richi44
06.07.2009, 14:14
Bisher habe ich meine Gedanken zu Lautsprechergehäusen und zu Weichen kundgetan. Nun gibt es aber ganz allgemeine Überlegungen, die man beim Bau von Lautsprecherboxen anwenden sollte. Und es gibt auch einige Ungereimtheiten, die es zu klären gilt.
Die erste Frage ist, welche Art von Lautsprecher man sich vorstellt. Soll es eine Partybox werden oder eine feine Konstruktion für Klassik?
Wie gross darf das Gehäuse werden?
Und was ist wichtig beim Abhören? Soll eine möglichst optimale Abhöre im ganzen Raum gegeben sein oder ist ein kleiner, dafür optimal klingender Sweet-Spot massgebend?
Ist eine passive Variante vorgesehen oder ist für jeden Zweig ein eigener Endverstärker denkbar?
Alle diese Fragen gilt es im Vorfeld zu klären.
Betrachten wir nochmals die Gehäuse, so ist die einfachste Konstruktion die offene Schallwand. Sie soll den akustischen Kurzschluss verhindern, also den Einfluss des rückwärtigen Schalls auf den frontseitigen. Dies gelingt dann, wenn der Umweg von hinten nach vorn länger ist als die halbe Schallwellenlänge. Dies ergäbe eine Unterstützung des vorderen Schalls.
Nehmen wir an, wir würden eine kreisrunde Schallwand verwenden und den Lautsprecher genau ins Zentrum platzieren, so ergäbe sich eine untere Grenzfrequenz, nämlich etwas tiefer als die halbe Wellenlänge, wie soeben erklärt. Mit steigender Frequenz, also etwa bei einer Wellenlänge = Schallwanddurchmesser ergäbe sich wieder eine Auslöschung, das Selbe bei 2 und 3 und 4.... Wellenlängen. Es kommt also zu einer Welligkeit in der Wiedergabe. Bei höheren Frequenzen strahlt der Lautsprecher erstens gebündelt ab (wenn die Membran grösser als etwa die halbe Wellenlänge ist) und zweitens verhindern Korb und Magnet eine rückwärtige Höhenabstrahlung.
Eine solche Welligkeit treffen wir ebenfalls bei der Transmission-Line an, wie auch beim Horn. Bei der TML haben wir einesteils die Helmholz-Resonanz bei einer Kanallänge von ¼ der Wellenlänge. Weiter bildet der Kanal auch eine Umwegleitung, sodass bei halber Wellenlänge eine Unterstützung auftritt, bei einer Kanallänge gleich der Wellenlänge aber kommt es zu einer Auslöschung. Und auch dies wiederholt sich...
Beim Horn sollte es zumindest theoretisch nur zu zwei Resonanzen kommen, nämlich einmal beim Horn-Anfang, bezw. dessen Durchmesser, und zweitens beim Horn-Ende, also der grossen Trichteröffnung. Tatsächlich gibt es da aber eine Vielzahl von Resonanzen und diese Zahl nimmt noch zu, wenn man das Horn aus Platzgründen nicht gestreckt oder leicht und kontinuierlich gebogen baut, sondern mehrfach und jeweils um 180 Grad geknickt konstruiert. Jeder Teilabschnitt hat da seine eigene Resonanz.
Für den Selbstbau ist es vorteilhafter, gerade bei TML und Hörnern auf Bauvorschläge zurückzugreifen, wenn man nicht eine Unzahl an Konstruktionen als „Lehrgeld“ bezahlen will.
An dieser Stelle noch Hinweise zum Horn: Man liest oft von Basshörnern. Dies ist bei entsprechender Grösse möglich (siehe Beitrag zu den Gehäusekonstruktionen), aber wenn man die Konstruktion kleiner wählt, so funktioniert die Kiste im Bass nicht mehr als Horn, sondern als offene Konstruktion.
Zweitens gibt es die Ansicht, dass die Aufstellung z.B. in einer Ecke das Horn verlängert und die Trichteröffnung vergrössert. Tatsächlich aber ist dies in den seltensten Fällen so und damit verstärkt sich die Basswiedergabe so, wie sie sich auch bei einer normalen Box bei Eckaufstellung verstärkt. Jedenfalls wird die Basswiedergabe nur bedingt zu tieferen Frequenzen hin ausgeweitet.
Und drittens hängt der tatsächliche Lautstärkegewinn nicht nur von der Hornkonstruktion ab, sondern in hohem Masse auch vom Treiber, also dem verwendeten Lautsprecher. Das Gleiche gilt auch für Schallzeilen oder andere Mehrfach-Bestückungen.
Jetzt aber zu den konkreten Vorschlägen und ihren Unterschieden.
Der erste Unterschied bezieht sich auf die Frage, ob Party oder Musikgenuss, also ob eine Box gewünscht ist, welche die Musik eher druckvoll zur Geltung bringt, dabei aber nicht unbedingt alle Feinheiten ausgewogen wiedergeben muss. Eine Party- oder PA-Box muss nicht zwingend schlecht klingen, nur ist der ausgewogene Klang erst in zweiter Linie entscheidend. Wichtig ist eine hohe erzielbare Lautstärke ohne Verzerrungen. Und da die Partyräume (oder auch andere Veranstaltungsräume) meist akustisch nicht optimal sind und ein Dröhnen durch mangelnde Dämpfung oft festzustellen ist, darf die Tiefbasswiedergabe (unter 50Hz) ruhig schwächer ausfallen. Andererseits ist eine kräftige Basswiedergabe (50 bis100Hz) erwünscht, ebenso eine gute Höhenwiedergabe bis mindestens 15kHz.
Nehmen wir mal den Fall der Party- und PA-Box. Diese wird üblicherweise als geschlossene oder Bassreflexbox gebaut. Eine Partybox sollte bis etwa 50Hz übertragen können, bei einer PA-Box reichen etwa 80Hz, wenn man bei Bedarf einen Subwoofer hinzu fügt. 80Hz ist der tiefste Ton einer normalen Gitarre.
http://www.monacor.de/typo3/index.php?id...r=DE&typ=u
Dies wäre ein möglicher Breitbandlautsprecher, der zusammen mit Hochtönern ( http://www.monacor.de/typo3/index.php?id...r=DE&typ=u oder http://www.monacor.de/typo3/index.php?id...r=DE&typ=u ) bei einer 20 Liter geschlossener Box ab 118Hz und bei einer 36 Liter Bassreflex ab 74Hz arbeiten würde.
Man könnte auch zur gerichteten Wiedergabe bei Bassreflex dem Breitbänder ein konisches Horn vorsetzen, das bei einer Hornlänge von etwa 30cm einen Trichterdurchmesser von rund 60cm aufweist. Damit wäre eine Richtwirkung ab rund 170Hz möglich.
Als Musikerbox wäre diese Konstruktion sowohl als Instrumental- als auch Gesangsbox denkbar.
Ich habe hier eine mittelgrosse Box gewählt, die ich erstens mit Hochtönern ergänzt habe, um den Höhenbereich zu verbessern und auszudehnen und ich habe auf einen hohen Kennschalldruck geachtet. Hier die Weichenvarianten für den Breitbänder und das Hochtonhorn oder den Piezo-Hochtöner.
Im Grunde war dies ein kleiner Vorgriff, aber die Überlegungen lassen sich am besten an konkreten Beispielen darstellen.
Diese PA-Box als Bassreflex oder geschlossene Konstruktion (Bassreflex ist vorzuziehen, da damit die Membranamplitude verringert wird, was bei diesem Lautsprecher mit nur gerade +/- 2mm linearem Hub von Vorteil ist!) zeigt einmal, dass man bei der Weichenkonstruktion wie dort erwähnt nicht nur die Trennfrequenz beachten muss, sondern auch die Impedanz, die bei der angestrebten Frequenz massgebend ist. Weiter sieht man dies beim Hornhochtöner. Dort ist ein Vorwiderstand eingesetzt, welcher den Kennschalldruck angleicht. Und dementsprechend ist auch die Weiche nicht auf 8 Ohm berechnet, sondern auf die tatsächliche Impedanz.
Dass es Sinn macht, einen Hochtöner einzusetzen, zeigt sich am unlinearen Hochtonverlauf des Breitbänders. Und es zeigt sich auch, dass es durchaus Sinn macht, einen Piezo mit einem vorgeschalteten Filter von den tiefen Frequenzen und damit unnötiger NF-Spannung zu befreien. Damit ist nämlich eine etwas höhere Belastbarkeit des Hochtöners erreicht. Dass ein Piezo nicht unbedingt zur ersten Wahl zu zählen ist, ist bekannt. Allerdings sind diese Dinger recht preisgünstig und lange nicht so schlecht wie ihr Ruf. Zu Beginn der Piezo-Aera wurden diese Konstruktionen in verschiedenen Hifi-Boxen verbaut, also sollten sie auch in PA- und Musikerboxen nicht undiskutabel sein.
Diese Box sollte man bei Bedarf mit einem Subwoofer ergänzen, wenn wirklich Tiefbass gewünscht ist.
http://www.monacor.de/typo3/index.php?id...E&typ=full
Dieser Tieftöner in einem 90 Liter Bassreflexgehäuse, bestückt mit einer eigenen 2x200W Endstufe (4 Ohm) sollte den Bass wirklich bringen können. Er ist aber nicht unbedingt für den Bühnenbetrieb oder grosse Beschallungen gedacht, sondern eher für mittlere Lautstärken.
Die Berechnung des Gehäuses und des Bassreflexrohrs ist mit entsprechenden Programmen keine Hexerei.
Die erste Frage ist, welche Art von Lautsprecher man sich vorstellt. Soll es eine Partybox werden oder eine feine Konstruktion für Klassik?
Wie gross darf das Gehäuse werden?
Und was ist wichtig beim Abhören? Soll eine möglichst optimale Abhöre im ganzen Raum gegeben sein oder ist ein kleiner, dafür optimal klingender Sweet-Spot massgebend?
Ist eine passive Variante vorgesehen oder ist für jeden Zweig ein eigener Endverstärker denkbar?
Alle diese Fragen gilt es im Vorfeld zu klären.
Betrachten wir nochmals die Gehäuse, so ist die einfachste Konstruktion die offene Schallwand. Sie soll den akustischen Kurzschluss verhindern, also den Einfluss des rückwärtigen Schalls auf den frontseitigen. Dies gelingt dann, wenn der Umweg von hinten nach vorn länger ist als die halbe Schallwellenlänge. Dies ergäbe eine Unterstützung des vorderen Schalls.
Nehmen wir an, wir würden eine kreisrunde Schallwand verwenden und den Lautsprecher genau ins Zentrum platzieren, so ergäbe sich eine untere Grenzfrequenz, nämlich etwas tiefer als die halbe Wellenlänge, wie soeben erklärt. Mit steigender Frequenz, also etwa bei einer Wellenlänge = Schallwanddurchmesser ergäbe sich wieder eine Auslöschung, das Selbe bei 2 und 3 und 4.... Wellenlängen. Es kommt also zu einer Welligkeit in der Wiedergabe. Bei höheren Frequenzen strahlt der Lautsprecher erstens gebündelt ab (wenn die Membran grösser als etwa die halbe Wellenlänge ist) und zweitens verhindern Korb und Magnet eine rückwärtige Höhenabstrahlung.
Eine solche Welligkeit treffen wir ebenfalls bei der Transmission-Line an, wie auch beim Horn. Bei der TML haben wir einesteils die Helmholz-Resonanz bei einer Kanallänge von ¼ der Wellenlänge. Weiter bildet der Kanal auch eine Umwegleitung, sodass bei halber Wellenlänge eine Unterstützung auftritt, bei einer Kanallänge gleich der Wellenlänge aber kommt es zu einer Auslöschung. Und auch dies wiederholt sich...
Beim Horn sollte es zumindest theoretisch nur zu zwei Resonanzen kommen, nämlich einmal beim Horn-Anfang, bezw. dessen Durchmesser, und zweitens beim Horn-Ende, also der grossen Trichteröffnung. Tatsächlich gibt es da aber eine Vielzahl von Resonanzen und diese Zahl nimmt noch zu, wenn man das Horn aus Platzgründen nicht gestreckt oder leicht und kontinuierlich gebogen baut, sondern mehrfach und jeweils um 180 Grad geknickt konstruiert. Jeder Teilabschnitt hat da seine eigene Resonanz.
Für den Selbstbau ist es vorteilhafter, gerade bei TML und Hörnern auf Bauvorschläge zurückzugreifen, wenn man nicht eine Unzahl an Konstruktionen als „Lehrgeld“ bezahlen will.
An dieser Stelle noch Hinweise zum Horn: Man liest oft von Basshörnern. Dies ist bei entsprechender Grösse möglich (siehe Beitrag zu den Gehäusekonstruktionen), aber wenn man die Konstruktion kleiner wählt, so funktioniert die Kiste im Bass nicht mehr als Horn, sondern als offene Konstruktion.
Zweitens gibt es die Ansicht, dass die Aufstellung z.B. in einer Ecke das Horn verlängert und die Trichteröffnung vergrössert. Tatsächlich aber ist dies in den seltensten Fällen so und damit verstärkt sich die Basswiedergabe so, wie sie sich auch bei einer normalen Box bei Eckaufstellung verstärkt. Jedenfalls wird die Basswiedergabe nur bedingt zu tieferen Frequenzen hin ausgeweitet.
Und drittens hängt der tatsächliche Lautstärkegewinn nicht nur von der Hornkonstruktion ab, sondern in hohem Masse auch vom Treiber, also dem verwendeten Lautsprecher. Das Gleiche gilt auch für Schallzeilen oder andere Mehrfach-Bestückungen.
Jetzt aber zu den konkreten Vorschlägen und ihren Unterschieden.
Der erste Unterschied bezieht sich auf die Frage, ob Party oder Musikgenuss, also ob eine Box gewünscht ist, welche die Musik eher druckvoll zur Geltung bringt, dabei aber nicht unbedingt alle Feinheiten ausgewogen wiedergeben muss. Eine Party- oder PA-Box muss nicht zwingend schlecht klingen, nur ist der ausgewogene Klang erst in zweiter Linie entscheidend. Wichtig ist eine hohe erzielbare Lautstärke ohne Verzerrungen. Und da die Partyräume (oder auch andere Veranstaltungsräume) meist akustisch nicht optimal sind und ein Dröhnen durch mangelnde Dämpfung oft festzustellen ist, darf die Tiefbasswiedergabe (unter 50Hz) ruhig schwächer ausfallen. Andererseits ist eine kräftige Basswiedergabe (50 bis100Hz) erwünscht, ebenso eine gute Höhenwiedergabe bis mindestens 15kHz.
Nehmen wir mal den Fall der Party- und PA-Box. Diese wird üblicherweise als geschlossene oder Bassreflexbox gebaut. Eine Partybox sollte bis etwa 50Hz übertragen können, bei einer PA-Box reichen etwa 80Hz, wenn man bei Bedarf einen Subwoofer hinzu fügt. 80Hz ist der tiefste Ton einer normalen Gitarre.
http://www.monacor.de/typo3/index.php?id...r=DE&typ=u
Dies wäre ein möglicher Breitbandlautsprecher, der zusammen mit Hochtönern ( http://www.monacor.de/typo3/index.php?id...r=DE&typ=u oder http://www.monacor.de/typo3/index.php?id...r=DE&typ=u ) bei einer 20 Liter geschlossener Box ab 118Hz und bei einer 36 Liter Bassreflex ab 74Hz arbeiten würde.
Man könnte auch zur gerichteten Wiedergabe bei Bassreflex dem Breitbänder ein konisches Horn vorsetzen, das bei einer Hornlänge von etwa 30cm einen Trichterdurchmesser von rund 60cm aufweist. Damit wäre eine Richtwirkung ab rund 170Hz möglich.
Als Musikerbox wäre diese Konstruktion sowohl als Instrumental- als auch Gesangsbox denkbar.
Ich habe hier eine mittelgrosse Box gewählt, die ich erstens mit Hochtönern ergänzt habe, um den Höhenbereich zu verbessern und auszudehnen und ich habe auf einen hohen Kennschalldruck geachtet. Hier die Weichenvarianten für den Breitbänder und das Hochtonhorn oder den Piezo-Hochtöner.
Im Grunde war dies ein kleiner Vorgriff, aber die Überlegungen lassen sich am besten an konkreten Beispielen darstellen.
Diese PA-Box als Bassreflex oder geschlossene Konstruktion (Bassreflex ist vorzuziehen, da damit die Membranamplitude verringert wird, was bei diesem Lautsprecher mit nur gerade +/- 2mm linearem Hub von Vorteil ist!) zeigt einmal, dass man bei der Weichenkonstruktion wie dort erwähnt nicht nur die Trennfrequenz beachten muss, sondern auch die Impedanz, die bei der angestrebten Frequenz massgebend ist. Weiter sieht man dies beim Hornhochtöner. Dort ist ein Vorwiderstand eingesetzt, welcher den Kennschalldruck angleicht. Und dementsprechend ist auch die Weiche nicht auf 8 Ohm berechnet, sondern auf die tatsächliche Impedanz.
Dass es Sinn macht, einen Hochtöner einzusetzen, zeigt sich am unlinearen Hochtonverlauf des Breitbänders. Und es zeigt sich auch, dass es durchaus Sinn macht, einen Piezo mit einem vorgeschalteten Filter von den tiefen Frequenzen und damit unnötiger NF-Spannung zu befreien. Damit ist nämlich eine etwas höhere Belastbarkeit des Hochtöners erreicht. Dass ein Piezo nicht unbedingt zur ersten Wahl zu zählen ist, ist bekannt. Allerdings sind diese Dinger recht preisgünstig und lange nicht so schlecht wie ihr Ruf. Zu Beginn der Piezo-Aera wurden diese Konstruktionen in verschiedenen Hifi-Boxen verbaut, also sollten sie auch in PA- und Musikerboxen nicht undiskutabel sein.
Diese Box sollte man bei Bedarf mit einem Subwoofer ergänzen, wenn wirklich Tiefbass gewünscht ist.
http://www.monacor.de/typo3/index.php?id...E&typ=full
Dieser Tieftöner in einem 90 Liter Bassreflexgehäuse, bestückt mit einer eigenen 2x200W Endstufe (4 Ohm) sollte den Bass wirklich bringen können. Er ist aber nicht unbedingt für den Bühnenbetrieb oder grosse Beschallungen gedacht, sondern eher für mittlere Lautstärken.
Die Berechnung des Gehäuses und des Bassreflexrohrs ist mit entsprechenden Programmen keine Hexerei.