Um die Visaton-Geschichte beurteilen zu können müsste man wissen, wie da gemessen wurde.
Zitat:Interessant ist, daß bei dem unteren Rohr diese schädliche Resonanz kaum entsteht, da am Boden kein völlig geschlossenes Ende vorhanden ist, an dem der Schall reflektiert werden kann.
Das Gehäuse ist im Grunde völlig geschlossen, denn die Bassreflexöffnung stellt einen akustisch hohen Strahlungswiderstand dar, der quasi als Kurzschluss und somit als Reflexionsstelle wirkt. Wenn die Messungen im Nahbereich (20cm vor dem Loch) gemacht werden, ergeben sich kaum Unterschiede. Wird die Messung im üblichen 1m Abstand gemacht, so ist das Loch als zweite Quelle nahe am Boden, also nahe einer Grenzfläche gelegen, wodurch die Abstrahlung von 4Pi (oben) auf 2Pi wechselt, was einen Gewinn von 6dB Schalldruck bedeutet.
Zitat:Baßreflexrohr und Tieftöner müssen als zwei Einzelschallquellen betrachtet werden. In einem Übernahmebereich oberhalb der Tuningfrequenz (hier 30 Hz) überlagern sich beide Schallanteile, wobei die Phasenlage bei der Mischung eine große Rolle spielt. Wegen der zeitlichen Beeinflussung gibt es keine Auslöschung des rückwärtigen Schalls wie beim akustischen Kurzschluß sondern eine Addition mit der Membranvorderseite.
Der Helmholtz dreht bei der Resonanz um 180Grad und damit ist der akustische Kurzschluss vom Tisch. Wäre richtig, was Visaton behauptet, so müsste der Abstand Lautsprecher zu Rohr rund 5m betragen (halbe Wellenlänge). Die 1m machen bei 30Hz nicht die Welt aus.
Zitat:Dieser optimale Abstand entspricht der Wellenlänge der Abstimmfrequenz. In der Praxis kann diese Länge oft nicht realisiert werden.
Das ist nichts weiter als Wunschdenken.
Die Welligkeit bei 150Hz und höher kann im Grunde nichts mehr mit dem Reflexrohr zu tun haben.
Gehen wir davon aus, dass die Visatöner die Box erst simuliert haben und eine Systemgüte von 0,7 angestrebt und verwirklicht haben. Das ist aber nicht die Güte des Helmholz-Resonators, sondern da ist die Bedämpfung durch den Lautsprecher eingerechnet. Hätte der Lautsprecher bereits ein Qts von 0,7, so dürfte die Box selbst auch nur 0,7 haben. Das ergäbe eine Bandbreite von 42Hz am Bassreflexrohr, sodass der abgestrahlte Pegel bei 9Hz und 51Hz -3dB wäre.
Ist die Güte Qts des Lautsprechers kleiner (etwa 0,3), so muss für eine Systemgüte von 0,7 die Güte des Gehäuses grösser sein. Dies ergibt eine steilere Resonanzkurve des Helmholtz. Damit ist sichergestellt, dass oberhalb 50Hz praktisch nichts mehr über das Rohr (-20dB?) abgestrahlt wird. Bevor wir nicht wissen, wie da gemessen wurde ist es sinnlos, sich Gedanken dazu zu machen. Wenn jedenfalls von Abstrahlung im Bereich von 150Hz aus dem Rohr geschrieben wird, kann ich dies nicht nachvollziehen.
Ich stelle mir vor, dass die einfach mal diese Kiste berechnet und gebaut haben und das Ergebnis möglicherweise im Büro bei 1m Abstand (Wohnraumbedingung) durchgemessen haben. Da ist die eine Erklärung die Grenzfläche zum tieferen Reflexrohr. Zweitens ist nicht klar, ob die Herren nicht auch das Messmik einmal auf Höhe des oberen und einmal beim unteren Reflexrohr hatten. Damit messen sie eine Welligkeit aus der Bodenreflexion vom Tieftöner, aber nichts bei 150Hz aus der Reflexöffnung, denn da gibt es nichts zu messen. Und es ist doch offensichtlich, wenn da von 30Hz = Wellenlänge 1m schwadroniert wird. Die Wellenlänge wäre 11,333m
Das wäre einmal mehr der Beweis, dass "Versuch macht kluch" nicht stimmt, wenn man nicht vorgängig überlegt. Wenn man also irgendwelche Rückschlüsse aus Fehlüberlegungen und Fehlmessungen zieht, die nicht möglich sind, so kann sowas dabei heraus kommen. Wenn wir es also genau wissen möchten, müssten wir diese Messungen wiederholen. Und da wie erwähnt der Lautsprecher entscheidend für das zu verwendende Q des Gehäuses ist und dieses die Güte und somit die Bandbreite des Helmholtz darstellt, wenn wir also nicht wissen, welche Tröte da verwendet wurde, kennen wir das Q des Gehäuses nicht und damit ist ein vergleichbares Ergebnis reiner Zufall.
Ich habe bei Visaton schon einige unsinnige Behauptungen und Schlussfolgerungen gelesen. Da passt dieses gut ins Bild. Oft wird etwas gemessen und daraus "Ursachen" abgeleitet, die gar nicht möglich sind. So ergeben sich z.B. bei einem Tieftöner mit Doppelschwingspule Unterschiede in der Eigenresonanz, je nachdem ob die Wicklungen in Serie geschaltet sind oder nur eine angeschlossen ist. Dies ändert aber am Lautsprecher selbst überhaupt nichts! Der Lautsprecher ist ein mechanischer Resonanzkreis, der sich durch die Serieschaltung der Schwingspulen nicht verändert, solange diese Schwingspulen nicht elektrisch belastet werden. Wird natürlich in üblicher Weise mit einem hohen (aber real vorhandenen) Vorwiderstand die Resonanz bestimmt, sodass also eine Last vorhanden ist, ergeben sich Abweichungen. Diese sind aber nicht real, sondern durch die fehlerhafte Messmethode verursacht.
Wer also solche Böcke schiesst, kann auch an einem Reflexrohr Frequenzen von 150Hz messen...