richi44
26.03.2009, 13:25
Historisches:
Der Ursprung war eine Kohlenfaden-Glühlampe. Nachdem die noch luftgefüllten Lampen keine 5 Minuten überlebten, begann man, die Luft heraus zu pumpen. Mit diesen ersten Dingern konnte man etwas beleuchten. Nur wurden die Glaskolben innen sehr bald schwarz, was darauf schliessen liess, dass irgendwelches Material vom Kohlefaden ausging.
Verschiedene Basteleien führten nach und nach zum Erfolg.
So wurde ein Blech in die Lampe montiert, in der Hoffnung, die Partikel würden sich dort niederschlagen. Dem war aber nicht so.
Das ganze war wie ein Warenhaus beim Schlussverkauf. Die Partikel verteilten sich im ganzen "Gebäude". Auch das Blech hatte keinen Einfluss. Erst als man das Blech mit einem Draht von aussen elektrisch zugänglich machte, begann es zu funktionieren.
Man stellte nämlich fest, dass das Blech leicht negativ geladen war und solange die Lampe brannte, diese negative Ladung immer wieder "nachgeliefert" wurde. Und weil man wusste, dass es Elektronen gibt und diese eine negative Ladung haben, konnte man sich vorstellen, dass der Glühfaden Elektronen aussendet.
Solange aber das Blech nicht mit dem Glühfaden verbunden war, war es wie beim Warenhaus, wenn der Eingang offen ist, wenn es aber keinen Ausgang gibt. Irgendwann war alles voller Elektronen und damit entstand eine negative Wolke, um nicht zu sagen ein Elektronengedränge, sodass keine weiteren Elektronen aus dem Glühfaden austreten konnten.
Jetzt hat man das Blech mit dem einen Ende des Glühfadens verbunden. Somit konnten die Elektronen über diesen "Ausgang" den Raum verlassen und machten damit neuen Elektronen Platz. Dass sie dabei wieder am Ort der Aussendung landeten, ist für die Elektronen unerheblich.
Leider war die "reinigende" Wirkung auf den Glaskolben noch nicht gross, denn nur die zufällig auf dem Blech gelandeten Elektronen (und mit ihnen die winzigen Kohlepartikel, die sie mit beförderten) wurden vom Glas ferngehalten. Und eine Glühlampe mit Metallgehäuse macht nicht viel Licht.
Der nächste Versuch war, die Elektronen an das Blech zu ziehen. Dies funktionierte in dem Moment, als man das Blech einer (gegenüber dem Glühfaden) positiven Spannung aussetzte. Diese positive Spannung zog nun (wie der Wühltisch) die Elektronen an. Und da man auch mal den Strom mass, der da floss, sah man, dass man je nach Spannung einen grösseren oder kleineren Strom bekam.
Jetzt war die Elektronenröhre geboren. Und folglich begann man, damit zu experimentieren. So baute man in dem "Warenhaus" nach dem Eingang (Katode) und dem Ausgang (Anode) ein Gitter mit veränderlichem Durchlass ein. Damit konnte man den Elektronenstrom zwischen Anode und Katode nicht nur durch die Höhe der Anodenspannung steuern, sondern auch durch die negative Spannung am Gitter.
Das muss man sich ungefähr so vorstellen: Die Gitterstäbe sind in einem Abstand, dass der grösste Teil der Elektronen sie passieren kann. Vereinzelte treffen auf die Gitterstäbe, aber für die meisten ist es kein Hindernis. Wenn man nun das Gitter negativ macht (gleichnamige Ladungen stossen sich ab und die Elektronen sind negativ), so wirkt es, wie wenn man die Gitterstäbe dicker machen würde. Der Durchfluss wird deutlich gebremst. Im Extremfall macht das Gitter "dicht", auch wenn eine positive Anodenspannung die Elektronen anzieht.
Dafür bildet sich an der Katode ein "Rückstau", also eine Elektronenwolke.
Mit dieser ersten steuerbaren Röhre wurden in der Telefonie (oder jedenfalls gab es so eine Idee) Relais verlustlos geschaltet. Es waren also eine Art "Relaisröhren". An einen Verstärkerbetrieb hat damals noch niemand gedacht.
An dieser Stelle gleich mal die ersten beiden Röhrentypen, die wir jetzt "kennen": Geheizte Katode (Glühfaden aus Wolfram = Wolframkatode) und Anodenblech = zwei Elektroden = Diode.
Geheizte Katode, Anode und Gitter = drei Elektroden = Triode.
Wir haben gesehen, dass sich der Strom durch die Triode einmal durch die Gitterspannung regulieren lässt, andererseits aber auch durch die Anodenspannung. Dieser Umstand setzte der "Relaisröhre" Grenzen. Wenn man mit einem normalen Relais durch einen Strom in der Spule einen Kontakt schliesst, so spielt es keine Rolle auf die nun magnetische Spule, wie gross die Spannung über dem geschlossenen Kontakt ist. Sie ist ohnehin null, wenn der Kontakt einwandfrei geschlossen ist. Und die treibende Spule und der geschlossene Kontakt haben elektrisch nichts miteinander zu tun.
Bei der Röhre ist das aber anders. Wenn die Röhre leitet, so tut sie das nur, wenn sie noch eine positive Anodenspannung hat. Das wirkt sich so aus, als ob man das Ding (das Telefonrelais), das mit der Röhre ein- und ausgeschaltet werden soll, über einen Widerstand an die Betriebsspannung anschliesst. Man braucht eine höhere Spannung, weil ja an diesem Widerstand (oder bei uns an der Röhre) ein Teil der Spannung bleibt (bleiben MUSS) und dieser Spannungsabfall ist zusätzlicher Leistungsverlust.
Der nächste Schritt war, eine Elektrode zu finden, welche diese Rückwirkung der Anode deutlich verminderte. Man baute ein zweites, recht weitmaschiges Gitter ein, das die Elektronen passieren mussten. Eine negative Spannung hätte die Elektronen vom Weiterflug abgehalten, darum hat man diese Schirmgitter an eine positive Spannung gelegt. Einerseits gab es nun Elektronen, die von den Gitterstäben, die auf ihrer Flugbahn waren, eingefangen wurden. Die meisten jedoch flogen dazwischen hindurch und worden dabei deutlich beschleunigt. Und solange Elektronen auf einer Elektrode landen, fliesst ein Strom.
Wenn wir also nochmals unser Warenhaus zu Hilfe nehmen, so werden die Kunden nach dem Eingang und nach dem Passieren des Steuergitters per Förderband weiter verfrachtet, egal, ob sie an dieses Ziel wollen oder nicht. Sie sind also per Förderband (Schirmgitter) in Richtung Ausgang (Anode) unterwegs.
Diese Röhre würden wir dank der 4 Elektroden Tetrode nennen.
Je nachdem, wie weit der Ausgang geöffnet war (entsprechend der Höhe der Anodenspannung) kam es aber am Ausgang (Anode) zu Rempeleien und es kam vor, dass mehr Kunden vom Ausgang zurück Richtung Innenraum "flüchteten", als die Zahl derer, die wirklich den Laden verliessen. Um einen Rückstau in dieser Region zu vermeiden, hat man eine Truppe eingesetzt, welche die Randalierer über einen gesonderten Weg zurück zum Eingang spedierten.
Oder auf die Röhre bezogen: Unter bestimmten Spannungsverhältnissen, wenn also die Anodenspannung klein ist gegenüber der Schirmgitterspannung, die Elektronen aber mit einer ordentlichen Kraft auf die Anode treffen, schlagen sie dort "Sekundärelektronen" heraus, welche vom Schirmgitter angezogen werden, weil dieses ja positiver ist als die Anode. Damit sinkt der Strom (in einem bestimmten Bereich) mit steigender Spannung, was einem negativen Widerstand entspricht.
Diese Funktion kann zu unerwünschten Wirkungen führen und ist im Normalfall zu unterbinden. Dafür wurde das dritte Gitter, das Bremsgitter eingesetzt. Dieses verhindert den Rückflug der Elektronen auf das Schirmgitter, weil es auf Null Volt liegt und damit eher abstossend wirkt, bezw. die Anode immer noch positiver ist.
In heutigen Röhren ist das erste Gitter das Steuergitter und von wenigen Ausnahmen abgesehen negativ gegenüber der Katode.
Da aber bei den ersten Röhren die Katodenemission noch sehr schwach war, versuchte man so viele Elektronen wie möglich aus der Katode zu ziehen. Dazu wurde ein zusätzliches, allererstes Gitter eingesetzt, das positiv vorgespannt war. Man nannte es Raumladegitter (oder Raumladungsgitter), weil es im Raum vor dem eigentlichen Steuergitter eine kräftigere Elektronenwolke erzeugte, als dies ohne dieses Gitter möglich gewesen wäre.
Im Bereich der Historie ist noch zu erwähnen, dass die Glühlampe als Röhren-Usrprung bald mit besseren Glühdrähten bestückt wurde, die mehr Lichtausbeute brachten, weil sie höhere Temperaturen ertrugen. Mit der höheren Temperatur stieg auch die Elektronen-Emission. So wurde mit dem Einsatz des Wolfram-Glühdrahtes eine verwertbare Emission erreicht. Die ersten Radioröhren waren noch mit derartigen Heiz-Emissionsdrähten ausgestattet.
Erste Weiterentwicklungen.
Bald genügte die Emissionsleistung der Wolfram-Drähte nicht mehr und man begann, andere Materialien einzusetzen. Ausserdem trennte man die Heizung von der Katode, weil man bei getrennten Elementen die Heizung an ein weitgehend beliebiges Potential legen konnte, während die Katode an Masse oder auch auf über 100V Spannung liegen konnte. Es war damit möglich, Geräte (die ersten Röhrenfernseher) zu entwickeln, die zur Röhrenheizung auf einen Trafo verzichten konnten.
Je nach Einsatzzweck wurden Röhren mit bis zu 7 Gittern entwickelt (EQ80).
Ausserdem wurden Röhren mit kleineren Bauformen gefertigt. Ebenso wurde damit die Anschlusstechnik weiter entwickelt. Und schliesslich wurde auch die Heizspannung den besonderen Bedürfnissen angepasst.
Nachdem eigentlich jeder Hersteller seine Röhren nach einem eigenen Code benannte, wurde in Westeuropa eine Bezeichnungsnorm eingeführt. Diese umfasste mindestens 2 Buchstaben und eine Zahl.
Bei Einführung der ersten Mehrfachröhren seit der Lancierung dieses Codes mussten mehr Buchstaben (bis 4) und mehr Zahlen verwendet werden. Die nachfolgende Tabelle gibt Aufschluss über die Bedeutung der wichtigeren Buchstaben und Zahlen.
Als Beispiel nehmen wir mal die EABC 80.
An erster Stelle steht die Heizung. Dabei bedeutet
A = 4V
C = 0,2A Serieheizung
D = 1,4V
E = 6,3V
G = 3,15V (GY501) oder 5V (GZ34)
H = 0,15A Serieheizung
K = 2V
P = 0,3A Serieheizung
U = 0,1A Serieheizung
V = 0,05A Serieheizung
X = 0,6A Serieheizung.
An zweiter (und folgenden) die Röhrenfunktion
A = Kleinsignal-Diode
B = Kleinsignal-Doppeldiode
C = Kleinsignal-Triode
D = Power-Triode
E = Tetrode oder Sekundär-Emissionsröhre
F = Kleinsignal-Pentode
H = Hexode oder Heptode (4 oder 5 Gitter)
K = Oktode
L = Power-Pentode (oder Beampower-Tetrode)
M = Magisches Auge / Anzeigeröhre
P = (mit Zusatz) Sekundär-Emissionsröhre
Q = Enneode (7 Gitter)
Y Power-Diode
Z = Power-Doppeldiode
Anschliessen die Zahlen. Diese deuten einerseits auf die Anschlussart hin (Sockeltyp), andererseits sind sie Laufnummern, wobei bisweilen die ungeraden Nummern auf Regelröhren hinweisen können.
1-9 einstellig= Stift- oder Topfsockel
10 ... = Schlüsselsockel 8 polig (Stifte sehen aus wie Fingerknochen)
20... = Loctal, entspricht weitgehend dem Oktalsockel, hat aber dünnere Stifte.
Lorenz hat Röhren mit diesem Sockel aber mit der Bezeichnung 71... gebaut (EM71)
30... = Oktalsockel 8 polig
40... = Rimlock 8 polig
50... Topfsockel 8 polig
500... Magnovalsockel 9 polig
60... = Subminiaturröhre, eingelötet
70... = Subminiaturröhre gesockelt, meist 8 polig
80... = Novalsockel 9 polig
90... = Miniatursockel 7 polig
200... = Decalsockel (wie Noval, nur 1 Stift mehr) 10 polig
Die EABC80 ist also eine Röhre mit Novalsockel, mit der Laufnummer NULL, mit 6,3V Heizung und umfasst eine Kleinsignaldiode, eine Kleinsignal-Doppeldiode und eine Kleinsignaltriode.
Nach diesen ersten Ausführungen noch einige mechanische Dinge.
Bei einer Röhre spielen vor allem mechanische Parameter eine wichtige Rolle.
Hier nochmals zurück auf das früher angesprochene Problem der Elektronen, die aus der Anode ausgeschlagen werden und bei tiefer Anodenspannung nicht mehr auf diese zurückfallen, sondern am Schirmgitter landen, das positiver ist als die Anode. Wir haben da gesehen dass das Bremsgitter als "Polizei" die fehlgeleiteten "randalierenden" Elektronen abfängt und zur Katode zurückbefördert.
Nun gibt es bei Power-Pentoden eine Möglichkeit, auf das Bremsgitter zu verzichten. Man kann nach dem Schirmgitter eine Art Tunnel bauen, durch den die Elektronen fliegen müssen, um zur Anode zu gelangen. Dieser Blechtunnel ist wie ein Bremsgitter mit der Katode verbunden. Durch die Bündelung des Elektronenstrahls werden die von der Anode stammenden (randalierenden) Elektronen voll dem Angriff der richtig geleiteten Elektronen ausgesetzt und durch diese quasi in die richtige Richtung geschubst. Und wer nicht will, landet in der Tunnelwand.
Diese Konstruktion nennt man Beampower-Tetrode. Sie hat zwar kein eigentliches Bremsgitter, aber die Funktion unterscheidet sich nicht von der Pentode. Darum ist das nicht mit einem eigenen Buchstaben gekennzeichnet und oftmals kaum in den Datenblättern angeführt.
Auf die Röhrenkurven möchte ich später eingehen, hier nur mal soviel: Die Steilheit der Ia/Ug-Kurve hat viel mit der Verstärkung zu tun. Pauschal kann man sagen, je steiler desto höher ist die Verstärkung. Im Lauf der Entwicklungszeit hat man festgestellt, dass die Steilheit zunimmt, wenn man das Steuergitter (1) so nahe wie möglich an die Katode bringt.
Ursprünglich waren die Gitter Gitter, später hat man Drähte um Stützholmen gewickelt, also ein leiterähnliches Ding gebaut. Das Problem solcher Gitter ist, dass sie stabil sein müssen, damit man sie nahe genug an die Kathode platzieren kann. Ausserdem dürfen die Gitterdrähte nicht schwingen, weil sie damit den Abstand zur Katode ändern, was die Verstärkung beeinflusst. Wäre dies der Fall, würde die Röhre „klingeln (Mikrofonie).
Aus diesem Grund wurden die Spanngitter entwickelt. Hier werden nicht einfach Holme bewickelt, sondern es wird ein stabiler Gitterrahmen gebaut, der mit extrem dünnem Draht starff gewickelt und verschweisst wird. Diese Gitterdrähte können kaum noch schwingen und verändern ihre Form auch nicht unter thermischen Einflüssen.
Nun könnte man annehmen, es gebe heute nur noch Spanngitterröhren. Das ist nicht der Fall. Denn das Spanngitter würde entweder veränderte Röhrendaten zur Folge haben, sodass ein Röhrenersatz nur nach Angleichung der Schaltung möglich wäre, oder bei gleichen Daten würden die Vorteile dieser Technik nichts bringen und nur der höhere Aufwand für die Herstellung würde sich im Preis niederschlagen.
Und hier gleich noch ein paar grundsätzliche Gegebenheiten:
Die heutigen Katoden sind in der Lage, hohe Ströme zu liefern. Nur darf man sie im Betrieb nie so stark belasten, dass alle Elektronen der Elektronenwolke (der "Vorrat" zwischen Katode und Steuergitter) "verbraten" werden. Der maximale Katodenstrom darf also höchstens während 0,1 Sekunden überschritten werden, wenn nachher genügend Zeit ist, die Elektronenwolke wieder aufzubauen.
Das Anodenblech und das Schirmgitter müssen einen Strom übernehmen und sind somit einer Leistung ausgesetzt, die sie als Wärme abstrahlen müssen. Wird diese Leistung überschritten, beginnen die Teile zu glühen, was erstens eine thermische Überlastung der ganzen Röhre zur Folge hat (ich habe schon Röhren gesehen, deren Glaskolben zu schmelzen begann), zweitens kommt es zu unkontrollierten Ausdehnungen der Elektroden und damit möglicherweise zu Kurzschlüssen und drittens können sich die mechanischen Abmesssungen und damit die Röhrendaten dauerhaft verändern.
Das Steuergitter ist aufgrund seiner feinen Konstruktion nicht in der Lage, irgendwelche Ströme (über etwa 10 Mikroampere) zu übernehmen. Schaltungen mit positivem Steuergitter beschädigen die Röhren in sehr kurzer Zeit. Ausnahmen sind spezielle Impulsröhren, die in Sperrschwingern eingesetzt werden. Aber dabei ist die Zeit des Gitterstroms sehr kurz und die Erholungszeit entsprechend lang.
Schauen wir uns mal die einfachen elektrischen Funktionen einer Röhre an.
Bei einer Röhre kann man den Stromfluss verändern. Dazu ändert man die Spannung am (ersten) Steuergitter. Je nachdem, wie stark negativ dieses Gitter gegenüber der Katode ist, werden mehr oder weniger Elektronen daran gehindert, dieses Gitter zu passieren und damit ändert sich der Anodenstrom.
Die Grafik zeigt die Spannung (U) und den Strom (I). Eingezeichnet sind zwei Widerstände, ein hochohmiger und ein niederohmiger.
Beim hochohmigen fliesst trotz hoher Spannung noch kein grosser Strom, beim niederohmigen haben wir einen wesentlich höheren Strom, trotz kleinerer Spannung. Wir könnten uns hier ein Potentiometer oder so einen alten Schiebewiderstand vorstellen. Wenn man diesen verstellt, so verändert man seinen Ohm-Wert.
Und weil man früher mit solchen Schiebewiderständen die Bühnenbeleuchtung des Theaters veränderte oder heute mit einem Potmeter den Dimmer bedient, so kann man sich vorstellen, dass diese Widerstand-Veränderung etwas nützliches bewirkt.
Und genau so kann man mit der Veränderung der Steuerspannung am Gitter den Strom durch die Röhre verändern. Aber jetzt kommt schon die erste Krux an der Sache.
Ich habe jetzt in dieser Grafik einfach mal eine Stromveränderung angenommen. Ich habe also auf der Vertikalen zwei Punkte festgelegt und durch diese bis zur Widerstandsgeraden (oder "schrägen") Linien gezogen. Man sieht, dass diese unterschiedlichen Strompunkte entsprechende Auswirkung auf die Spannung am Widerstand haben.
Jetzt schauen wir uns mal schnell diese Zeichnung an. Wir haben da eine Röhre mit einem Widerstand in der Anodenleitung. Und wir nehmen mal an, dass die Betriebsspannung vor dem Widerstand konstant 250V sei.
Wenn wir jetzt die Gitterspannung gegenüber der Katode verändern, so ändert sich der Strom durch die Röhre. Und wir nehmen mal an, die Änderung wäre so gross wie in der vorherigen Grafik. Und der Widerstand hier im Schaltbild entspreche jenem in der Grafik, also der "schrägen" Geraden.
Wir kennen das Ohmsche Gesetz und wissen, dass an dem Widerstand eine Spannung abfällt, wenn ein Strom fliesst. Und wir wissen auch, dass diese Spannung bei höherem Strom grösser wird.
Wenn aber die Betriebsspannung konstant ist und der Röhrenstrom sich ändert, so andert sich der Spannungsabfall am Widerstand. Und damit sinkt die Anodenspannung, wenn die Röhre so ausgesteuert wird, dass sie mehr Strom ziehen soll.
Weil aber die Röhre auch eine Art Widerstand ist, der grösser und kleiner werden kann (wie in der ersten Grafik), so verringert sich der Röhrenstrom in dem Moment, wo die Spannung über der Röhre kleiner wird. Wir können uns also vorstellen, dass, wie am eingezeichneten Widerstand der 2. Grafik, durch eine Verringerung der Spannung der Strom abnimmt und dies auch bei der Röhre der Fall ist.
Wenn wir also gesagt haben, wir könnten den Röhrenstrom durch die Gitterspannung verändern, so ist das zumindest für die Triode (die hier gezeichnete Röhre) nur die halbe Miete. Tatsächlich kann ich den Röhrenstrom auch verändern, indem ich die Anodenspannung verändere.
Das ist die besagte Krux. Und zwar ist es so, dass ich ja eine sich ändernde Anodenspannung brauche. Das ist nämlich das Tonsignal, das aus dem Ding raus kommen und in den Lautsprecher gelangen soll. Und das perfide daran ist, dass diese Spannungsänderung dem "Wirkmechanismus" genau entgegen läuft. Mache ich mehr Strom, nimmt die Spannung ab, was wieder den Strom reduziert.
Nachdem wir also mal die prinzipiellen Zusammenhänge zwischen Anodenspannung und Anodenstrom "angerissen" haben, machen wir das etwas konkreter.
Es gibt nämlich für diesen Zusammenhang einen Namen. Er nennt sich Durchgriff. Die Anodenspannung greift uns also in die Strombüchse und klaut da etwas. Aber mit diesem Begriff ist es wie mit vielen anderen (Dämpfungsfaktor zu Ri beim Verstärker). Hier wären kleine Werte gut. Aber gut ist doch, was gross ist. Darum hat man diesen Durchgriff umgedreht und ihn in der "Eins durch"-Funktion als Verstärkung Mü (das kleine griechische Zeichen) bezeichnet. Es ist natürlich nicht die tatsächliche Verstärkung der Röhre, sondern eine theoretische Angelegenheit. Aber immerhin...
In unserer Grafik haben wir einen Strom angenommen und eine Spannung. Und wir haben wie gesagt die "schräge" Widerstandsgerade eingetragen. Jetzt machen wir das mit der Funktion, welche die Röhre in Tat und Wahrheit darstellt.
Dies ist die Kurve einer ECC83, also DER Audiotriode schlechthin (es gibt noch bessere, aber was solls...)
Vergleicht man diese Kurven mit jenen eines hoch- oder niederohmigen Widerstandes, so sieht man, dass jene gerade verlaufen und nur in ihrer Steilheit unterschiedlich sind, während diese (mit Ausnahme der Kurve Vg=0V) relativ krumm sind. Und man sieht, dass bei einer Betriebsspannung von 250V (die wir ja bei unserer Zeichnung mal als Grundlage genommen haben) bei einer Gitterspannung von MINUS 3,5V KEIN Strom mehr fliesst. Bei 350V aber wäre ein Strom vorhanden. Und vor allem sehen wir, dass diese Rückwirkung krumm ist.
Nehmen wir statt des Durchgriffs die Bezeichnung Verstärkung, so bedeutet das, dass die Verstärkung der Röhre in Abhängigkeit der Spannung variiert. Ist die Spannung hoch, ist die Verstärkung relativ konstant (gerade), ist sie klein, wird die Kurve krumm.
Hier einfach zur Erinnerung: Gerade ist die Kurve eines Widerstandes, denn er erzeugt keine Verzerrungen. Ist eine Kurve aber irgendwie gekrümmt, ergibt das Verzerrungen.
Aus diesem können wir ableiten, dass der Durchgriff oder die Verstärkung Mü bei kleinen Strömen unlinear verläuft und zu Verzerrungen führt.
Wenn wir die Kurvenschar betrachten und jene für eine Gittervorspannung von -1V herauspicken, so sehen wir, dass der Durchgriff zwischen 250 und 150V den Klirr kaum verschlechtert, da diese im genannten Bereich beinahe linear ist. Das wäre also ein Bereich, in welchem man diese Röhre betreiben könnte.
Nur würde das bedeuten dass wir den Strom NUR durch die Anodenspannung steuern würden, was wir natürlich nicht tun.
Hier noch die Kurvenschar für eine Röhre mit sehr unterschiedlichem Kurvenverlauf.
Hier ist offensichtlich, dass die Steilheit der einzelnen Kurven variiert. Und wenn wir uns an die erste Grafik dieses Abschnitts erinnern, so bedeutet die unterschiedliche Steilheit dieser Kurven unterschiedliche Widerstände, den diese Röhre darstellt. Ihr Widerstand ist also wesentlich unkonstanter als jener der ECC83, bei welcherja die Kennlinien zwischen 0V Gitterspannung und 2,5V Gitterspannung fast parallel verlaufen.
Wir werden später sehen, welche Auswirkungen diese Krümmung hat.
Ganz am Anfang haben wir eine Röhre mit dem Glühfaden und dem Blech gebaut, das die Elektronen eingefangen hat, also die Diode. Ein Strom kam zustande, wenn die Anode NICHT negativ geladen war, weil sie dann die Elektronen abgestossen hätte.
Wir haben gesehen, dass selbst bei Null Volt an der Anode ein Strom fliesst (ein kleiner), weil zufällig Elektronen dort gelandet sind.
Erinnern wir uns an die Grafik mit dem hochohmigen und niederohmigen Widerstand. Extrem hochohmig ist Unterbruch, extrem niederohmig ist Kurzschluss,
Machen wir die Anode der Diode negativ, so fliesst kein Strom, es herrscht Unterbruch (die Diode sperrt). Machen wir sie positiv, so leitet sie im Extremfall fast wie ein Kurzschluss.
Daher können wir eine solche Diode als Gleichrichter (oder Schalter in Abhängigkeit der Polarität) einsetzen. Es seien hier die PY88 (Schalterdiode im SW-Fernseher) oder die EZ81 (Doppeldiode als Netzgleichrichter in Radios und Verstärkern) wie auch die GZ34 genannt.
Jetzt machen wir wieder einen Sprung zurück zur ersten richtigen Kennlinienschar des letzten Kapitels. Hier hatten wir bei einer Gittervorspannung von -1V beinahe ideale Voraussetzungen, was die Linearität betrifft. Wir hätten da praktisch keine Verzerrungen zu erwarten, wenn die Anodenspannung zwischen 150V und 250V bleibt. Wir könnten also eine Anodenspannungs-Differenz von 100V (das ist dann die Spitzen-Spitzenspannung, die wir verarbeiten können, entsprechend dem 2,83fachen der Effektivspannung bei einem Sinus) klirrfrei (durch den Durchgriff) erzielen. Nehmen wir eine Verstärkung von 100 (das ist der theoretische Wert, den die Röhre erreicht, also das Mü), bräuchten wir am Gitter eine SS-Spannung von 1V. Wir würden uns also irgendwo zwischen -0,5V und -1,5V bewegen.
Und jetzt erinnern wir uns an die Diode: Diese zieht Strom, wenn die entsprechende Elektrode in die Nähe von null Volt kommt! Und -1V ist schon sehr dicht dran, da fliessen einige Mikroampère. Und bei -0,5V leitet die Elekotrode schon deutlich. Dass es sich bei uns nicht um die Anode, sondern das Gitter handelt, tut nur soviel zur Sache, dass der Eingangswiderstand dieser Röhre signal- und polaritätsabhängig ändert und somit die positiven Halbwellen einer Quelle stärker belastet werden als die negativen.
Die Schlussfolgerung ist, dass man die Gittervorspannung nicht beliebig festlegen kann, weil dies Rückwirkungen auf die vorherige Stufe hat.
An dieser Stelle eine Wiederholung: Ich habe gesagt, dass ein Steuergitter keinesfalls einer positiven Spannung ausgesetzt werden darf, da dies letztlich zur Zerstörung der Röhre führt, da das Gitter nicht für derartige Belastungen gebaut ist.
ES IST DAHER DRINGEND VOR SCHALTUNGEN ZU WARNEN (KOPFHÖRERVERSTÄRKER MIT 40V BETRIEBSSPANNUNG), WELCHE DAS GITTER AN EINE POSITIVE SPANNUNG LEGEN UND ES EINEM STROM VON ÜBER 1,5mA AUSSETZEN. ES IST ABER NICHT NUR DIE ZERSTÖRUNG DER RÖHRE, SONDERN AUCH DER EXORBITANTE KLIRR, DER DURCH DIE GLEICHRICHTERWIRKUNG DES GITTERS ENTSTEHT. WER SICH SOLCHE SCHALTUNGEN AUSDENKT UND SIE VERÖFFENTLICHT, HANDELT IM RÖHRENTECHNISCHEN SINNE GROBFAHRLÄSSIG!!!
Wir haben jetzt gesehen, dass wir in der Festlegung der Daten (bei der Triode) mit dem linearen Verhalten des Durchgriffs wie auch der Gleichrichterwirkung des Steuergitters eingeengt werden.
Wenn wir uns also das Datenblatt einer Röhre ansehen
( http://frank.pocnet.net/sheets/010/e/ECC83.pdf )
sind immer Vorschläge unterbreitet, wie wir sie am besten betreiben. Diese Vorschläge sind wohl durchdacht und nicht von einer Kartenlegerin vorhergesagt worden.
Aber zurück zu den Kennlinien. Unsere ECC83 hat noch mehr zu bieten. Und zwar die Ia/Ug-Kennlinie. Diese zeigt, was passiert, wenn wir die Gitterspannung ändern.
Hier haben wir 2 Kurven, eine für 250V Ua und eine für 100V Ua. Was tatsächlich raus kommt, wird irgendwo dazwischen schwanken, weil ja, wie in den ersten Kurven gesehen, die Anodenspannung der Tonmodulation folgt, also unkonstant ist
Nehmen wir mal den theoretischen Fall von 250V. Hier sieht man, dass diese Kurve irgendwo zwischen 0V und -1,8V gerade ist, bei noch höherer negativer Spannung wird die Kurve wieder krumm, also Klirr.
Eigentlich haben wir jetzt mal die wichtigsten beiden Kurven der Röhre schon angeschaut. Jetzt geht es noch um die Erklärung weiterer Begriffe, die mit der Röhre "verheiratet" sind.
Betrachten wir die Ia/Ug-Kennlinie, Variante 250V. Wir können eine vertikale Linie ziehen bei einer Ug von -0,5V. Und eine weitere Linie ziehen wir bei -1,5V. Die Kreuzungspunkte mit der Kurve ergeben den jeweiligen Anodenstrom. Das sind bei 0,5V 4,4mA, bei 1,5V 2,1mA. Wie früher mal erwähnt, hat die Steilheit dieser Kurve etwas mit der Verstärkung zu tun. Je steiler, desto grösser ist die Verstärkung.
Wenn wir auf dieser Kurve eine Differenz der Gitterspannung von 1V vornehmen (im linearen Bereich, also da, wo ich es erwähnt habe), so entsteht eine Stromänderung von 2,3mA. Die Steilheit der Röhre ist also 2,3mA / V. Dies gilt natürlich nur für die angegebenen Parameter, also Ua 250V und Ug –1V!
Und nochmals zurück zur Ia/Ua-Kennlinie (im vorherigen Kapitel). Nehmen wir hier die Kurve mit -1,5V Gittervorspannung.
Nehmen wir die Anodenspannung von 200V. Hier gibt es einen Kreuzungspunkt der Kurve mit der Vertikalen der Spannung und daraus lässt sich ein Strom von 1,2mA ablesen. Bei 250V Anodenspannung ist der Strom 2,1mA.
Wir haben also eine Spannung(sdifferenz) von 50V und eine Strom(differenz) von 0,9mA. Dies hätten wir auch, wenn wir einen Widerstand von 55,5k bei dieser Betriebsart einsetzen würden.
Wenn wir die konkreten Zahlen im Datenblatt ansehen, so sind sie etwas anders, denn dieser Widerstand würde resultieren, wenn wir eine deutlich höhere Betriebsspannung als die zugrundegelegten 250V hätten. Schliesslich bewegt sich die Anodenspannung in unserer Rechnung ja zwischen 200 und 250V. Und das ist mit dem nötigen Spannungsabfall am Anodenwiderstand nicht zu machen. Im Datenblatt wird dieser Widerstand, der sogenannte innere Widerstand Ri mit rund 62,5k bis 80k beziffert.
Nehmen wir nun mal die Werte aus der Datentabelle: Da ist der Ri wie gesagt 62,5k
Und die Steilheit (der Ia/Ug-Kennlinie) liegt bei 1,6mA/V (im Schnitt und bei den üblichen Betriebsbedingungen).
Mü, also der Verstärkungsfaktor, ist 100. Folglich ist der Durchgriff D (wie erwähnt 1: Verstärkungsfaktor) 0,01.
Einfach mal spasseshalber: Was gibt 62,5 mal 1,6 mal 0,01?
1
Und das hat mal ein Herr Barkhausen herausgefunden.
Das bedeutet, dass man eigentlich aus diesen Daten berechnen und abschätzen kann, was die Röhre leistet.
Man kann sich noch etwas weiter in dieses Datenblatt vertiefen. Da stellt man fest, dass die effektive Verstärkung immer kleiner als 100 (Verstärkungsfaktor Mü) ist. Es gibt da Schaltungsbeispiele für verschiedene Anodenwiderstände und unterschiedliche Betriebsspannungen.
Im Folgenden gehe ich nicht weiter auf die Herleitung ein. Es geht um die Berechnung der tatsächlichen Verstärkung. Diese erfolgt nach
Mü * Ra : (Ri + Ra), also beispielsweise 100 mal 220k : (62,5k + 220k) = 77,8
Ich habe hier einfach mal einen Anodenwiderstand von 220k angenommen, weil dieser schaltungs-typisch ist. Tatsächlich wird bei einer Triode erfahrungsgemäss mit einem Anodenwiderstand von 2 bis 3x Ri gerechnet.
Wenn man Schaltungen berechnen will, sind die angegebenen Daten natürlich für optimale Betriebsbedingungen zu beachten.
Noch wichtiger ist es diese zu berücksichtigen, wenn man Röhren tauschen will. Es ist eigentlich undenkbar, Röhren mit abweichenden Daten einzusetzen, ohne die Schaltung entsprechend anzupassen. Man kann dabei die Röhren beschädigen und wenn man beispielsweise die vorliegenden Daten mit jenen einer ECC82 oder ECC88 vergleicht, sieht man, dass beide nicht optimal mit diesen Bauteilwerten der ECC83 betrieben werden können. Man wird eine andere Verstärkung erhalten, was im besten Fall mehr Klirr ergibt, im schlechtesten Fall aber deutliche Frequenzgangfehler (Entzerrerverstärker) bis hin zu Röhren- und Bauteilbeschädigungen.[/php]
Die Pentode
Am Anfang habe ich erklärt, dass durch das Einfügen eines weiteren Gitters (Schirmgitter, g2) der Einfluss der Anodenspannung auf den Anodenstrom verringert werden konnte. Dazu nochmals die Grafik mit den Widerständen
Was wäre, wenn man einen Widerstand so bauen könnte, dass er eigentlich sehr hochohmig ist, also seine Gerade sehr flach verläuft, dass aber trotzdem ein höherer Strom möglich wäre? Das könnte dann etwa wie folgt aussehen:
Weil ja der Strom Null sein muss, wenn keine Spannung da ist, startet diese Kurve auch bei Null und steigt dann erst mal steil an. Dies wäre bei einem extrem kleinen Widerstand der Fall. Und damit kommen wir auch auf ein entsprechend hohes Stromniveau. Ab diesem Punkt wird die Kurve flach, was bedeutet, dass ab hier ein sehr grosser Widerstand die Wirkung übernimmt.
Mit normalen Bauteilen ist so etwas kaum zu machen, aber mit einer Röhre. Bei der Schirmgitterröhre (Pentode, Tetrode) braucht es eine minimale Spannung, bis der Anodenstrom erreicht wird, ab diesem Punkt hat die Spannung keinen entscheidenden Einfluss mehr, weil ja das Schirmgitter die Elektronen in Richtung Anode befördert.
Im Nachfolgenden arbeiten wir mit der EL84, also einer Leistungspentode.
( http://frank.pocnet.net/sheets/010/e/EL84.pdf )
(Ausser der geringeren Anoden- und Schirmgitterleistung gilt das Gesagte auch für Kleinsignalröhren, wie etwa die EF86)
Hier die Ia/Ug-Kennlinie der EL84
Gegenüber einer Kleinsignalröhre sind hier die Ströme und Gitterspannungen einfach rund 10 mal höher, der Rest bleibt sich wie erwähnt gleich. Man sieht, dass bei diesen Kurven ein Stromunterschied besteht in Abhängigkeit der Schirmgitterspannung (Kurven 1 und 2). Eine Abhängigkeit von der Anodenspannung ist kaum gegeben. Darum wird auf die Aufzeichnung verschiedener Kurven in Abhängigkeit von der Anodenspannung verzichtet.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Kurven durchaus mit jenen der Triode vergleichbar sind. Sie sind im Bereich gegen Strom Null gekrümmt, ab etwa 20mA sind sie hingegen praktisch gerade. Das bedeutet, dass die Röhren bei kleinen Strömen verzerren, bei höheren Strömen jedoch fast klirrfrei arbeiten, also den Trioden entsprechend.
Die nächste Kurve ist die Ia/Ua-Kennlinie
Hier ist deutlich zu erkennen, dass die Kennlinienschar am Anfang relativ steil ansteigt und später recht flach verläuft. Dementsprechend wird der Ri der Röhre auch mit 38 bis 40k angegeben. Die Steilheit beträgt 10 bis 11,3mA/V.
Wenn wir nun den Herrn Barkhausen bemühen, so errechnen wir aus seiner Formel (S*D*Ri=1) ein D von (1: [S*Ri]) 0,00233 oder eine Verstärkung Mü von 429.
Das bedeutet (das, was wir auch sehen), dass die Anodenspannung wenig Einfluss auf den Anodenstrom hat. Nur müssen wir beachten, dass dies wie erwähnt nur für den flachenTeil der Kurve gilt.
Dies aber bedeutet, dass die Rückwirkung spannungsabhängig ist und somit ein erheblicher Klirr entstehen kann. Dies lässt sich vermeiden, indem man entweder eine Minimalspannung nicht unterschreitet oder das Schirmgitter in den "Rücksteuerungsprozess" mit einbindet, also teilweise an die Anodenspannung koppelt. Dann wird zwar die Rückwirkung deutlich stärker (es sinkt das Mü), aber die Kurven werden ausgeglichener.
Der Ursprung war eine Kohlenfaden-Glühlampe. Nachdem die noch luftgefüllten Lampen keine 5 Minuten überlebten, begann man, die Luft heraus zu pumpen. Mit diesen ersten Dingern konnte man etwas beleuchten. Nur wurden die Glaskolben innen sehr bald schwarz, was darauf schliessen liess, dass irgendwelches Material vom Kohlefaden ausging.
Verschiedene Basteleien führten nach und nach zum Erfolg.
So wurde ein Blech in die Lampe montiert, in der Hoffnung, die Partikel würden sich dort niederschlagen. Dem war aber nicht so.
Das ganze war wie ein Warenhaus beim Schlussverkauf. Die Partikel verteilten sich im ganzen "Gebäude". Auch das Blech hatte keinen Einfluss. Erst als man das Blech mit einem Draht von aussen elektrisch zugänglich machte, begann es zu funktionieren.
Man stellte nämlich fest, dass das Blech leicht negativ geladen war und solange die Lampe brannte, diese negative Ladung immer wieder "nachgeliefert" wurde. Und weil man wusste, dass es Elektronen gibt und diese eine negative Ladung haben, konnte man sich vorstellen, dass der Glühfaden Elektronen aussendet.
Solange aber das Blech nicht mit dem Glühfaden verbunden war, war es wie beim Warenhaus, wenn der Eingang offen ist, wenn es aber keinen Ausgang gibt. Irgendwann war alles voller Elektronen und damit entstand eine negative Wolke, um nicht zu sagen ein Elektronengedränge, sodass keine weiteren Elektronen aus dem Glühfaden austreten konnten.
Jetzt hat man das Blech mit dem einen Ende des Glühfadens verbunden. Somit konnten die Elektronen über diesen "Ausgang" den Raum verlassen und machten damit neuen Elektronen Platz. Dass sie dabei wieder am Ort der Aussendung landeten, ist für die Elektronen unerheblich.
Leider war die "reinigende" Wirkung auf den Glaskolben noch nicht gross, denn nur die zufällig auf dem Blech gelandeten Elektronen (und mit ihnen die winzigen Kohlepartikel, die sie mit beförderten) wurden vom Glas ferngehalten. Und eine Glühlampe mit Metallgehäuse macht nicht viel Licht.
Der nächste Versuch war, die Elektronen an das Blech zu ziehen. Dies funktionierte in dem Moment, als man das Blech einer (gegenüber dem Glühfaden) positiven Spannung aussetzte. Diese positive Spannung zog nun (wie der Wühltisch) die Elektronen an. Und da man auch mal den Strom mass, der da floss, sah man, dass man je nach Spannung einen grösseren oder kleineren Strom bekam.
Jetzt war die Elektronenröhre geboren. Und folglich begann man, damit zu experimentieren. So baute man in dem "Warenhaus" nach dem Eingang (Katode) und dem Ausgang (Anode) ein Gitter mit veränderlichem Durchlass ein. Damit konnte man den Elektronenstrom zwischen Anode und Katode nicht nur durch die Höhe der Anodenspannung steuern, sondern auch durch die negative Spannung am Gitter.
Das muss man sich ungefähr so vorstellen: Die Gitterstäbe sind in einem Abstand, dass der grösste Teil der Elektronen sie passieren kann. Vereinzelte treffen auf die Gitterstäbe, aber für die meisten ist es kein Hindernis. Wenn man nun das Gitter negativ macht (gleichnamige Ladungen stossen sich ab und die Elektronen sind negativ), so wirkt es, wie wenn man die Gitterstäbe dicker machen würde. Der Durchfluss wird deutlich gebremst. Im Extremfall macht das Gitter "dicht", auch wenn eine positive Anodenspannung die Elektronen anzieht.
Dafür bildet sich an der Katode ein "Rückstau", also eine Elektronenwolke.
Mit dieser ersten steuerbaren Röhre wurden in der Telefonie (oder jedenfalls gab es so eine Idee) Relais verlustlos geschaltet. Es waren also eine Art "Relaisröhren". An einen Verstärkerbetrieb hat damals noch niemand gedacht.
An dieser Stelle gleich mal die ersten beiden Röhrentypen, die wir jetzt "kennen": Geheizte Katode (Glühfaden aus Wolfram = Wolframkatode) und Anodenblech = zwei Elektroden = Diode.
Geheizte Katode, Anode und Gitter = drei Elektroden = Triode.
Wir haben gesehen, dass sich der Strom durch die Triode einmal durch die Gitterspannung regulieren lässt, andererseits aber auch durch die Anodenspannung. Dieser Umstand setzte der "Relaisröhre" Grenzen. Wenn man mit einem normalen Relais durch einen Strom in der Spule einen Kontakt schliesst, so spielt es keine Rolle auf die nun magnetische Spule, wie gross die Spannung über dem geschlossenen Kontakt ist. Sie ist ohnehin null, wenn der Kontakt einwandfrei geschlossen ist. Und die treibende Spule und der geschlossene Kontakt haben elektrisch nichts miteinander zu tun.
Bei der Röhre ist das aber anders. Wenn die Röhre leitet, so tut sie das nur, wenn sie noch eine positive Anodenspannung hat. Das wirkt sich so aus, als ob man das Ding (das Telefonrelais), das mit der Röhre ein- und ausgeschaltet werden soll, über einen Widerstand an die Betriebsspannung anschliesst. Man braucht eine höhere Spannung, weil ja an diesem Widerstand (oder bei uns an der Röhre) ein Teil der Spannung bleibt (bleiben MUSS) und dieser Spannungsabfall ist zusätzlicher Leistungsverlust.
Der nächste Schritt war, eine Elektrode zu finden, welche diese Rückwirkung der Anode deutlich verminderte. Man baute ein zweites, recht weitmaschiges Gitter ein, das die Elektronen passieren mussten. Eine negative Spannung hätte die Elektronen vom Weiterflug abgehalten, darum hat man diese Schirmgitter an eine positive Spannung gelegt. Einerseits gab es nun Elektronen, die von den Gitterstäben, die auf ihrer Flugbahn waren, eingefangen wurden. Die meisten jedoch flogen dazwischen hindurch und worden dabei deutlich beschleunigt. Und solange Elektronen auf einer Elektrode landen, fliesst ein Strom.
Wenn wir also nochmals unser Warenhaus zu Hilfe nehmen, so werden die Kunden nach dem Eingang und nach dem Passieren des Steuergitters per Förderband weiter verfrachtet, egal, ob sie an dieses Ziel wollen oder nicht. Sie sind also per Förderband (Schirmgitter) in Richtung Ausgang (Anode) unterwegs.
Diese Röhre würden wir dank der 4 Elektroden Tetrode nennen.
Je nachdem, wie weit der Ausgang geöffnet war (entsprechend der Höhe der Anodenspannung) kam es aber am Ausgang (Anode) zu Rempeleien und es kam vor, dass mehr Kunden vom Ausgang zurück Richtung Innenraum "flüchteten", als die Zahl derer, die wirklich den Laden verliessen. Um einen Rückstau in dieser Region zu vermeiden, hat man eine Truppe eingesetzt, welche die Randalierer über einen gesonderten Weg zurück zum Eingang spedierten.
Oder auf die Röhre bezogen: Unter bestimmten Spannungsverhältnissen, wenn also die Anodenspannung klein ist gegenüber der Schirmgitterspannung, die Elektronen aber mit einer ordentlichen Kraft auf die Anode treffen, schlagen sie dort "Sekundärelektronen" heraus, welche vom Schirmgitter angezogen werden, weil dieses ja positiver ist als die Anode. Damit sinkt der Strom (in einem bestimmten Bereich) mit steigender Spannung, was einem negativen Widerstand entspricht.
Diese Funktion kann zu unerwünschten Wirkungen führen und ist im Normalfall zu unterbinden. Dafür wurde das dritte Gitter, das Bremsgitter eingesetzt. Dieses verhindert den Rückflug der Elektronen auf das Schirmgitter, weil es auf Null Volt liegt und damit eher abstossend wirkt, bezw. die Anode immer noch positiver ist.
In heutigen Röhren ist das erste Gitter das Steuergitter und von wenigen Ausnahmen abgesehen negativ gegenüber der Katode.
Da aber bei den ersten Röhren die Katodenemission noch sehr schwach war, versuchte man so viele Elektronen wie möglich aus der Katode zu ziehen. Dazu wurde ein zusätzliches, allererstes Gitter eingesetzt, das positiv vorgespannt war. Man nannte es Raumladegitter (oder Raumladungsgitter), weil es im Raum vor dem eigentlichen Steuergitter eine kräftigere Elektronenwolke erzeugte, als dies ohne dieses Gitter möglich gewesen wäre.
Im Bereich der Historie ist noch zu erwähnen, dass die Glühlampe als Röhren-Usrprung bald mit besseren Glühdrähten bestückt wurde, die mehr Lichtausbeute brachten, weil sie höhere Temperaturen ertrugen. Mit der höheren Temperatur stieg auch die Elektronen-Emission. So wurde mit dem Einsatz des Wolfram-Glühdrahtes eine verwertbare Emission erreicht. Die ersten Radioröhren waren noch mit derartigen Heiz-Emissionsdrähten ausgestattet.
Erste Weiterentwicklungen.
Bald genügte die Emissionsleistung der Wolfram-Drähte nicht mehr und man begann, andere Materialien einzusetzen. Ausserdem trennte man die Heizung von der Katode, weil man bei getrennten Elementen die Heizung an ein weitgehend beliebiges Potential legen konnte, während die Katode an Masse oder auch auf über 100V Spannung liegen konnte. Es war damit möglich, Geräte (die ersten Röhrenfernseher) zu entwickeln, die zur Röhrenheizung auf einen Trafo verzichten konnten.
Je nach Einsatzzweck wurden Röhren mit bis zu 7 Gittern entwickelt (EQ80).
Ausserdem wurden Röhren mit kleineren Bauformen gefertigt. Ebenso wurde damit die Anschlusstechnik weiter entwickelt. Und schliesslich wurde auch die Heizspannung den besonderen Bedürfnissen angepasst.
Nachdem eigentlich jeder Hersteller seine Röhren nach einem eigenen Code benannte, wurde in Westeuropa eine Bezeichnungsnorm eingeführt. Diese umfasste mindestens 2 Buchstaben und eine Zahl.
Bei Einführung der ersten Mehrfachröhren seit der Lancierung dieses Codes mussten mehr Buchstaben (bis 4) und mehr Zahlen verwendet werden. Die nachfolgende Tabelle gibt Aufschluss über die Bedeutung der wichtigeren Buchstaben und Zahlen.
Als Beispiel nehmen wir mal die EABC 80.
An erster Stelle steht die Heizung. Dabei bedeutet
A = 4V
C = 0,2A Serieheizung
D = 1,4V
E = 6,3V
G = 3,15V (GY501) oder 5V (GZ34)
H = 0,15A Serieheizung
K = 2V
P = 0,3A Serieheizung
U = 0,1A Serieheizung
V = 0,05A Serieheizung
X = 0,6A Serieheizung.
An zweiter (und folgenden) die Röhrenfunktion
A = Kleinsignal-Diode
B = Kleinsignal-Doppeldiode
C = Kleinsignal-Triode
D = Power-Triode
E = Tetrode oder Sekundär-Emissionsröhre
F = Kleinsignal-Pentode
H = Hexode oder Heptode (4 oder 5 Gitter)
K = Oktode
L = Power-Pentode (oder Beampower-Tetrode)
M = Magisches Auge / Anzeigeröhre
P = (mit Zusatz) Sekundär-Emissionsröhre
Q = Enneode (7 Gitter)
Y Power-Diode
Z = Power-Doppeldiode
Anschliessen die Zahlen. Diese deuten einerseits auf die Anschlussart hin (Sockeltyp), andererseits sind sie Laufnummern, wobei bisweilen die ungeraden Nummern auf Regelröhren hinweisen können.
1-9 einstellig= Stift- oder Topfsockel
10 ... = Schlüsselsockel 8 polig (Stifte sehen aus wie Fingerknochen)
20... = Loctal, entspricht weitgehend dem Oktalsockel, hat aber dünnere Stifte.
Lorenz hat Röhren mit diesem Sockel aber mit der Bezeichnung 71... gebaut (EM71)
30... = Oktalsockel 8 polig
40... = Rimlock 8 polig
50... Topfsockel 8 polig
500... Magnovalsockel 9 polig
60... = Subminiaturröhre, eingelötet
70... = Subminiaturröhre gesockelt, meist 8 polig
80... = Novalsockel 9 polig
90... = Miniatursockel 7 polig
200... = Decalsockel (wie Noval, nur 1 Stift mehr) 10 polig
Die EABC80 ist also eine Röhre mit Novalsockel, mit der Laufnummer NULL, mit 6,3V Heizung und umfasst eine Kleinsignaldiode, eine Kleinsignal-Doppeldiode und eine Kleinsignaltriode.
Nach diesen ersten Ausführungen noch einige mechanische Dinge.
Bei einer Röhre spielen vor allem mechanische Parameter eine wichtige Rolle.
Hier nochmals zurück auf das früher angesprochene Problem der Elektronen, die aus der Anode ausgeschlagen werden und bei tiefer Anodenspannung nicht mehr auf diese zurückfallen, sondern am Schirmgitter landen, das positiver ist als die Anode. Wir haben da gesehen dass das Bremsgitter als "Polizei" die fehlgeleiteten "randalierenden" Elektronen abfängt und zur Katode zurückbefördert.
Nun gibt es bei Power-Pentoden eine Möglichkeit, auf das Bremsgitter zu verzichten. Man kann nach dem Schirmgitter eine Art Tunnel bauen, durch den die Elektronen fliegen müssen, um zur Anode zu gelangen. Dieser Blechtunnel ist wie ein Bremsgitter mit der Katode verbunden. Durch die Bündelung des Elektronenstrahls werden die von der Anode stammenden (randalierenden) Elektronen voll dem Angriff der richtig geleiteten Elektronen ausgesetzt und durch diese quasi in die richtige Richtung geschubst. Und wer nicht will, landet in der Tunnelwand.
Diese Konstruktion nennt man Beampower-Tetrode. Sie hat zwar kein eigentliches Bremsgitter, aber die Funktion unterscheidet sich nicht von der Pentode. Darum ist das nicht mit einem eigenen Buchstaben gekennzeichnet und oftmals kaum in den Datenblättern angeführt.
Auf die Röhrenkurven möchte ich später eingehen, hier nur mal soviel: Die Steilheit der Ia/Ug-Kurve hat viel mit der Verstärkung zu tun. Pauschal kann man sagen, je steiler desto höher ist die Verstärkung. Im Lauf der Entwicklungszeit hat man festgestellt, dass die Steilheit zunimmt, wenn man das Steuergitter (1) so nahe wie möglich an die Katode bringt.
Ursprünglich waren die Gitter Gitter, später hat man Drähte um Stützholmen gewickelt, also ein leiterähnliches Ding gebaut. Das Problem solcher Gitter ist, dass sie stabil sein müssen, damit man sie nahe genug an die Kathode platzieren kann. Ausserdem dürfen die Gitterdrähte nicht schwingen, weil sie damit den Abstand zur Katode ändern, was die Verstärkung beeinflusst. Wäre dies der Fall, würde die Röhre „klingeln (Mikrofonie).
Aus diesem Grund wurden die Spanngitter entwickelt. Hier werden nicht einfach Holme bewickelt, sondern es wird ein stabiler Gitterrahmen gebaut, der mit extrem dünnem Draht starff gewickelt und verschweisst wird. Diese Gitterdrähte können kaum noch schwingen und verändern ihre Form auch nicht unter thermischen Einflüssen.
Nun könnte man annehmen, es gebe heute nur noch Spanngitterröhren. Das ist nicht der Fall. Denn das Spanngitter würde entweder veränderte Röhrendaten zur Folge haben, sodass ein Röhrenersatz nur nach Angleichung der Schaltung möglich wäre, oder bei gleichen Daten würden die Vorteile dieser Technik nichts bringen und nur der höhere Aufwand für die Herstellung würde sich im Preis niederschlagen.
Und hier gleich noch ein paar grundsätzliche Gegebenheiten:
Die heutigen Katoden sind in der Lage, hohe Ströme zu liefern. Nur darf man sie im Betrieb nie so stark belasten, dass alle Elektronen der Elektronenwolke (der "Vorrat" zwischen Katode und Steuergitter) "verbraten" werden. Der maximale Katodenstrom darf also höchstens während 0,1 Sekunden überschritten werden, wenn nachher genügend Zeit ist, die Elektronenwolke wieder aufzubauen.
Das Anodenblech und das Schirmgitter müssen einen Strom übernehmen und sind somit einer Leistung ausgesetzt, die sie als Wärme abstrahlen müssen. Wird diese Leistung überschritten, beginnen die Teile zu glühen, was erstens eine thermische Überlastung der ganzen Röhre zur Folge hat (ich habe schon Röhren gesehen, deren Glaskolben zu schmelzen begann), zweitens kommt es zu unkontrollierten Ausdehnungen der Elektroden und damit möglicherweise zu Kurzschlüssen und drittens können sich die mechanischen Abmesssungen und damit die Röhrendaten dauerhaft verändern.
Das Steuergitter ist aufgrund seiner feinen Konstruktion nicht in der Lage, irgendwelche Ströme (über etwa 10 Mikroampere) zu übernehmen. Schaltungen mit positivem Steuergitter beschädigen die Röhren in sehr kurzer Zeit. Ausnahmen sind spezielle Impulsröhren, die in Sperrschwingern eingesetzt werden. Aber dabei ist die Zeit des Gitterstroms sehr kurz und die Erholungszeit entsprechend lang.
Schauen wir uns mal die einfachen elektrischen Funktionen einer Röhre an.
Bei einer Röhre kann man den Stromfluss verändern. Dazu ändert man die Spannung am (ersten) Steuergitter. Je nachdem, wie stark negativ dieses Gitter gegenüber der Katode ist, werden mehr oder weniger Elektronen daran gehindert, dieses Gitter zu passieren und damit ändert sich der Anodenstrom.
Die Grafik zeigt die Spannung (U) und den Strom (I). Eingezeichnet sind zwei Widerstände, ein hochohmiger und ein niederohmiger.
Beim hochohmigen fliesst trotz hoher Spannung noch kein grosser Strom, beim niederohmigen haben wir einen wesentlich höheren Strom, trotz kleinerer Spannung. Wir könnten uns hier ein Potentiometer oder so einen alten Schiebewiderstand vorstellen. Wenn man diesen verstellt, so verändert man seinen Ohm-Wert.
Und weil man früher mit solchen Schiebewiderständen die Bühnenbeleuchtung des Theaters veränderte oder heute mit einem Potmeter den Dimmer bedient, so kann man sich vorstellen, dass diese Widerstand-Veränderung etwas nützliches bewirkt.
Und genau so kann man mit der Veränderung der Steuerspannung am Gitter den Strom durch die Röhre verändern. Aber jetzt kommt schon die erste Krux an der Sache.
Ich habe jetzt in dieser Grafik einfach mal eine Stromveränderung angenommen. Ich habe also auf der Vertikalen zwei Punkte festgelegt und durch diese bis zur Widerstandsgeraden (oder "schrägen") Linien gezogen. Man sieht, dass diese unterschiedlichen Strompunkte entsprechende Auswirkung auf die Spannung am Widerstand haben.
Jetzt schauen wir uns mal schnell diese Zeichnung an. Wir haben da eine Röhre mit einem Widerstand in der Anodenleitung. Und wir nehmen mal an, dass die Betriebsspannung vor dem Widerstand konstant 250V sei.
Wenn wir jetzt die Gitterspannung gegenüber der Katode verändern, so ändert sich der Strom durch die Röhre. Und wir nehmen mal an, die Änderung wäre so gross wie in der vorherigen Grafik. Und der Widerstand hier im Schaltbild entspreche jenem in der Grafik, also der "schrägen" Geraden.
Wir kennen das Ohmsche Gesetz und wissen, dass an dem Widerstand eine Spannung abfällt, wenn ein Strom fliesst. Und wir wissen auch, dass diese Spannung bei höherem Strom grösser wird.
Wenn aber die Betriebsspannung konstant ist und der Röhrenstrom sich ändert, so andert sich der Spannungsabfall am Widerstand. Und damit sinkt die Anodenspannung, wenn die Röhre so ausgesteuert wird, dass sie mehr Strom ziehen soll.
Weil aber die Röhre auch eine Art Widerstand ist, der grösser und kleiner werden kann (wie in der ersten Grafik), so verringert sich der Röhrenstrom in dem Moment, wo die Spannung über der Röhre kleiner wird. Wir können uns also vorstellen, dass, wie am eingezeichneten Widerstand der 2. Grafik, durch eine Verringerung der Spannung der Strom abnimmt und dies auch bei der Röhre der Fall ist.
Wenn wir also gesagt haben, wir könnten den Röhrenstrom durch die Gitterspannung verändern, so ist das zumindest für die Triode (die hier gezeichnete Röhre) nur die halbe Miete. Tatsächlich kann ich den Röhrenstrom auch verändern, indem ich die Anodenspannung verändere.
Das ist die besagte Krux. Und zwar ist es so, dass ich ja eine sich ändernde Anodenspannung brauche. Das ist nämlich das Tonsignal, das aus dem Ding raus kommen und in den Lautsprecher gelangen soll. Und das perfide daran ist, dass diese Spannungsänderung dem "Wirkmechanismus" genau entgegen läuft. Mache ich mehr Strom, nimmt die Spannung ab, was wieder den Strom reduziert.
Nachdem wir also mal die prinzipiellen Zusammenhänge zwischen Anodenspannung und Anodenstrom "angerissen" haben, machen wir das etwas konkreter.
Es gibt nämlich für diesen Zusammenhang einen Namen. Er nennt sich Durchgriff. Die Anodenspannung greift uns also in die Strombüchse und klaut da etwas. Aber mit diesem Begriff ist es wie mit vielen anderen (Dämpfungsfaktor zu Ri beim Verstärker). Hier wären kleine Werte gut. Aber gut ist doch, was gross ist. Darum hat man diesen Durchgriff umgedreht und ihn in der "Eins durch"-Funktion als Verstärkung Mü (das kleine griechische Zeichen) bezeichnet. Es ist natürlich nicht die tatsächliche Verstärkung der Röhre, sondern eine theoretische Angelegenheit. Aber immerhin...
In unserer Grafik haben wir einen Strom angenommen und eine Spannung. Und wir haben wie gesagt die "schräge" Widerstandsgerade eingetragen. Jetzt machen wir das mit der Funktion, welche die Röhre in Tat und Wahrheit darstellt.
Dies ist die Kurve einer ECC83, also DER Audiotriode schlechthin (es gibt noch bessere, aber was solls...)
Vergleicht man diese Kurven mit jenen eines hoch- oder niederohmigen Widerstandes, so sieht man, dass jene gerade verlaufen und nur in ihrer Steilheit unterschiedlich sind, während diese (mit Ausnahme der Kurve Vg=0V) relativ krumm sind. Und man sieht, dass bei einer Betriebsspannung von 250V (die wir ja bei unserer Zeichnung mal als Grundlage genommen haben) bei einer Gitterspannung von MINUS 3,5V KEIN Strom mehr fliesst. Bei 350V aber wäre ein Strom vorhanden. Und vor allem sehen wir, dass diese Rückwirkung krumm ist.
Nehmen wir statt des Durchgriffs die Bezeichnung Verstärkung, so bedeutet das, dass die Verstärkung der Röhre in Abhängigkeit der Spannung variiert. Ist die Spannung hoch, ist die Verstärkung relativ konstant (gerade), ist sie klein, wird die Kurve krumm.
Hier einfach zur Erinnerung: Gerade ist die Kurve eines Widerstandes, denn er erzeugt keine Verzerrungen. Ist eine Kurve aber irgendwie gekrümmt, ergibt das Verzerrungen.
Aus diesem können wir ableiten, dass der Durchgriff oder die Verstärkung Mü bei kleinen Strömen unlinear verläuft und zu Verzerrungen führt.
Wenn wir die Kurvenschar betrachten und jene für eine Gittervorspannung von -1V herauspicken, so sehen wir, dass der Durchgriff zwischen 250 und 150V den Klirr kaum verschlechtert, da diese im genannten Bereich beinahe linear ist. Das wäre also ein Bereich, in welchem man diese Röhre betreiben könnte.
Nur würde das bedeuten dass wir den Strom NUR durch die Anodenspannung steuern würden, was wir natürlich nicht tun.
Hier noch die Kurvenschar für eine Röhre mit sehr unterschiedlichem Kurvenverlauf.
Hier ist offensichtlich, dass die Steilheit der einzelnen Kurven variiert. Und wenn wir uns an die erste Grafik dieses Abschnitts erinnern, so bedeutet die unterschiedliche Steilheit dieser Kurven unterschiedliche Widerstände, den diese Röhre darstellt. Ihr Widerstand ist also wesentlich unkonstanter als jener der ECC83, bei welcherja die Kennlinien zwischen 0V Gitterspannung und 2,5V Gitterspannung fast parallel verlaufen.
Wir werden später sehen, welche Auswirkungen diese Krümmung hat.
Ganz am Anfang haben wir eine Röhre mit dem Glühfaden und dem Blech gebaut, das die Elektronen eingefangen hat, also die Diode. Ein Strom kam zustande, wenn die Anode NICHT negativ geladen war, weil sie dann die Elektronen abgestossen hätte.
Wir haben gesehen, dass selbst bei Null Volt an der Anode ein Strom fliesst (ein kleiner), weil zufällig Elektronen dort gelandet sind.
Erinnern wir uns an die Grafik mit dem hochohmigen und niederohmigen Widerstand. Extrem hochohmig ist Unterbruch, extrem niederohmig ist Kurzschluss,
Machen wir die Anode der Diode negativ, so fliesst kein Strom, es herrscht Unterbruch (die Diode sperrt). Machen wir sie positiv, so leitet sie im Extremfall fast wie ein Kurzschluss.
Daher können wir eine solche Diode als Gleichrichter (oder Schalter in Abhängigkeit der Polarität) einsetzen. Es seien hier die PY88 (Schalterdiode im SW-Fernseher) oder die EZ81 (Doppeldiode als Netzgleichrichter in Radios und Verstärkern) wie auch die GZ34 genannt.
Jetzt machen wir wieder einen Sprung zurück zur ersten richtigen Kennlinienschar des letzten Kapitels. Hier hatten wir bei einer Gittervorspannung von -1V beinahe ideale Voraussetzungen, was die Linearität betrifft. Wir hätten da praktisch keine Verzerrungen zu erwarten, wenn die Anodenspannung zwischen 150V und 250V bleibt. Wir könnten also eine Anodenspannungs-Differenz von 100V (das ist dann die Spitzen-Spitzenspannung, die wir verarbeiten können, entsprechend dem 2,83fachen der Effektivspannung bei einem Sinus) klirrfrei (durch den Durchgriff) erzielen. Nehmen wir eine Verstärkung von 100 (das ist der theoretische Wert, den die Röhre erreicht, also das Mü), bräuchten wir am Gitter eine SS-Spannung von 1V. Wir würden uns also irgendwo zwischen -0,5V und -1,5V bewegen.
Und jetzt erinnern wir uns an die Diode: Diese zieht Strom, wenn die entsprechende Elektrode in die Nähe von null Volt kommt! Und -1V ist schon sehr dicht dran, da fliessen einige Mikroampère. Und bei -0,5V leitet die Elekotrode schon deutlich. Dass es sich bei uns nicht um die Anode, sondern das Gitter handelt, tut nur soviel zur Sache, dass der Eingangswiderstand dieser Röhre signal- und polaritätsabhängig ändert und somit die positiven Halbwellen einer Quelle stärker belastet werden als die negativen.
Die Schlussfolgerung ist, dass man die Gittervorspannung nicht beliebig festlegen kann, weil dies Rückwirkungen auf die vorherige Stufe hat.
An dieser Stelle eine Wiederholung: Ich habe gesagt, dass ein Steuergitter keinesfalls einer positiven Spannung ausgesetzt werden darf, da dies letztlich zur Zerstörung der Röhre führt, da das Gitter nicht für derartige Belastungen gebaut ist.
ES IST DAHER DRINGEND VOR SCHALTUNGEN ZU WARNEN (KOPFHÖRERVERSTÄRKER MIT 40V BETRIEBSSPANNUNG), WELCHE DAS GITTER AN EINE POSITIVE SPANNUNG LEGEN UND ES EINEM STROM VON ÜBER 1,5mA AUSSETZEN. ES IST ABER NICHT NUR DIE ZERSTÖRUNG DER RÖHRE, SONDERN AUCH DER EXORBITANTE KLIRR, DER DURCH DIE GLEICHRICHTERWIRKUNG DES GITTERS ENTSTEHT. WER SICH SOLCHE SCHALTUNGEN AUSDENKT UND SIE VERÖFFENTLICHT, HANDELT IM RÖHRENTECHNISCHEN SINNE GROBFAHRLÄSSIG!!!
Wir haben jetzt gesehen, dass wir in der Festlegung der Daten (bei der Triode) mit dem linearen Verhalten des Durchgriffs wie auch der Gleichrichterwirkung des Steuergitters eingeengt werden.
Wenn wir uns also das Datenblatt einer Röhre ansehen
( http://frank.pocnet.net/sheets/010/e/ECC83.pdf )
sind immer Vorschläge unterbreitet, wie wir sie am besten betreiben. Diese Vorschläge sind wohl durchdacht und nicht von einer Kartenlegerin vorhergesagt worden.
Aber zurück zu den Kennlinien. Unsere ECC83 hat noch mehr zu bieten. Und zwar die Ia/Ug-Kennlinie. Diese zeigt, was passiert, wenn wir die Gitterspannung ändern.
Hier haben wir 2 Kurven, eine für 250V Ua und eine für 100V Ua. Was tatsächlich raus kommt, wird irgendwo dazwischen schwanken, weil ja, wie in den ersten Kurven gesehen, die Anodenspannung der Tonmodulation folgt, also unkonstant ist
Nehmen wir mal den theoretischen Fall von 250V. Hier sieht man, dass diese Kurve irgendwo zwischen 0V und -1,8V gerade ist, bei noch höherer negativer Spannung wird die Kurve wieder krumm, also Klirr.
Eigentlich haben wir jetzt mal die wichtigsten beiden Kurven der Röhre schon angeschaut. Jetzt geht es noch um die Erklärung weiterer Begriffe, die mit der Röhre "verheiratet" sind.
Betrachten wir die Ia/Ug-Kennlinie, Variante 250V. Wir können eine vertikale Linie ziehen bei einer Ug von -0,5V. Und eine weitere Linie ziehen wir bei -1,5V. Die Kreuzungspunkte mit der Kurve ergeben den jeweiligen Anodenstrom. Das sind bei 0,5V 4,4mA, bei 1,5V 2,1mA. Wie früher mal erwähnt, hat die Steilheit dieser Kurve etwas mit der Verstärkung zu tun. Je steiler, desto grösser ist die Verstärkung.
Wenn wir auf dieser Kurve eine Differenz der Gitterspannung von 1V vornehmen (im linearen Bereich, also da, wo ich es erwähnt habe), so entsteht eine Stromänderung von 2,3mA. Die Steilheit der Röhre ist also 2,3mA / V. Dies gilt natürlich nur für die angegebenen Parameter, also Ua 250V und Ug –1V!
Und nochmals zurück zur Ia/Ua-Kennlinie (im vorherigen Kapitel). Nehmen wir hier die Kurve mit -1,5V Gittervorspannung.
Nehmen wir die Anodenspannung von 200V. Hier gibt es einen Kreuzungspunkt der Kurve mit der Vertikalen der Spannung und daraus lässt sich ein Strom von 1,2mA ablesen. Bei 250V Anodenspannung ist der Strom 2,1mA.
Wir haben also eine Spannung(sdifferenz) von 50V und eine Strom(differenz) von 0,9mA. Dies hätten wir auch, wenn wir einen Widerstand von 55,5k bei dieser Betriebsart einsetzen würden.
Wenn wir die konkreten Zahlen im Datenblatt ansehen, so sind sie etwas anders, denn dieser Widerstand würde resultieren, wenn wir eine deutlich höhere Betriebsspannung als die zugrundegelegten 250V hätten. Schliesslich bewegt sich die Anodenspannung in unserer Rechnung ja zwischen 200 und 250V. Und das ist mit dem nötigen Spannungsabfall am Anodenwiderstand nicht zu machen. Im Datenblatt wird dieser Widerstand, der sogenannte innere Widerstand Ri mit rund 62,5k bis 80k beziffert.
Nehmen wir nun mal die Werte aus der Datentabelle: Da ist der Ri wie gesagt 62,5k
Und die Steilheit (der Ia/Ug-Kennlinie) liegt bei 1,6mA/V (im Schnitt und bei den üblichen Betriebsbedingungen).
Mü, also der Verstärkungsfaktor, ist 100. Folglich ist der Durchgriff D (wie erwähnt 1: Verstärkungsfaktor) 0,01.
Einfach mal spasseshalber: Was gibt 62,5 mal 1,6 mal 0,01?
1
Und das hat mal ein Herr Barkhausen herausgefunden.
Das bedeutet, dass man eigentlich aus diesen Daten berechnen und abschätzen kann, was die Röhre leistet.
Man kann sich noch etwas weiter in dieses Datenblatt vertiefen. Da stellt man fest, dass die effektive Verstärkung immer kleiner als 100 (Verstärkungsfaktor Mü) ist. Es gibt da Schaltungsbeispiele für verschiedene Anodenwiderstände und unterschiedliche Betriebsspannungen.
Im Folgenden gehe ich nicht weiter auf die Herleitung ein. Es geht um die Berechnung der tatsächlichen Verstärkung. Diese erfolgt nach
Mü * Ra : (Ri + Ra), also beispielsweise 100 mal 220k : (62,5k + 220k) = 77,8
Ich habe hier einfach mal einen Anodenwiderstand von 220k angenommen, weil dieser schaltungs-typisch ist. Tatsächlich wird bei einer Triode erfahrungsgemäss mit einem Anodenwiderstand von 2 bis 3x Ri gerechnet.
Wenn man Schaltungen berechnen will, sind die angegebenen Daten natürlich für optimale Betriebsbedingungen zu beachten.
Noch wichtiger ist es diese zu berücksichtigen, wenn man Röhren tauschen will. Es ist eigentlich undenkbar, Röhren mit abweichenden Daten einzusetzen, ohne die Schaltung entsprechend anzupassen. Man kann dabei die Röhren beschädigen und wenn man beispielsweise die vorliegenden Daten mit jenen einer ECC82 oder ECC88 vergleicht, sieht man, dass beide nicht optimal mit diesen Bauteilwerten der ECC83 betrieben werden können. Man wird eine andere Verstärkung erhalten, was im besten Fall mehr Klirr ergibt, im schlechtesten Fall aber deutliche Frequenzgangfehler (Entzerrerverstärker) bis hin zu Röhren- und Bauteilbeschädigungen.[/php]
Die Pentode
Am Anfang habe ich erklärt, dass durch das Einfügen eines weiteren Gitters (Schirmgitter, g2) der Einfluss der Anodenspannung auf den Anodenstrom verringert werden konnte. Dazu nochmals die Grafik mit den Widerständen
Was wäre, wenn man einen Widerstand so bauen könnte, dass er eigentlich sehr hochohmig ist, also seine Gerade sehr flach verläuft, dass aber trotzdem ein höherer Strom möglich wäre? Das könnte dann etwa wie folgt aussehen:
Weil ja der Strom Null sein muss, wenn keine Spannung da ist, startet diese Kurve auch bei Null und steigt dann erst mal steil an. Dies wäre bei einem extrem kleinen Widerstand der Fall. Und damit kommen wir auch auf ein entsprechend hohes Stromniveau. Ab diesem Punkt wird die Kurve flach, was bedeutet, dass ab hier ein sehr grosser Widerstand die Wirkung übernimmt.
Mit normalen Bauteilen ist so etwas kaum zu machen, aber mit einer Röhre. Bei der Schirmgitterröhre (Pentode, Tetrode) braucht es eine minimale Spannung, bis der Anodenstrom erreicht wird, ab diesem Punkt hat die Spannung keinen entscheidenden Einfluss mehr, weil ja das Schirmgitter die Elektronen in Richtung Anode befördert.
Im Nachfolgenden arbeiten wir mit der EL84, also einer Leistungspentode.
( http://frank.pocnet.net/sheets/010/e/EL84.pdf )
(Ausser der geringeren Anoden- und Schirmgitterleistung gilt das Gesagte auch für Kleinsignalröhren, wie etwa die EF86)
Hier die Ia/Ug-Kennlinie der EL84
Gegenüber einer Kleinsignalröhre sind hier die Ströme und Gitterspannungen einfach rund 10 mal höher, der Rest bleibt sich wie erwähnt gleich. Man sieht, dass bei diesen Kurven ein Stromunterschied besteht in Abhängigkeit der Schirmgitterspannung (Kurven 1 und 2). Eine Abhängigkeit von der Anodenspannung ist kaum gegeben. Darum wird auf die Aufzeichnung verschiedener Kurven in Abhängigkeit von der Anodenspannung verzichtet.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Kurven durchaus mit jenen der Triode vergleichbar sind. Sie sind im Bereich gegen Strom Null gekrümmt, ab etwa 20mA sind sie hingegen praktisch gerade. Das bedeutet, dass die Röhren bei kleinen Strömen verzerren, bei höheren Strömen jedoch fast klirrfrei arbeiten, also den Trioden entsprechend.
Die nächste Kurve ist die Ia/Ua-Kennlinie
Hier ist deutlich zu erkennen, dass die Kennlinienschar am Anfang relativ steil ansteigt und später recht flach verläuft. Dementsprechend wird der Ri der Röhre auch mit 38 bis 40k angegeben. Die Steilheit beträgt 10 bis 11,3mA/V.
Wenn wir nun den Herrn Barkhausen bemühen, so errechnen wir aus seiner Formel (S*D*Ri=1) ein D von (1: [S*Ri]) 0,00233 oder eine Verstärkung Mü von 429.
Das bedeutet (das, was wir auch sehen), dass die Anodenspannung wenig Einfluss auf den Anodenstrom hat. Nur müssen wir beachten, dass dies wie erwähnt nur für den flachenTeil der Kurve gilt.
Dies aber bedeutet, dass die Rückwirkung spannungsabhängig ist und somit ein erheblicher Klirr entstehen kann. Dies lässt sich vermeiden, indem man entweder eine Minimalspannung nicht unterschreitet oder das Schirmgitter in den "Rücksteuerungsprozess" mit einbindet, also teilweise an die Anodenspannung koppelt. Dann wird zwar die Rückwirkung deutlich stärker (es sinkt das Mü), aber die Kurven werden ausgeglichener.