Ein Problem ist doch immer, wie die Box aufgestellt ist. Und vor allem, was man erwartet. Zu guten alten Taunus-Sound-Zeiten (Heco, Grundig, Braun, Canton) waren diese einfach den Engländern überlegen, denn da gab es das Aha-Erlebnis. Dass sie letztlich auf die Dauer gegenüber einer Tannoy zurückstecken mussten, weil diese einfach ehrlicher waren, haben die Kunden erst im Lauf der Zeit gemerkt.
Und so sind heute viele Studioboxen (Geithain, Genelec) den noch so teuren Amateurboxen überlegen. Sie beschönigen nichts und das Aha-Erlebnis fehlt. Und sie bringen meist nur in einem eng begrenzten Bereich (Sweetspot) wirkliche Wiedergabe des Geschehens. Dazu im Gegensatz stehen doch Dinger, die mit 2 Boxen Surround vorgaukeln und eine Rundumabstrahlung erreichen wollen. Sie beziehen zwangsläufig den Raum mit in das Geschehen ein. Und ein Wohnraum ist akustisch so mit das übelste, was man sich in dieser Richtung antuen kann.
Andererseits aber kann man ja die Besucherzahl im Raum auch nicht limitieren und alle Möbel, Teppiche und Kissen nach akustischen Gesichtspunkten verteilen.
Wenn ich also nach bestem Wissen eine Box baue, so kann sie für meine Hörsituation gut sein. Und sie wäre auch in einem anderen, vergleichbaren Raum gut. Aber sie könnte nicht in jedem Fall das Ideal sein.
Und es gibt ganz bestimmte Überlegungen, wie eine Box zu bauen ist. Und ausserdem gibt es Modeerscheinungen. Hier als Beispiel ein Alu-Mitteltöner: [
attachment=645][
attachment=646]
Im Frequenzgang sind Ungereimtheiten oberhalb 6kHz sichtbar, die sich im (gerechneten) Ausschwingverhalten mehr als deutlich niederschlagen. Um nun diese Problemzone nicht zu tangieren, darf dieser Lautsprecher in der Praxis höchstens bis 2kHz betrieben werden, damit nicht irgendwelche Klirrprodukte (K3) den kritischen Bereich anregen. Würde man im Vergleich dazu einen normalen Papier-Mitteltöner verwenden [
attachment=647], so wäre da keine Problemzone, die berücksichtigt werden müsste. Und billiger wäre die Geschichte erst noch... (Preise Strassacker: Visaton 98.60, Monacor 37.85)
Für mich ist unter anderem die punktförmige Schallquelle mit ihrer optimalen Abbildung ein "Muss", ebenso eine möglichst phasenreine Wiedergabe mit ihrem Klang, der nicht aus Wolken, sondern aus dem Lautsprecher stammt. Und da verträgt es keine wirklichen Resonanzen mit ihrem Ein- und Ausschwingverhalten und den Phasendrehungen. Da sich dies nie ganz vermeiden lässt, versuche ich die Probleme so weit als möglich an den Rand des Hörbereichs zu drängen. Also gibt es nur Dreiwegkonstruktionen mit Trennungen möglichst oberhalb 5kHz und unterhalb 500Hz. Das ist z.B. mit dem Alu-Ding von Visaton nicht wirklich zu machen. Und es ist auch bei einer D'Appolito-Anordnung nicht möglich, wenn man die Vorgaben des Erfinders umsetzen will.
Und vergleiche ich die Genelecs, so sind alle Zweiwegeriche ähnlich im Klang, unterscheiden sich aber deutlich von allen Dreiwegerichen, die untereinander wieder ähnlich klingen. Wenn ich von Quitsch und Bumm rede, meine ich nicht einen Autounfall, sondern die musikalischen Grenzbereiche Höhen und Bässe, die wenig zum Musikerlebnis beitragen. Wichtig ist der Bereich, in welchem die Sprache aber auch die meisten Musikinstrumente angesiedelt ist. Wenn ich also den Mittenbereich über einen Lautsprecher übertragen kann und ihn sogar noch (wenn möglich) nur mit einer 6dB-Weiche ankopple (weniger Phasenprobleme), so habe ich zumindest für den entscheidenden musikalischen Bereich EINEN Lautsprecher. An dieser Überlegung orientiert sich auch Genelec bei den Dreiwegerichen und auch daran, dass das Ohr in diesem Mittelbereich empfindlich auf Phasen und Klirr und ähnliches reagiert, während dies alles im Bass und in den Höhen kaum wahrgenommen wird.
Vergleiche ich nun bekannte Hrsteller mit erwähnten Genelec, so liegen die Trennungen im Hochtonbereich meist ungünstiger, was sich letztlich in der Wiedergabe manifestiert.
Aber Diskussionen mit anderen Usern, wie auch mit Boxenherstellern zeigt, dass es verschiedene und gegeneinander widersprüchliche Auffassungen gibt. Und wenn ich an einer Wiedergabe auf bestimmte akustische Fehler achten will, sind Voraussetzungen zu erfüllen, wenn ich den Klang eines Orchesters nach seiner Natürlichkeit und Ausgewogenheit beurteilen will sind andere Forderungen zu stellen. Nicht, dass diese zweite Forderung einer ersten Forderung entgegenstehen müsste. Aber die erste Forderung erfüllt nicht zwangsläufig die Zweite. Und wenn ich bei Messungen nicht alles messe, was möglich ist, so kann ich eben auch etwas nicht messen, was wichtig wäre. Und solange ich nicht den Zusammenhang zwischen Messdaten und Klang kenne (und da sind die Untersuchungen immer noch im Gange) solange reicht messen allein nicht aus. Um aber zu hören, muss ich wissen, wie es klingt und klingen soll. Und da helfen mir Instrumentalisten nicht, denn ein Klavier klingt im Raum anders als vom Klavierstuhl aus.
Will ich also einen Klang wie mit einem guten Studiomonitor, so muss ich mich an den richtigen Platz setzen und den Raum möglichst optimieren. Und will ich eine präzise Abbildung, darf ich keine Phasenschweinereien im Mittenbereich dulden, also folglich nicht in diesem Bereich trennen. Und um Musik beurteilen zu können muss ich erst mal wissen wie sie klingen müsste.
Und kommt noch hinzu, dass ein Tonmeister die Aufnahme und das letztliche Abmischen nach dem beurteilt, was er hört. Ist die akustische Situation im Studio nicht optimal (Höhen- oder Bassbetonung), so wird er versuchen, die gehörten Fehler auszugleichen. Und entsprechend ist dann die Aufnahme fehlerhaft.