richi44
20.07.2009, 14:49
Tuning kennt man bei Autos und fragt sich, was das soll?! Da werden Streifen aufgeklebt und Spoiler montiert (vor allem bei Fronttrieblern) und alles absolut sinnlos.
Nun gibt es im Hifi genau so Tuning, das meist mindestens so zwecklos ist. Nur kostet es oft richtig Geld (im Verhältnis zum Gerätepreis) und ist genau so sinnlos wie eine Karton-Lufthutze auf der Motorhaube.
Was wird getunt:
Im Netzteil werden grössere Elkos verbaut. Ein grösserer Elko (mehr Kapazität) kann die Ladung länger halten. Dies ist bei Endstufen interessant, wo hohe Ströme fliessen können.
Nur ist da zuerst mal die Speisespannung massgebend. Wenn diese im Leerlauf z.B. 24V beträgt, so kann an einem 4 Ohm Widerstand nicht mehr als 6A Strom fliessen. Wenn man also den Elko vergrössert, um mehr Strom fliessen lassen zu können, so ist dies bereits nach dem ohmschen Gesetz nutzlos.
Und an unserem Wechselstromnetz wird der Elko alle 0,01 Sekunden nachgeladen. Also wird die Spannung nicht höher und nicht stabiler, wenn wir den Elko vergrössern.
Was sich ändert, das ist der Betrag, um den die Spannung jeweils zwischen den Ladezyklen einbricht. Dies sind aber "akademische" Differenzen. So kann die Leistung einer Endstufe bei Verdoppelung der Kapazität um 10% zunehmen, was einem Pegelanstieg von rund 0,7dB entspricht. Diese Differenz ist unhörbar. Dafür aber wird die Ladezeit verkleinert. Nachladen kann dann geschehen, wenn die Trafospannung höher ist als die Elkospannung. Sinkt diese weniger ab, so erreicht der Sinus der Trafospannung später den Punkt, an welchem er höher ist als die Elkospannung. Also erfolgt das Nachladen später. Da in der Nachladephase die Leistung zugeführt werden muss, welche in der Entladezeit abgeflossen ist, muss diese gleiche Leistung in kürzerer Zeit zugeführt werden. Dies hat einen höheren Ladestrom zur Folge, welcher für Elko, Dioden und Trafo kritisch werden kann. Wenn man also den Elko vergrössert, muss man richtigerweise den Trafo und die Dioden mit auswechseln. Und dies für einen unhörbaren Gewinn.
Dann gibt es Leute, die Elkos ersetzen und mangels Platz diese mit langen Kabeln irgendwo im Gehäuse festkleben. Sie beachten aber nicht, dass diese Kabel durch die Art der Verlegung zumindest für die Ladeimpulse einen recht beträchtlichen induktiven Widerstand darstellen, der alle Bemühungen zunichte macht.
Es werden ausgesuchte Koppelkondensatoren eingesetzt.
Sicher ist, dass es Kondensatoren gibt, welche Verzerrungen verursachen können. Dies dann, wenn sie unsachgemäss eingesetzt sind.
So gibt es Vielschicht-Keramikkondensatoren, welche eine relativ geringe zulässige Betriebsspannung aufweisen. Wird ein solcher Kondensator als Gleichspannungs-Abtrennung eingesetzt und seine zulässige Spannung ist überschritten, so kann er "undicht" reagieren. Und wird er gegen Masse eingesetzt, so kann diese Undichtigkeit spannungsabhängig das Tonsignal belasten, also wie eine Diode wirken. Das Selbe gilt für Tantalelkos, die ohne Vorspannung betrieben werden. Letztere müssen so betrieben werden, dass an ihnen nie eine falsche Polung auftritt.
Normale Elkos reagieren hier weit weniger kritisch. Erst bei deutlicher Falschpolung (5V falsch rum bei einem 25V Typ) ist mit Fehlern, Verzerrungen und Defekten zu rechnen.
Und dazu noch etwas: Bei Filtern sind Kondensatoren so eingesetzt, dass sie rund 70% der Signalspannung abbekommen und dass dabei ein nennenswerter Strom fliesst (der Kapazität entsprechend). Geht es aber um reine Koppelfunktion, so ist normalerweise oberhalb von 20Hz mit höchstens 5% der Nenn-Signalspannung zu rechnen. Wäre es mehr, würde ein Bassabfall resultieren, was absolut unerwünscht ist. Bei besagten 5% der Signalspannung ist aber bei Folienkondensatoren oder Styroflex oder HF-Keramik oder sonstigen geeigneten Bauteilen mit einem Klirr (bezogen auf die Kondensatorspannung) von unter 0,1% (-60dB) zu rechnen. Und weil dieser Klirr nur im Bereich von 5% der Signalspannung wirksam werden könnte, vergrössert sich der Klirrabstand nochmals um 26dB, was also im schlechtesten Fall einen Einfluss von -86dB ergäbe. a) ist dieser Wert generell unhörbar und b) wäre er nur bei 20Hz so gross und würde mit jeder höheren Oktave um 6dB abnehmen. Das ergäbe bei 640Hz einen Klirrabstand von 116dB. Um da einen Klirr zu hören, müssten schon die Scheiben aus den Rahmen springen. Und dann klirrt das Glas und nicht der Kondensator.
Weiter wird mit rauscharmen Widerständen getunt. Nun rauscht jeder Widerstand. Das liegt in seiner Natur und ist physikalisch belegt. Es gibt allerdings noch ein Rauschen, das durch mangelhafte Fertigung und ungeeignete Materialien entsteht. Solche Widerstände werden aber seit den 60er Jahren nicht mehr gebaut. Und Verzerrungen entstehen dadurch nicht, nur Rauschen.
Und letztlich werden IC getauscht. Da steht, dass Typ XY einen Klirr von 0,000005% aufweist, der verbaute aber nur einen solchen von 0,0005%.
Auch hier muss man zuerst mal nachrechnen, was das bedeutet. Im ersten Fall ist der Klirr 106dB tiefer als das Nutzsignal, im zweiten Fall sind es 66dB. Die Hörgrenze liegt aber zumindest für harmonische Klänge bei maximal etwa 60dB. Das bedeutet, dass Differenzen selbst für geübte Ohren und unter besten Bedingungen nicht auszumachen sind. Wären es andere Störgeräusche, so könnte allenfalls eine Differenz vermutet werden, nicht aber bei Harmonischen.
Was aber bei so einem IC-Tausch selten beachtet wird, ob die Dinger auch wirklich kompatibel sind. Natürlich passen die Beinchen. Aber es gibt IC, die bei einer Verstärkung von 26dB bis 80dB optimal betrieben werden können, andere lassen aber nur einen Bereich von 0dB bis 50dB wirklich zu. Das verlangt doch danach, dass der Tuner erst mal das Schaltbild lesen und interpretieren kann und daraus ersieht, was da gefordert ist und was da wirklich abgeht.
Man könnte jetzt noch das Ersetzen von Gerätenetzkabeln und anderen vergleichbaren Massnahmen anführen. Oft ist es eigentlich bereits für den Lajen ersichtlich, dass da Schindluderei getrieben wird. Wenn also ein "Meistertuner" solche Massnahmen anbietet ist er entweder unwissend oder versucht es mit Geldschneiderei. Unseriös ist es auf jeden Fall. Und es ist doch ganz klar, dass ein Hersteller die Gerätedaten so legt, dass eine Verbesserung nicht wirklich und mit einfachen Mitteln möglich ist. Ist aber eine "Verbesserung" unhörbar, dann macht sie für den Konsumenten keinen Sinn. Und die Entwickler haben sich etwas gedacht, meist mehr, als die Meistertuner zu denken im Stande sind.
Nun gibt es im Hifi genau so Tuning, das meist mindestens so zwecklos ist. Nur kostet es oft richtig Geld (im Verhältnis zum Gerätepreis) und ist genau so sinnlos wie eine Karton-Lufthutze auf der Motorhaube.
Was wird getunt:
Im Netzteil werden grössere Elkos verbaut. Ein grösserer Elko (mehr Kapazität) kann die Ladung länger halten. Dies ist bei Endstufen interessant, wo hohe Ströme fliessen können.
Nur ist da zuerst mal die Speisespannung massgebend. Wenn diese im Leerlauf z.B. 24V beträgt, so kann an einem 4 Ohm Widerstand nicht mehr als 6A Strom fliessen. Wenn man also den Elko vergrössert, um mehr Strom fliessen lassen zu können, so ist dies bereits nach dem ohmschen Gesetz nutzlos.
Und an unserem Wechselstromnetz wird der Elko alle 0,01 Sekunden nachgeladen. Also wird die Spannung nicht höher und nicht stabiler, wenn wir den Elko vergrössern.
Was sich ändert, das ist der Betrag, um den die Spannung jeweils zwischen den Ladezyklen einbricht. Dies sind aber "akademische" Differenzen. So kann die Leistung einer Endstufe bei Verdoppelung der Kapazität um 10% zunehmen, was einem Pegelanstieg von rund 0,7dB entspricht. Diese Differenz ist unhörbar. Dafür aber wird die Ladezeit verkleinert. Nachladen kann dann geschehen, wenn die Trafospannung höher ist als die Elkospannung. Sinkt diese weniger ab, so erreicht der Sinus der Trafospannung später den Punkt, an welchem er höher ist als die Elkospannung. Also erfolgt das Nachladen später. Da in der Nachladephase die Leistung zugeführt werden muss, welche in der Entladezeit abgeflossen ist, muss diese gleiche Leistung in kürzerer Zeit zugeführt werden. Dies hat einen höheren Ladestrom zur Folge, welcher für Elko, Dioden und Trafo kritisch werden kann. Wenn man also den Elko vergrössert, muss man richtigerweise den Trafo und die Dioden mit auswechseln. Und dies für einen unhörbaren Gewinn.
Dann gibt es Leute, die Elkos ersetzen und mangels Platz diese mit langen Kabeln irgendwo im Gehäuse festkleben. Sie beachten aber nicht, dass diese Kabel durch die Art der Verlegung zumindest für die Ladeimpulse einen recht beträchtlichen induktiven Widerstand darstellen, der alle Bemühungen zunichte macht.
Es werden ausgesuchte Koppelkondensatoren eingesetzt.
Sicher ist, dass es Kondensatoren gibt, welche Verzerrungen verursachen können. Dies dann, wenn sie unsachgemäss eingesetzt sind.
So gibt es Vielschicht-Keramikkondensatoren, welche eine relativ geringe zulässige Betriebsspannung aufweisen. Wird ein solcher Kondensator als Gleichspannungs-Abtrennung eingesetzt und seine zulässige Spannung ist überschritten, so kann er "undicht" reagieren. Und wird er gegen Masse eingesetzt, so kann diese Undichtigkeit spannungsabhängig das Tonsignal belasten, also wie eine Diode wirken. Das Selbe gilt für Tantalelkos, die ohne Vorspannung betrieben werden. Letztere müssen so betrieben werden, dass an ihnen nie eine falsche Polung auftritt.
Normale Elkos reagieren hier weit weniger kritisch. Erst bei deutlicher Falschpolung (5V falsch rum bei einem 25V Typ) ist mit Fehlern, Verzerrungen und Defekten zu rechnen.
Und dazu noch etwas: Bei Filtern sind Kondensatoren so eingesetzt, dass sie rund 70% der Signalspannung abbekommen und dass dabei ein nennenswerter Strom fliesst (der Kapazität entsprechend). Geht es aber um reine Koppelfunktion, so ist normalerweise oberhalb von 20Hz mit höchstens 5% der Nenn-Signalspannung zu rechnen. Wäre es mehr, würde ein Bassabfall resultieren, was absolut unerwünscht ist. Bei besagten 5% der Signalspannung ist aber bei Folienkondensatoren oder Styroflex oder HF-Keramik oder sonstigen geeigneten Bauteilen mit einem Klirr (bezogen auf die Kondensatorspannung) von unter 0,1% (-60dB) zu rechnen. Und weil dieser Klirr nur im Bereich von 5% der Signalspannung wirksam werden könnte, vergrössert sich der Klirrabstand nochmals um 26dB, was also im schlechtesten Fall einen Einfluss von -86dB ergäbe. a) ist dieser Wert generell unhörbar und b) wäre er nur bei 20Hz so gross und würde mit jeder höheren Oktave um 6dB abnehmen. Das ergäbe bei 640Hz einen Klirrabstand von 116dB. Um da einen Klirr zu hören, müssten schon die Scheiben aus den Rahmen springen. Und dann klirrt das Glas und nicht der Kondensator.
Weiter wird mit rauscharmen Widerständen getunt. Nun rauscht jeder Widerstand. Das liegt in seiner Natur und ist physikalisch belegt. Es gibt allerdings noch ein Rauschen, das durch mangelhafte Fertigung und ungeeignete Materialien entsteht. Solche Widerstände werden aber seit den 60er Jahren nicht mehr gebaut. Und Verzerrungen entstehen dadurch nicht, nur Rauschen.
Und letztlich werden IC getauscht. Da steht, dass Typ XY einen Klirr von 0,000005% aufweist, der verbaute aber nur einen solchen von 0,0005%.
Auch hier muss man zuerst mal nachrechnen, was das bedeutet. Im ersten Fall ist der Klirr 106dB tiefer als das Nutzsignal, im zweiten Fall sind es 66dB. Die Hörgrenze liegt aber zumindest für harmonische Klänge bei maximal etwa 60dB. Das bedeutet, dass Differenzen selbst für geübte Ohren und unter besten Bedingungen nicht auszumachen sind. Wären es andere Störgeräusche, so könnte allenfalls eine Differenz vermutet werden, nicht aber bei Harmonischen.
Was aber bei so einem IC-Tausch selten beachtet wird, ob die Dinger auch wirklich kompatibel sind. Natürlich passen die Beinchen. Aber es gibt IC, die bei einer Verstärkung von 26dB bis 80dB optimal betrieben werden können, andere lassen aber nur einen Bereich von 0dB bis 50dB wirklich zu. Das verlangt doch danach, dass der Tuner erst mal das Schaltbild lesen und interpretieren kann und daraus ersieht, was da gefordert ist und was da wirklich abgeht.
Man könnte jetzt noch das Ersetzen von Gerätenetzkabeln und anderen vergleichbaren Massnahmen anführen. Oft ist es eigentlich bereits für den Lajen ersichtlich, dass da Schindluderei getrieben wird. Wenn also ein "Meistertuner" solche Massnahmen anbietet ist er entweder unwissend oder versucht es mit Geldschneiderei. Unseriös ist es auf jeden Fall. Und es ist doch ganz klar, dass ein Hersteller die Gerätedaten so legt, dass eine Verbesserung nicht wirklich und mit einfachen Mitteln möglich ist. Ist aber eine "Verbesserung" unhörbar, dann macht sie für den Konsumenten keinen Sinn. Und die Entwickler haben sich etwas gedacht, meist mehr, als die Meistertuner zu denken im Stande sind.