Einmal mehr ein paar technische Überlegungen.
Was hat Einfluss auf den Klang:
Im Wesentlichen sind es drei Punkte, da ist das Rauschen, welches einen Klang aufweicht, also scharfe Höhen sanfter erklingen lässt und das Klangbild irgendwie feiner erleben lässt. Dies ist ein bekanntes Phänomen, das sich aber nicht so einfach erklären lässt. Uns ist aber nicht unbedingt der psychische Hintergrund wichtig, sondern die Tatsache, dass wir den Klang so empfinden. Um also keine künstliche Aufweichung zu bekommen sollte das Rauschen soweit möglich verhindert werden.
Der nächste Punkt ist der Frequenzgang. Jetzt müsste man annehmen, dass es keine Hexerei ist, einen idealen Frequenzgang hin zu bekommen. Es gibt allerdings immer noch genügend Entzerrer-Verstärker, deren Frequenzgang nicht der Norm entspricht. Zum Glück werden diese Dinger immer seltener und irgendwann werden sie aussterben. Aber der Frequenzgang hängt nicht nur von der Einhaltung der Norm ab, sondern zu einem grossen Teil vom Zusammenspiel des Tonabnehmersystems mit der Eingangskapazität des Vorverstärkers. Dies ganz besonders bei MM-Systemen, weil diese für die höhere Ausgangsspannung eine höhere Windungszahl an den Spulen benötigen und damit eine höhere Induktivität besitzen. Das System ist nämlich nicht einfach linear (unter Berücksichtigung der Entzerrkurve), sondern durch die Feder-Nachgiebigkeit des Nadelträgers und die Masse des Magneten ergibt sich ein allmählicher Höhenverlust. Schaltet man nun parallel zur Spule einen Kondensator, so bildet sich eine elektrische Resonanz mit der typischen Resonanzüberhöhung. Es ist also mit nichten so, dass die Eingangskapazität die Höhen dämpft, sondern genau anders rum.
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Normalerweise ist die Höhenanhebung, welche durch die Resonanz entsteht, knapp über dem hörbaren Bereich angesiedelt. Vergrössert man die Kapazität, so kommt diese Resonanz runter zu hörbar hohen Tönen. Diese werden also nun betont und damit steigt der Eindruck, das System klinge heller. Erhöht man die Kapazität weiter, so sind die oberen Mitten betont, die Höhen selbst aber wieder abgeschwächt, wie dies die vorstehende Grafik zeigt.
Und es ist kein Geheimnis, dass es Vorverstärker gibt, welche eine viel zu hohe Eingagnbskapazität aufweisen. Die führt bei allen Systeme zu einer Klangverschlechterung, nur ist deren Grad vom System abhängig.
Bleibt noch der Klirr. Bei vernünftiger Konstruktion ist dieser kein Thema und auch dynamische Probleme sind heute kaum noch zu erwarten (TIM), da erstens die Signalspannungen verhältnismässig klein sind, zweitens auf der Platte kaum Frequenzen über 20kHz vorkommen, sodass die Impulssteilheit auch sehr bescheiden ausfällt und drittens die heutigen Bauteile schnell genug sind, alle diese Probleme zu meistern.
Es gibt aber "Schläulinge", die glauben, das Rad (und zwar fünfeckig!) neu erfinden zu müssen. Solche Leute mit ihren Konstruktionen bringen es allerdings fertig, dass Vorverstärker klirren können.
Weitergehende Beeinflussungen sind aus technischer Sicht nicht möglich. Und wenn man zwei Vorverstärker mit genau dem selben Signal füttert und die entstehenden Ausgangssignale vergleicht und es ergeben sich keine Unterschiede, so kommen auch keine unterschiedlichen Signale zum Lautsprecher und somit gibt es keine Unterschiede zu hören.
In der Praxis kann man von folgendem ausgehen: Solange der Vorverstärker um etwa Faktor 10 besser ist als die Platte, solange sind seine Auswirkungen nicht hörbar. Und hörbar wäre dies eh nur in einem unterbruchslos umgeschalteten Vergleich mit Pegelabgleich.
Wenn man sich an die bewährten Vorgaben hält und nicht auf Teufel komm raus etwas neues basteln will, das andere schon wegen Unbrauchbarkeit verworfen haben, dann ist es schon fast schwer, hörbare Unterschiede hinzubekommen (und diese sind allesamt messbar!).
Und einfach nochmals als Denkanstoss: Wenn die erste und zweite Stufe eines Vorverstärkers schlecht konstruiert ist kann ich tun und lassen was ich will, es wird nix gescheites. Wenn ich aber hinter einen guten Vorverstärker eine Röhre klemme, so kann diese Gutes nicht besser machen, aber sie kann ihren eigenen Klirr hinzu fügen. Dies ist messbar und müsste letrztlich im Prospekt angegeben sein. Ist dieser Klirr unter der Wahrnehmbarkeits-Schwelle, so höre ich ihn nicht und es gibt keinen Unterschied. Ist er grösser, so verändert (verfälscht!) er das Signal, da es nicht mehr ist, wie es war. Und so eine Verfälschung kann man doch nicht wirklich mit Qualitätssteigerung gleich setzen. Ob einem das verzerrte oder verrauschte Signal besser gefällt, ist natürlich Geschmackssache. Nur hat es mit echter Qualität nichts zu tun und ist vom Musikproduzenten nicht vorgesehen gewesen.