richi44
04.02.2010, 16:55
Ohne rechnen geht nichts!
In der Nachbarabteilung habe ich einen Verstärker mit IC und Transistoren eingestellt, eigentlich als Denkanstoss, wie man etwas bauen könnte. Nun fehlen da aber eigentlich noch die Grundlagen, wie man so einen Verstärker (oder etwas ähnliches) berechnet.
Nehmen wir als Basis mal den vorgestellten Treiber-IC. Dann brauchen wir uns nämlich erst mal nicht um dessen Funktionen zu kümmern, sondern befassen uns lediglich mit den Endtransistoren und ihrer Umgebung.
Grundsätzliches zum Transistor
Ein Transistor ist eine weitgehend krumme Angelegenheit. Ein Transistor ist stark temperaturabhängig, sodass sein Arbeitspunkt stabilisiert werden muss. Ein Transistor braucht eine Vorspannung in Leitrichtung, damit überhaupt etwas passiert. Ein Transistor braucht aber nicht nur die Vorspannung, sondern auch einen Strom, weil er ja die Vorspannung nicht in Sperrrichtung bekommt wie eine Röhre, sondern in Leitrichtung. Ein Transistor hat folglich eine Stromverstärkung, die besagt, wie gross der Ausgangsstrom (Kollektorstrom) bei einem bestimmten Eingangsstrom (Basisstrom) wird. Würde man einen Transistor stromsteuern, so wäre seine Funktion nicht krumm. Die Kollektorspannung hat nur geringen Einfluss auf den Kollektorstrom. Ein Transistor vermag nur innerhalb seiner Grenzwerte zu arbeiten. Werden diese überschritten, ist schlagartig aus.
Wenn wir dies mal als gegeben annehmen, so wird klar, dass ein Transistor bei Spannungsansteuerung Verzerrungen liefert. Es gibt aber gewisse Tricks (das habe ich in meinen „Gedanken zum Verstärker“ dargestellt) wie Gegenkopplung oder Schaltungskonzepte diese Verzerrungen zu verringern.
Hier mal eine Prinzipschaltung
[attachment=810]
Wir haben hier zwei Endtransistoren, zwei Basiswiderstände und einen variablen Widerstand, sowie einen Elko und einen Treiber-Verstärker. Ausserdem haben wir eine Speisung von plus und minus 10V. Und wir gehen mal von einem angeschlossenen Lautsprecher von 4 Ohm aus.
Ohne auf die Transistoren und die übrigen Bauteile näher einzugehen können wir mal ausrechnen, welche maximale Leistung (RMS) wir erwarten könnten:
Die Ausgangsspannung kann sicher nicht grösser werden als die Speisespannung, also +/-10V oder 20V SS (Spitze/Spitze). Und 20V an 4 Ohm ergibt 5A Strom SS. Die Leistung ist U x I, also Spannung mal Strom, also 100W SS. Nun hören wir aber nicht Spitze/Spitze, sondern effektiv. Die Effektivspannung wäre 1:Wurzel 2 mal der Spitzenspannung und bei USS wären dies dann halt 1:2x Wurzel 2 USS. Und genau so beim Strom. Also wäre die Effektivleistung USS:2 (=US) x 1:Wurzel 2 = Ueff mal ISS:2 (=IS) x 1:Wurzel 2 = Ieff. Und etwas vereinfacht ist dies 2 (aus USS zu US) mal 2 (aus ISS zu IS) mal W2 aus US mal W2 aus IS = 2x2x2. Also wird die Effektivleistung USS mal ISS : 8 = 12,5W
Dies ist die maximal erreichbare Effektivleistung dieser Schaltung bei den Vorgaben bezüglich Speisung und Lastimpedanz.
Jetzt könnten wir uns mal überlegen, was wir da für Transistoren bräuchten. Aber zuerst müssen wir uns überlegen, was an den Transistoren passiert. Wir können mal davon ausgehen, dass die Basisspannungen nicht höher werden können als die Speisung ist, sofern der Treiber an der selben Speisung betrieben wird. Die Basen können also im Maximum +/-10V werden.
[attachment=811]
Wenn wir uns diese prinzipielle Grafik anschauen und wissen, dass in der Horizontalen die Basisspannung (Ube) aufgetragen ist, in der Vertikalen der Kollektorstrom (Ic), so sehen wir, dass eine Minimal-Basisspannung nötig ist, damit etwas passiert.
Nehmen wir nun mal an, dass die Basis des oberen Transistors auf +10V liegt, weil der Treiber uns diese Spannung liefert, so kann der Emitter dieses Transistors garantiert nicht bei 10V sein, sondern irgendwo zwischen 9,3 und 9,5V im besten Fall.
http://www.datasheetcatalog.org/datashee...BD244A.pdf
Jetzt aber das nächste Problem: Um leiten zu können braucht unser Transistor eine Minimalspannung zwischen Kollektor und Emitter. Und um dies mit maximaler Wirkung zu tun, muss der Basisstrom entsprechend hoch sein und dies erfordert eine bestimmte Ube, die deutlich höher ist als die vorher angeführten 0,7V.
[attachment=812]
Angenommen, wir hätten den Maximalstrom von 2,5A (rot) so würde die Kollektor-Emitterspannung rund 0,3V werden (blau), die Basisspannung wäre bei gut 1V (grün), also müssten wir mit einem Spannungsabfall am Transistor von 1,3V rechnen und das bei einem Basisstrom von 10% von Ic, also 250mA.
Dies ergäbe im besten Fall noch eine Ausgangsleistung von etwa 9,5W. Und wie gesagt müsste der Treiber 250mA liefern können und dies bei den vollen plus oder minus 10V.
Bevor wir hier weiter rechnen einfach mal eine Überlegung: Man kann natürlich aus den Spannungsvorgaben die effektive Leistung berechnen und die Mindestdaten der Transistoren bestimmen. Man kann aber auch den umgekehrten Weg gehen und zuerst die Leistung festlegen, dann daraus die minimale Ausgangsspannung und den nötigen Strom berechnen, der für diese Leistung nötig ist. Dann lassen sich damit die Minimalforderungen an die Transistoren bestimmen und mit deren Daten letztlich die Betriebsspannung berechnen und auch die Anforderungen an den Treiber. Dies alles ergibt zum Schluss die Anforderungen, die wir an den Treiber und somit die ganze vorgeschaltete Verstärkerstufe stellen.
Aber bleiben wir vorerst bei dem Beispiel:
Ich habe hier die BD243 und BD244 als Endtransistoren gewählt. Schauen wir mal weiter, was wir bei den gewählten Transistoren noch beachten müssen.
Den Maximalstrom des Transistors werden wir nicht überschreiten, denn die 6A Dauer und 10A Spitze erreichen wir nicht. Ebenso ist die Speisespannung keine Frage, denn unser Ding verkraftet in der tiefsten Version 45V. Die Spannungsfestigkeit muss in jedem Fall höher sein als die doppelte maximale Betriebsspannung. Dies einfach darum, weil ja im Extremfall der eine Transistor voll leiten könnte, also am Emitter (wenn keine Last dran hängt) die volle Betriebsspannung ausgeben würde, während der andere Transistor voll sperrt und damit an seinem Emitter die Betriebsspannung des anderen ansteht, hier also total 20V. Dies ist hier aber auch kein Problem.
Für die folgende Überlegung gehen wir einfach mal davon aus, dass der Transistor jeweils voll durchschalten könnte, also ohne irgendwelchen Spannungsverlust. Wir könnten die Sache also mit einem Schalter vergleichen, der drei Stellungen hat, nämlich Verbindung nach Plus, keine Verbindung in der Mittelstellung und Verbindung nach Minus.
Stellen wir uns mal diese Schaltung vor, so wird klar, dass in der oberen Stellung über dem oberen Kontakt keine Spannung zu messen ist, wohl aber ein Strom (durch die Last). In der Mittelstellung messen wir keinen Strom, wohl aber je die Betriebsspannung. Und in der unteren Stellung haben wir wieder den Strom, aber über dem unteren Kontakt keine Spannung. Die Leistung, welche der Schalter erbringen muss ist NULL!
In der AUS-Position haben wir zwar Spannungen, aber keinen Strom. Und Leistung ist Spannung mal Strom. Und etwas mal Null ergibt Null. Und in den EIN-Stellungen haben wir zwar einen Strom durch den geschlossenen Kontakt, aber keine Spannung über ihm, also wieder etwas mal Null = Null.
Am Transistor ist dies erstens mal anders, denn wir haben gesehen, dass bei voller Ansteuerung eine Spannung von 1,3V bleibt, bei einem Strom von nicht mehr ganz 2,5A. Im Maximum bleibt somit eine Leistung an ihm von 3W. Weiter wissen wir, dass wir um die Verzerrungen etwas zu mindern einen Ruhestrom von rund 0,05A bei 10V haben müssen. Dies wäre ebenfalls 0,5W. Aber wir haben ja nicht nur den Extremfall volle Leitung und Unterbruch, sondern auch irgendwelche Zwischenwerte. Und gehen wir nochmals von den verlustfreien 10V aus, so wären dies die Spitzenwerte. Der „Mittelwert“ läge (1 : Wurzel 2) bei 7,07V am Ausgang bezw. 2,93V über dem Transistor und dies bei einem Strom von 1,77A. An der Last hätten wir 70,7% Spannung und 70,7% Strom, was einer Leistung von 50% der Maximalleistung entspricht. Am Transistor kämen wir auf einen Strom von 70,7% und eine Spannung von 29,3%, also eine Leistung von gut 20%. Oder direkt ausgedrückt hätte der Transistor eine Leistung von knapp 5,2W zu verkraften.
Rechnen wir mal damit, dass der Transistor so angesteuert wird, dass die halbe Spannung am Ausgang steht (5V), so fliesst ein Strom von 1,25A, macht eine Ausgangsleistung von 6,25W und genau dieses liegt auch am Transistor.
Und die nächste Rechnung wäre bei 30% Spannung (3V). Dann wäre der Strom 0,75A, die Ausgangsleistung 2,25W und die Verlustleistung am Transistor 5,25W. Und zu alledem kommt noch die Belastung durch den Ruhestrom hinzu, was ja auch nochmals 0,5W bedeutet.
Jetzt ist aber Tatsache, dass bei einer Gegentaktstufe die Leistung auf die beiden Transistoren aufgeteilt wird, ausser der Ruheleistung, die immer für beide anfällt. Wenn wir also bei einem Transistor mit einer Leistung von (die obigen Werte im Durchschnitt) 5.6W ausgehen, so können wir diesen Wert halbieren, weil er für beide gerechnet war. Macht also 2,8W. Hinzu noch die 0,5W Dauerleistung, macht eine maximale Belastung von 3,3W.
Jetzt ist unser Transistor nicht dafür vorgesehen, ungekühlt zu arbeiten, sondern man montiert ihn auf einem Kühlkörper. Die Frage ist, was dieser können muss.
[attachment=813]
Neben dieser Grafik gibt es noch den Hinweis, dass der Transistor selbst eine Wärmeableitung von 1,92 Grad pro Watt besitze.
Und weil die Grafik bei 150 Grad endet bedeutet dies, dass der Transistor innen nicht wärmer als 150 Grad werden darf.
Das andere Ende ist bei 65W. Rechnet man, wie heiss der Transistor bei 65W im Innern wird, so ist bei einer Umgebungstemperatur (Temp. der Transistor-Montagefläche) von 25 Grad das Maximum erreicht.
Wir könnten uns überlegen, ob es da überhaupt einen Kühlkörper braucht? Wir gehen von einer Leistung von 3,3W aus und knapp 2 Grad pro Watt, macht eine Temperatursteigerung von 6,5 Grad. Das bedeutet, dass wir diese Endstufe eigentlich ohne Kühlkörper betreiben könnten. Es gibt da aber ein kleines Problem: Ich habe gesagt, dass der Transistor einen Temperaturgang hat. Je wärmer er wird, umso höher wird sein Kollektorstrom bei gleicher Basisspannung. Ohne irgend eine Stabilisierung wird also mit Sicherheit durch den Temperaturanstieg um die 6,5 Grad der Strom zunehmen, was eine weitere Erwärmung zur Folge hat und somit rauscht die Temperatur in die Höhe und der Transi zerplatzt.
Nun habe ich in der Basisspannungsschaltung einen veränderlichen Widerstand eingefügt. Dies ist ein NTC, also ein Widerstand, dessen Wert mit steigender Temperatur abnimmt. Damit wird die Temperatur prinzipiell stabil gehalten. Dies geht aber nur, wenn der NTC direkt am Transistor sitzt. Und es geht nur, wenn die Transistoren gegenseitig genau identisch sind, also keinerlei Kennlinienabweichung aufweisen. Sind die Transistoren auf einem Kühlblock montiert, so verteilt sich die Wärme, die Reaktion des NTC erfolgt nicht nur auf die Wärme eines Transistors sondern auf beide und es ist auch möglich die Temperaturüberwachung zu verbessern. Weiter kann ein Verstärker mit Kühlkörper kurzzeitig eine höhere Leistung bringen, weil der Kühlkörper relativ träge reagiert und somit die Temperatur langsam ansteigt.
Was nach wie vor bleibt ist der im Extremfall hohe Basisstrom und der Spannungsabfall an den Transistoren.
Und zu erwähnen ist, dass man zum Ausgleich der Toleranzen üblicherweise Emitterwiderstände einbaut, welche einen weiteren Spannungs- und Leistungsverlust von 0,6V bezw. 1,2W führt
Alternative
Wie bereits erwähnt kann ich die Sache aber auch anders rum betrachten und berechnen. Und um den Vergleich aufrecht zu erhalten bleibe ich grad mal bei diesen Transistoren.
Die Grenzwerte sind Peakstrom 10A, Nennstrom 6A, Leistung 65W und maximale Spannung (je nach Ausführung) bis 100V.
Wenn ich mir das Ganze so betrachte, so ist sicher der Strom in Verbindung mit einer Minimallast von 3 Ohm (kann bei 4 Ohm-Boxen vorkommen) das Killer-Kriterium. Die Ausgangsspannung sollte daher bei etwa 24V maximal liegen.
Jetzt verwenden wir bei diesem Verstärker Emitterwiderstände von 0,33 Ohm, was einen Spannungsverlust von 2,64V bedeutet. Weiter betrachten wir nochmals das „ON“-Diagramm. Wenn wir da nicht bei unsäglich hohen Basisströmen landen wollen, müssen wir dem Transistor mindestens 5V Restspannung zugestehen. Das bedeutet, dass die Speisespannung je mindestens 32V sein muss. Am Ausgang erwarten wirwie gesagt Peak 24V. Dies ergäbe bei 4 Ohm eine Nennleistung von (48VSS : 4)x(48 : 8) = 72W.
Nehmen wir nun einen Ruhestrom von 50mA bei 32V Speisung so ist die Ruheleistung 1,6W pro Transistor. Die maximale Verlusleistung wäre (peak) 80W, geteilt durch 2 macht 40W plus Ruhe macht 41.6W. Daraus würde im Idealfall eine maximale Temperatur von 70 Grad resultieren. Ein Kühlkörper müsste demnach aus (2 x Transistor-Verlustleistung) 83,2W 45 Grad Erwärmung erlauben, wenn die Umgebung nie wärmer als 25 Grad wird. Gehen wir von möglichen Sommertemperaturen von 40 Grad aus, so wäre die tolerierte Erwärmung noch 30 Grad, was einer Wärmeableitung des Kühlkörpers von (30 : 83,2 =) 0,36 Grad / W entspricht. Dieser würde schon so 15 max 25 mal 5cm gross, pro Kanal!!
Wir sehen also, wir können mit diesem Transistor die Grenze des Stroms kaum ausnützen, weil wir sonst mit der Belastbarkeit an Grenzen stossen.
Gehen wir zurück auf einen Peakstrom von 6A an 3 Ohm, so bekommen wir eine Ausgangsspannung von 20V peak und damit +/-25V Speisung.
Die Nennleistung wird damit 50W an 4 Ohm, die Ruheleistung 1,25W und die maximale Verlustleistung käme auf rund 26W herunter. Rechnen wir mit einer maximalen Temperatur des Kühlkörpers von 70 Grad (der Transistor dürfte 100Grad werden), so müssten wir mit 52W 45 Grad vernichten. Dies ergäbe also 0,86 Grad / W.
[attachment=814]
Mit 10 x 12,5 x 5cm ist dieses Ding nun wirklich noch „gangbar“.
Damit ist eigentlich aufgezeigt, was so an den Endtransistoren zu beachten ist. Dies ist aber noch nicht das Ende, sondern es geht weiter. Wir müssen ja auch berechnen, wie die Treiberstufe aussehen muss. Und wir können allenfalls Alternativen überlegen, um das Problem der hohen Basisspannungen (über der Emitterspannung) zu lösen. Und letztlich muss auch noch eine Speisung zusammengerechnet werden, welche die Endstufen zu treiben vermag...
In der Nachbarabteilung habe ich einen Verstärker mit IC und Transistoren eingestellt, eigentlich als Denkanstoss, wie man etwas bauen könnte. Nun fehlen da aber eigentlich noch die Grundlagen, wie man so einen Verstärker (oder etwas ähnliches) berechnet.
Nehmen wir als Basis mal den vorgestellten Treiber-IC. Dann brauchen wir uns nämlich erst mal nicht um dessen Funktionen zu kümmern, sondern befassen uns lediglich mit den Endtransistoren und ihrer Umgebung.
Grundsätzliches zum Transistor
Ein Transistor ist eine weitgehend krumme Angelegenheit. Ein Transistor ist stark temperaturabhängig, sodass sein Arbeitspunkt stabilisiert werden muss. Ein Transistor braucht eine Vorspannung in Leitrichtung, damit überhaupt etwas passiert. Ein Transistor braucht aber nicht nur die Vorspannung, sondern auch einen Strom, weil er ja die Vorspannung nicht in Sperrrichtung bekommt wie eine Röhre, sondern in Leitrichtung. Ein Transistor hat folglich eine Stromverstärkung, die besagt, wie gross der Ausgangsstrom (Kollektorstrom) bei einem bestimmten Eingangsstrom (Basisstrom) wird. Würde man einen Transistor stromsteuern, so wäre seine Funktion nicht krumm. Die Kollektorspannung hat nur geringen Einfluss auf den Kollektorstrom. Ein Transistor vermag nur innerhalb seiner Grenzwerte zu arbeiten. Werden diese überschritten, ist schlagartig aus.
Wenn wir dies mal als gegeben annehmen, so wird klar, dass ein Transistor bei Spannungsansteuerung Verzerrungen liefert. Es gibt aber gewisse Tricks (das habe ich in meinen „Gedanken zum Verstärker“ dargestellt) wie Gegenkopplung oder Schaltungskonzepte diese Verzerrungen zu verringern.
Hier mal eine Prinzipschaltung
[attachment=810]
Wir haben hier zwei Endtransistoren, zwei Basiswiderstände und einen variablen Widerstand, sowie einen Elko und einen Treiber-Verstärker. Ausserdem haben wir eine Speisung von plus und minus 10V. Und wir gehen mal von einem angeschlossenen Lautsprecher von 4 Ohm aus.
Ohne auf die Transistoren und die übrigen Bauteile näher einzugehen können wir mal ausrechnen, welche maximale Leistung (RMS) wir erwarten könnten:
Die Ausgangsspannung kann sicher nicht grösser werden als die Speisespannung, also +/-10V oder 20V SS (Spitze/Spitze). Und 20V an 4 Ohm ergibt 5A Strom SS. Die Leistung ist U x I, also Spannung mal Strom, also 100W SS. Nun hören wir aber nicht Spitze/Spitze, sondern effektiv. Die Effektivspannung wäre 1:Wurzel 2 mal der Spitzenspannung und bei USS wären dies dann halt 1:2x Wurzel 2 USS. Und genau so beim Strom. Also wäre die Effektivleistung USS:2 (=US) x 1:Wurzel 2 = Ueff mal ISS:2 (=IS) x 1:Wurzel 2 = Ieff. Und etwas vereinfacht ist dies 2 (aus USS zu US) mal 2 (aus ISS zu IS) mal W2 aus US mal W2 aus IS = 2x2x2. Also wird die Effektivleistung USS mal ISS : 8 = 12,5W
Dies ist die maximal erreichbare Effektivleistung dieser Schaltung bei den Vorgaben bezüglich Speisung und Lastimpedanz.
Jetzt könnten wir uns mal überlegen, was wir da für Transistoren bräuchten. Aber zuerst müssen wir uns überlegen, was an den Transistoren passiert. Wir können mal davon ausgehen, dass die Basisspannungen nicht höher werden können als die Speisung ist, sofern der Treiber an der selben Speisung betrieben wird. Die Basen können also im Maximum +/-10V werden.
[attachment=811]
Wenn wir uns diese prinzipielle Grafik anschauen und wissen, dass in der Horizontalen die Basisspannung (Ube) aufgetragen ist, in der Vertikalen der Kollektorstrom (Ic), so sehen wir, dass eine Minimal-Basisspannung nötig ist, damit etwas passiert.
Nehmen wir nun mal an, dass die Basis des oberen Transistors auf +10V liegt, weil der Treiber uns diese Spannung liefert, so kann der Emitter dieses Transistors garantiert nicht bei 10V sein, sondern irgendwo zwischen 9,3 und 9,5V im besten Fall.
http://www.datasheetcatalog.org/datashee...BD244A.pdf
Jetzt aber das nächste Problem: Um leiten zu können braucht unser Transistor eine Minimalspannung zwischen Kollektor und Emitter. Und um dies mit maximaler Wirkung zu tun, muss der Basisstrom entsprechend hoch sein und dies erfordert eine bestimmte Ube, die deutlich höher ist als die vorher angeführten 0,7V.
[attachment=812]
Angenommen, wir hätten den Maximalstrom von 2,5A (rot) so würde die Kollektor-Emitterspannung rund 0,3V werden (blau), die Basisspannung wäre bei gut 1V (grün), also müssten wir mit einem Spannungsabfall am Transistor von 1,3V rechnen und das bei einem Basisstrom von 10% von Ic, also 250mA.
Dies ergäbe im besten Fall noch eine Ausgangsleistung von etwa 9,5W. Und wie gesagt müsste der Treiber 250mA liefern können und dies bei den vollen plus oder minus 10V.
Bevor wir hier weiter rechnen einfach mal eine Überlegung: Man kann natürlich aus den Spannungsvorgaben die effektive Leistung berechnen und die Mindestdaten der Transistoren bestimmen. Man kann aber auch den umgekehrten Weg gehen und zuerst die Leistung festlegen, dann daraus die minimale Ausgangsspannung und den nötigen Strom berechnen, der für diese Leistung nötig ist. Dann lassen sich damit die Minimalforderungen an die Transistoren bestimmen und mit deren Daten letztlich die Betriebsspannung berechnen und auch die Anforderungen an den Treiber. Dies alles ergibt zum Schluss die Anforderungen, die wir an den Treiber und somit die ganze vorgeschaltete Verstärkerstufe stellen.
Aber bleiben wir vorerst bei dem Beispiel:
Ich habe hier die BD243 und BD244 als Endtransistoren gewählt. Schauen wir mal weiter, was wir bei den gewählten Transistoren noch beachten müssen.
Den Maximalstrom des Transistors werden wir nicht überschreiten, denn die 6A Dauer und 10A Spitze erreichen wir nicht. Ebenso ist die Speisespannung keine Frage, denn unser Ding verkraftet in der tiefsten Version 45V. Die Spannungsfestigkeit muss in jedem Fall höher sein als die doppelte maximale Betriebsspannung. Dies einfach darum, weil ja im Extremfall der eine Transistor voll leiten könnte, also am Emitter (wenn keine Last dran hängt) die volle Betriebsspannung ausgeben würde, während der andere Transistor voll sperrt und damit an seinem Emitter die Betriebsspannung des anderen ansteht, hier also total 20V. Dies ist hier aber auch kein Problem.
Für die folgende Überlegung gehen wir einfach mal davon aus, dass der Transistor jeweils voll durchschalten könnte, also ohne irgendwelchen Spannungsverlust. Wir könnten die Sache also mit einem Schalter vergleichen, der drei Stellungen hat, nämlich Verbindung nach Plus, keine Verbindung in der Mittelstellung und Verbindung nach Minus.
Stellen wir uns mal diese Schaltung vor, so wird klar, dass in der oberen Stellung über dem oberen Kontakt keine Spannung zu messen ist, wohl aber ein Strom (durch die Last). In der Mittelstellung messen wir keinen Strom, wohl aber je die Betriebsspannung. Und in der unteren Stellung haben wir wieder den Strom, aber über dem unteren Kontakt keine Spannung. Die Leistung, welche der Schalter erbringen muss ist NULL!
In der AUS-Position haben wir zwar Spannungen, aber keinen Strom. Und Leistung ist Spannung mal Strom. Und etwas mal Null ergibt Null. Und in den EIN-Stellungen haben wir zwar einen Strom durch den geschlossenen Kontakt, aber keine Spannung über ihm, also wieder etwas mal Null = Null.
Am Transistor ist dies erstens mal anders, denn wir haben gesehen, dass bei voller Ansteuerung eine Spannung von 1,3V bleibt, bei einem Strom von nicht mehr ganz 2,5A. Im Maximum bleibt somit eine Leistung an ihm von 3W. Weiter wissen wir, dass wir um die Verzerrungen etwas zu mindern einen Ruhestrom von rund 0,05A bei 10V haben müssen. Dies wäre ebenfalls 0,5W. Aber wir haben ja nicht nur den Extremfall volle Leitung und Unterbruch, sondern auch irgendwelche Zwischenwerte. Und gehen wir nochmals von den verlustfreien 10V aus, so wären dies die Spitzenwerte. Der „Mittelwert“ läge (1 : Wurzel 2) bei 7,07V am Ausgang bezw. 2,93V über dem Transistor und dies bei einem Strom von 1,77A. An der Last hätten wir 70,7% Spannung und 70,7% Strom, was einer Leistung von 50% der Maximalleistung entspricht. Am Transistor kämen wir auf einen Strom von 70,7% und eine Spannung von 29,3%, also eine Leistung von gut 20%. Oder direkt ausgedrückt hätte der Transistor eine Leistung von knapp 5,2W zu verkraften.
Rechnen wir mal damit, dass der Transistor so angesteuert wird, dass die halbe Spannung am Ausgang steht (5V), so fliesst ein Strom von 1,25A, macht eine Ausgangsleistung von 6,25W und genau dieses liegt auch am Transistor.
Und die nächste Rechnung wäre bei 30% Spannung (3V). Dann wäre der Strom 0,75A, die Ausgangsleistung 2,25W und die Verlustleistung am Transistor 5,25W. Und zu alledem kommt noch die Belastung durch den Ruhestrom hinzu, was ja auch nochmals 0,5W bedeutet.
Jetzt ist aber Tatsache, dass bei einer Gegentaktstufe die Leistung auf die beiden Transistoren aufgeteilt wird, ausser der Ruheleistung, die immer für beide anfällt. Wenn wir also bei einem Transistor mit einer Leistung von (die obigen Werte im Durchschnitt) 5.6W ausgehen, so können wir diesen Wert halbieren, weil er für beide gerechnet war. Macht also 2,8W. Hinzu noch die 0,5W Dauerleistung, macht eine maximale Belastung von 3,3W.
Jetzt ist unser Transistor nicht dafür vorgesehen, ungekühlt zu arbeiten, sondern man montiert ihn auf einem Kühlkörper. Die Frage ist, was dieser können muss.
[attachment=813]
Neben dieser Grafik gibt es noch den Hinweis, dass der Transistor selbst eine Wärmeableitung von 1,92 Grad pro Watt besitze.
Und weil die Grafik bei 150 Grad endet bedeutet dies, dass der Transistor innen nicht wärmer als 150 Grad werden darf.
Das andere Ende ist bei 65W. Rechnet man, wie heiss der Transistor bei 65W im Innern wird, so ist bei einer Umgebungstemperatur (Temp. der Transistor-Montagefläche) von 25 Grad das Maximum erreicht.
Wir könnten uns überlegen, ob es da überhaupt einen Kühlkörper braucht? Wir gehen von einer Leistung von 3,3W aus und knapp 2 Grad pro Watt, macht eine Temperatursteigerung von 6,5 Grad. Das bedeutet, dass wir diese Endstufe eigentlich ohne Kühlkörper betreiben könnten. Es gibt da aber ein kleines Problem: Ich habe gesagt, dass der Transistor einen Temperaturgang hat. Je wärmer er wird, umso höher wird sein Kollektorstrom bei gleicher Basisspannung. Ohne irgend eine Stabilisierung wird also mit Sicherheit durch den Temperaturanstieg um die 6,5 Grad der Strom zunehmen, was eine weitere Erwärmung zur Folge hat und somit rauscht die Temperatur in die Höhe und der Transi zerplatzt.
Nun habe ich in der Basisspannungsschaltung einen veränderlichen Widerstand eingefügt. Dies ist ein NTC, also ein Widerstand, dessen Wert mit steigender Temperatur abnimmt. Damit wird die Temperatur prinzipiell stabil gehalten. Dies geht aber nur, wenn der NTC direkt am Transistor sitzt. Und es geht nur, wenn die Transistoren gegenseitig genau identisch sind, also keinerlei Kennlinienabweichung aufweisen. Sind die Transistoren auf einem Kühlblock montiert, so verteilt sich die Wärme, die Reaktion des NTC erfolgt nicht nur auf die Wärme eines Transistors sondern auf beide und es ist auch möglich die Temperaturüberwachung zu verbessern. Weiter kann ein Verstärker mit Kühlkörper kurzzeitig eine höhere Leistung bringen, weil der Kühlkörper relativ träge reagiert und somit die Temperatur langsam ansteigt.
Was nach wie vor bleibt ist der im Extremfall hohe Basisstrom und der Spannungsabfall an den Transistoren.
Und zu erwähnen ist, dass man zum Ausgleich der Toleranzen üblicherweise Emitterwiderstände einbaut, welche einen weiteren Spannungs- und Leistungsverlust von 0,6V bezw. 1,2W führt
Alternative
Wie bereits erwähnt kann ich die Sache aber auch anders rum betrachten und berechnen. Und um den Vergleich aufrecht zu erhalten bleibe ich grad mal bei diesen Transistoren.
Die Grenzwerte sind Peakstrom 10A, Nennstrom 6A, Leistung 65W und maximale Spannung (je nach Ausführung) bis 100V.
Wenn ich mir das Ganze so betrachte, so ist sicher der Strom in Verbindung mit einer Minimallast von 3 Ohm (kann bei 4 Ohm-Boxen vorkommen) das Killer-Kriterium. Die Ausgangsspannung sollte daher bei etwa 24V maximal liegen.
Jetzt verwenden wir bei diesem Verstärker Emitterwiderstände von 0,33 Ohm, was einen Spannungsverlust von 2,64V bedeutet. Weiter betrachten wir nochmals das „ON“-Diagramm. Wenn wir da nicht bei unsäglich hohen Basisströmen landen wollen, müssen wir dem Transistor mindestens 5V Restspannung zugestehen. Das bedeutet, dass die Speisespannung je mindestens 32V sein muss. Am Ausgang erwarten wirwie gesagt Peak 24V. Dies ergäbe bei 4 Ohm eine Nennleistung von (48VSS : 4)x(48 : 8) = 72W.
Nehmen wir nun einen Ruhestrom von 50mA bei 32V Speisung so ist die Ruheleistung 1,6W pro Transistor. Die maximale Verlusleistung wäre (peak) 80W, geteilt durch 2 macht 40W plus Ruhe macht 41.6W. Daraus würde im Idealfall eine maximale Temperatur von 70 Grad resultieren. Ein Kühlkörper müsste demnach aus (2 x Transistor-Verlustleistung) 83,2W 45 Grad Erwärmung erlauben, wenn die Umgebung nie wärmer als 25 Grad wird. Gehen wir von möglichen Sommertemperaturen von 40 Grad aus, so wäre die tolerierte Erwärmung noch 30 Grad, was einer Wärmeableitung des Kühlkörpers von (30 : 83,2 =) 0,36 Grad / W entspricht. Dieser würde schon so 15 max 25 mal 5cm gross, pro Kanal!!
Wir sehen also, wir können mit diesem Transistor die Grenze des Stroms kaum ausnützen, weil wir sonst mit der Belastbarkeit an Grenzen stossen.
Gehen wir zurück auf einen Peakstrom von 6A an 3 Ohm, so bekommen wir eine Ausgangsspannung von 20V peak und damit +/-25V Speisung.
Die Nennleistung wird damit 50W an 4 Ohm, die Ruheleistung 1,25W und die maximale Verlustleistung käme auf rund 26W herunter. Rechnen wir mit einer maximalen Temperatur des Kühlkörpers von 70 Grad (der Transistor dürfte 100Grad werden), so müssten wir mit 52W 45 Grad vernichten. Dies ergäbe also 0,86 Grad / W.
[attachment=814]
Mit 10 x 12,5 x 5cm ist dieses Ding nun wirklich noch „gangbar“.
Damit ist eigentlich aufgezeigt, was so an den Endtransistoren zu beachten ist. Dies ist aber noch nicht das Ende, sondern es geht weiter. Wir müssen ja auch berechnen, wie die Treiberstufe aussehen muss. Und wir können allenfalls Alternativen überlegen, um das Problem der hohen Basisspannungen (über der Emitterspannung) zu lösen. Und letztlich muss auch noch eine Speisung zusammengerechnet werden, welche die Endstufen zu treiben vermag...