Das Thema "KI" hatte ich ja bereits erwähnt. Und tatsächlich wird speziell im Bereich der Studiotechnik
immer mehr mit diesem Schlagwort unserer Zeit geworben. Freilich sind wir von einer echten "KI" noch
sehr weit entfernt. Dennoch aber hat es bei, nennen wir es einmal "intelligenten Algorithmen", in den letzten
Jahren was die hörbaren Resultate betrifft, doch Fortschritte gegeben. Die essentiellen Tools einer Musik -
produktion, nämlich Kompressoren und EQs, ohne die wirklich nichts geht, haben inzwischen gelernt, automati-
siert, Einstellungen und Korrekturen vorzunehmen - und zwar dergestalt, daß diese der menschlichen Hör -
wahrnehmung angepasst sind. Was ist darunter nun zu verstehen ?
Ein EQ wird normalerweise zur tonalen Einstellung eines Audiosignals, also zur Manipulation des Frequenzganges
genutzt. Da ein Audiosignal aber permanent sein Spektrum ändert sind statische Einstellungen nicht immer von
Erfolg gekrönt. Hier nun setzten sogenannte "Dynamische Equalizer" an. Diese bestehen aus zahlreichen Bändern
deren Parameter, speziell der Amplitudenhub, dem Signal dynamisch angepasst werden. So lassen sich Bearbeitungen
realisieren, die durch manuelle Parametrisierung vollkommen unmöglich wären ! Möchte man beispielsweise einen
De-Esser (Tool zur Vermeidung/Minderung von Sibilanten und Zischlauten, also zu "spitz" klingenden Aufnahmen)
haben, kann ein Dyn-EQ hier enorme Hilfe leisten. Da er automatisch die Dämpfung höherer (Zisch-)Frequenzen
vornimmt, kann er wesentlich leistungsfähiger sein als ein statischer EQ, bei dem man beispielsweise eine feste
Dämpfung von 3dB bei 10kHz mit feststehendem Q-Faktor vornimmt, um allzu vorlaute Sibilanten zu zähmen.
Ein "KI-EQ" kann basierend auf der menschlichen Hörwahrnehmung, Korrekturen im gesamten Frequenzband
von 20Hz bis 20kHz vornehmen, um
Summenmixe - also die fertigen Aufnahmen die wir hören - ausgeglichener
zu machen, d.h. unter- oder überrepräsentierte Frequenzen zu dämpfen oder zu verstärken. Das hörbare Resultat ist
je nach Einstellung und verwendetem Algorithmus, ein angenehmerer oder gar besser aufgelöster Klang, da die neuesten
Algorithmen auch psychoakustische Maskierung berücksichtigen.
Auch wenn dadurch schlechter Klang noch nicht wirklich gut wird, läßt sich so doch eine subtile bis deutliche Verbesserung
erzielen. Auf dem Gebiet der dynamischen Spektralbearbeitung ist noch so einiges zu erwarten !
Es bleibt spannend.