
Jedenfalls hatte Davis sehr viel Raum für seine Soli. So hat er auch die Einleitung zum Track 1, dem Klassiker Autumn Leaves, gespielt.

[Bild: 1144.jpg]

Löwe von Juda

Bei mir hat es zwar etwas gedauert bis ich mich mit dieser CD angefreundet habe, aber in der letzten Zeit habe ich sie häufiger gehört und kann mehr damit anfangen.
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